Das Badische Landesmuseum stellt sich seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Ausstellung „Unrecht & Profit“ zeigt Objekte aus der Sammlung, die aus unrechtmäßigen Entzugskontexten stammen.
Während der Diktatur konnte das Museum Kulturgüter von Verfolgten des NS-Regimes meist kostengünstig erwerben und so seine Sammlungen bereichern. Über 70 erstmals präsentierte Werke aus den Bereichen Keramik, Malerei, Skulptur und Textil von der Antike bis zum Jugendstil verdeutlichen, in welchem Maße ein vermeintlich „unverdächtiges“ kulturgeschichtliches Museum wie das Badische Landesmuseum in der NS-Zeit agierte und profitierte.
Die Entzugskontexte mit den dazugehörigen Objekten sind eng mit der Geschichte des Badischen Landesmuseums von seiner Wiedereröffnung 1921 bis hin zur unmittelbaren Nachkriegszeit verknüpft. Ein Schwerpunkt liegt auf den 1930er- und 1940er-Jahren. Die Exponate der Sonderausstellung verdeutlichen die systematische Aneignung persönlichen Eigentums jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Ein Beispiel ist eine mittelalterliche Skulptur, die 1943 als Nachtrag auf einer Liste mit Gemälden aus „nichtarischem Besitz“ erfasst wurde. Sie entstammt einem der 80 sogenannten „Lifts“ – Umzugsgut jüdischer Familien, das aus Mannheim nach Amsterdam oder Rotterdam transportiert, jedoch wieder zurückgebracht wurde. Rund 600 Container mit Hausrat wurden gezielt nach „museumswürdigen“ Objekten durchsucht. Neben der Skulptur gelangten auch sechs Gemälde in das Depot des Badischen Landesmuseums, wo sie jahrzehntelang unbeachtet blieben.
Eine japanische Figur mit dem Namen „Daikoku“ kam 1943 über die „M-Aktion“ nach Karlsruhe. Diese Aktion, gesteuert vom „Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“, zielte auf die Räumung tausender Wohnungen vertriebener Jüdinnen und Juden in Paris. Möbel und Hausrat wurden in Eisenbahnwaggons nach Deutschland transportiert und verteilt. Auch ein Puppenservice, das 1940 aus einer jüdischen Wohnung beschlagnahmt wurde, sowie ein kleiner Bronze-Mörser mit lateinischer Inschrift, 1943 von einem Kunsthändler erworben, stehen exemplarisch für die gezielte Aneignung.
Auch das Museum als Gebäude ist Thema der Ausstellung. Die Institution profitierte nicht nur durch den Erwerb unrechtmäßig entzogener Kulturgüter, sie diente zugleich als Kulisse für die Inszenierung nationalsozialistischer Macht – etwa durch die Nutzung der Schlossfassade und des Platzes davor für NS-Kundgebungen.
Die Präsentation zeigt außerdem die Arbeit der Provenienzforschung anhand großformatiger Abbildungen von Zeitungsausschnitten, Entzugslisten und Pressefotos. Diese veranschaulichen die Quellenlage und die oft jahrelange Spurensuche, die notwendig ist, um die Herkunft der Objekte und die Schicksale ihrer früheren Eigentümer aufzuklären. Diese Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen: Zwei Erwerbungen der 1970er-Jahre stehen exemplarisch für noch offene Fragen. Sie verdeutlichen, dass alle Ankäufe des Museums seit 1933 hinsichtlich eines möglichen verfolgungsbedingten Entzugs auf ihre Provenienzen geprüft werden müssen.
Während die Akteure auf Seiten des Museums und der staatlichen Institutionen benannt und als Täter im Sinne der NS-Ideologie angesprochen werden können, sind die Namen der Geschädigten meist nicht mehr zu ermitteln. So stehen die in der Ausstellung gezeigten Objekte auch stellvertretend für die unbekannten Opfer der Verfolgung.
Unrecht & Profit
Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus
12. April – 28. September 2025
Der Besuch ist im Eintrittspreis für die Sammlungen enthalten: 8 Euro, erm. 6 Euro
Di–Do, 10–17 Uhr, Fr–So, Feiertage 10–18 Uhr
Der Eintritt ist im Museumspreis enthalten.