Mit einer Großübung auf dem Gartenschaugelände haben sich Einsatzkräfte des DRK aus dem Landkreis Freudenstadt gemeinsam mit der Baiersbronner Feuerwehr, der Bergwacht und der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) auf den Ernstfall vorbereitet.
Ausgangssituation der Übung war ein Szenario, das so hoffentlich nicht passiert, aber jederzeit passieren könnte:
Die Fahrerin eines mit zahlreichen Personen besetzten Busses erleidet am Steuer einen Schlaganfall, verliert die Kontrolle über das Fahrzeug und fährt gegen einen Baum. Nicht nur im Bus, sondern auch im Umfeld des Busses werden Personen teilweise schwer verletzt. Andere verlassen den Bus aufgrund des psychischen Ausnahmezustandes in Panik und verschwinden im Wald.
Auch eine angetrunkene und eine zuckerkranke Person befinden sich im Bus und benötigen Hilfe.
Die Unfallstelle, die die beiden Einsatzkoordinatoren, Jürgen Maser, Rotkreuzbeauftragter des DRK-Kreisverbands Freudenstadt, und Gesamtfeuerwehrkommandant Martin Frey aus Baiersbronn, für den Einsatz ausgewählt hatten, lag unweit der Kapelle im Friedrichstal.
Alle Übungsteilnehmer hatten sich deshalb bereits vor Übungsbeginn um 9 Uhr beim Baiersbronner Feuerwehrhaus mit ihren jeweiligen Einsatzfahrzeugen versammelt. Neben den zahlreichen Vertretern des DRK samt Rettungshundestaffel waren neun Feuerwehrkameraden mit einem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20) vor Ort, acht Mitglieder der Bergwacht mit Bergrettungsfahrzeug und Mannschaftstransportwagen sowie acht Mitglieder der Psychosozialen Notfallversorgung mit ihrem Einsatzfahrzeug.
Auch Bürgermeister Michael Ruf verfolgte den Einsatz interessiert. Gestartet wurde mit der Registrierung der Einsatzkräfte und einem kurzen Briefing, bei dem Codeworte ausgetauscht und die wichtigsten Fakten besprochen wurden.
Der eigentliche Einsatz startete im Anschluss mit der Alarmierung und dem Ausrücken der ersten Einsatzfahrzeuge.
Nach dem Eintreffen am Unfallort erfolgte eine Lageeinschätzung und die Erstversorgung der Verletzten durch die ebenfalls anwesende Notärztin
Aufgrund der großen Anzahl verletzter Personen – im Rettungswesen spricht man von einem „Massenanfall von Verletzten“ (MANV) – wurden weitere Einsatzkräfte nachalarmiert. So beispielsweise die Bergwacht und die Rettungshundestaffel, die im Wald am Unfallort mit vier ausgebildeten Rettungshunden nach den verschwundenen Personen gesucht und diese dann auch geborgen hatten, soweit das erforderlich gewesen war.
Im Tal unterhalb der Unfallstelle hatten weitere Einsatzkräfte zwischenzeitlich ein „Lazarett“ mit Zelten für die Versorgung der verletzten Personen aufgebaut. Die „Mimen“-Gruppe aus Reihen des Jugendrotkreuzes, unter der Leitung von Annabelle Cornitzius, spielte die verletzen und verwirrten Personen so gut, dass sie – präpariert mit künstlichem Blut und aufgemalten Platzwunden – von Personen nicht zu unterscheiden waren, die ein solches Szenario tatsächlich durchleben müssen. Für sie gab es nach Übungsende deshalb auch ein einhelliges und großes Lob.
Für den mentalen Beistand in dieser Ausnahmesituation war zudem die Psychosoziale Notfallseelsorge, an diesem Tag unter der Leitung von Sophie Randecker, nach Alarmierung vor Ort. Die ausgebildeten Notfallseelsorger beruhigten beispielsweise eine Schwangere, die Angst hatte, infolge des Unfalles ihr ungeborenes Kind zu verlieren. Die Sicherung des Busses oblag der Feuerwehr.
Nach dem Übungsende gegen 11.20 Uhr erfolgte eine inoffizielle Nachbesprechung auf Leitungsebene.
DRK-Kreisverbandspräsident Dr. Roland Lepold und Lions-Präsident Thomas Reichert hatten Grillwürste für ein Vesper nach dem Einsatz gegrillt. Getränke dazu gab es von der Feuerwehr. Beim gemeinsamen Mittagessen bot sich Gelegenheit, den Einsatz noch einmal nachwirken zu lassen.
Feuerwehrkommandant Martin Frey bedankte sich für die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Blaulichtorganisationen. „Das hat sehr gut funktioniert.“ Dasselbe gelte für die Einrichtung der Zeltstadt mit Lazarett.
Bürgermeister Michael Ruf attestierte den Beteiligten einen „sehr professionellen, routinierten und engagierten“ Einsatz. Ihn beruhige es, im Ernstfall eine so gute Truppe vor Ort zu wissen. „Sie haben heute bewiesen, dass sie es können“, so Ruf.
Notärztin Dr. Isolde Seyler-Würth erinnerte daran, dass der Einsatz ohne hauptamtlichen Rettungsdienst absolviert werden musste. Das habe trotzdem gut funktioniert. „Mir ist deshalb vor nichts mehr bange“, so Seyler-Würth.
Kreisbereitschaftsleiterin Gisela Lobmiller lobte vor allem den eingerichteten Behandlungsplatz. „Der hat mir super gefallen.“ Anderes könne man noch üben – dafür führe man solche Übungen ja schließlich durch.
DRK-Kreisverbandspräsident Dr. Roland Lepold dankte für das riesige Engagement der beteiligten Einsatzkräfte und Helfer. Weil Katastrophen immer häufiger passierten, seien solche Übungen so wichtig.