Am Sonntag, dem 06. Oktober 2024, feiern die Dossenheimer Kirchengemeinden das Erntedankfest. In früheren Zeiten brachten die hiesigen landwirtschaftlichen Betriebe zu Erntedank einen kleinen Teil ihrer Feldfrüchte zu ihrer Kirche. Mit diesen Früchten wurde für den Erntedankgottesdienst der Altar geschmückt. Die Bauern stellten die Gaben bewusst und gerne bereit, denn die Freude und Dankbarkeit über eine gute Ernte lösten bei ihnen die Sorge um das Gedeihen ihrer Kulturen ab. Mit voller Inbrunst wurde im Gottesdienst das ursprüngliche Bauernlied „Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land“ gesungen. In ländlichen Gegenden schloss sich dem Gottesdienst eine Erntefeier mit Musik und Tanz an. Nach dem Erntedanksonntag bekamen hilfsbedürftige Menschen die für den Erntedankaltar gespendeten Gaben.
Und heute? Nur noch wenige Menschen kennen dieses Fest bzw. begehen es aktiv oder bringen Feldfrüchte und andere Lebensmittel zur Kirche. Da wir nur noch einen relativ kleinen Prozentsatz unserer eigenen Kaufkraft für Lebensmittel aufbringen müssen und zudem bei Obst und Gemüse durch Importe aus aller Herren Länder die Beschränkung auf saisonale Angebote aufgehoben ist, hat bei vielen Menschen die Wertschätzung für Lebensmittel abgenommen.
Erntefeste gab es in der bäuerlichen Bevölkerung schon immer. Im Christentum entwickelten sich daraus Erntedankfeiern, ohne festen kalendarischen Termin. Ein Erlass von Friedrich II. von Preußen aus dem Jahre 1773 legte das Erntedankfest in der evangelischen Kirche auf den ersten Sonntag nach dem Michaelistag (29. September). Für die katholische Kirche hat die Deutsche Bischofskonferenz 1972 den ersten Sonntag im Oktober für Erntedankgottesdienste festgelegt, wenn auch nicht verpflichtend. Auch in der evangelischen Kirche wird heutzutage Erntedank in der Regel am ersten Sonntag im Oktober gefeiert.
In manchen Regionen Deutschlands fertigen die Bauern wie früher zu Erntedank immer noch eine Erntekrone. Ein kronenähnliches Gestell aus Metall oder Holz wird mit Getreideähren umwickelt und mit Blumen und bunten Bändern geschmückt. Die vier Arme der Krone stehen symbolisch für Sorge, Hoffnung, Freude und Dankbarkeit, jeweils im Kontext von Aussaat, Ernte und Erntedank. Der Kranz, der die Arme verbindet, steht für den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Auch die Farben der Bänder besitzen eine Symbolik: Rot symbolisiert die reifen Früchte, Grün steht für die Farbe der Blätter, Gelb für das reife Getreide und die Sonne, Blau symbolisiert das Wasser und den Himmel und Braun Brot und Erde. Das goldene Band steht für die Kirchenglocke, die den Erntedanksonntag einläutet. Die Krone erinnert daran, wie Landwirte täglich hart arbeiten, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Ihre Arbeit trägt zudem maßgeblich zur lokalen Wertschöpfung und damit zur Lebensqualität im ländlichen Raum bei. Besondere Herausforderungen, wie Überschwemmungen oder Hitzeperioden, zeigen, wie kostbar und alles andere als selbstverständlich die Gaben der Erde sind.
Am Sonntag, dem 06. Oktober 2024 laden ab 11.30 Uhr die Landfrauen und der Obst- und Gartenbauverein – beides Vereine, die ihre Wurzeln in der Landwirtschaft haben – nach den Gottesdiensten in den Dossenheimer Kirchen zu einem geselligen Erntedankfest in die Scheune des Heimatmuseums ein. Dort können Sie einiges von dem, was Sie in unseren Berichten in den letzten Wochen gelesen haben, auch sehen, schmecken und riechen. Sie sind herzlich eingeladen.
Weitere Informationen finden Sie wie immer auch auf unserer Homepage unter www.ogv-dossenheim.de.
Text: Werner Schröder