Die Städtepartnerschaft zwischen dem polnischen Sieradz und Gaggenau besteht seit 25 Jahren. Das wird am zweiten Maiwochenende gefeiert. Etwa 40 Gäste aus Polen reisen an und eine kleine Delegation aus dem französischen Annemasse.
Nachdem der Eiserne Vorhang gefallen war und die europäischen Grenzen nach Osten sich öffneten, gab es in den 90er Jahren seitens vieler deutscher Städte Bemühungen, die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg mit den östlichen Nachbarn, insbesondere Polen, voranzutreiben. Dies geschah im Sinne des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags, in dem sich 1991 die Länder eine gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit versprochen hatten.
Eine freundschaftliche Verbindung zu Annemasse bestand bereits seit 30 Jahren, und die französischen Freunde unterstützen die Bemühungen Gaggenaus, auch in Polen eine Städtepartnerschaft einzugehen. Letztlich ging die erste schriftliche Kontaktaufnahme von Sieradz aus, einer 40.000-Einwohnerstadt mitten in Polen, 60 Kilometer südwestlich von Łódź, rund 1.000 Kilometer entfernt von Gaggenau.
Offen, herzlich und interessiert
Der damalige Präsident Krzysztof Michalski hatte mitgeteilt, dass man sehr an partnerschaftlichen Kontakten auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet mit der Stadt Gaggenau interessiert sei, und lud eine Delegation der Stadt nach Sieradz ein. Bei ersten „Schnupperbesuchen“ von Gemeinderäten und dem damaligen Oberbürgermeister Michael Schulz erlebten sie die Menschen in Sieradz als sehr offen, herzlich und interessiert. Offiziell besiegelt wurde die Städtepartnerschaft mit Sieradz am 15. Oktober 2000 durch den damaligen Präsidenten von Sieradz, Krzysztof Michalski, und dem damaligen Gaggenauer Oberbürgermeister Michael Schulz. Mit dabei war eine Delegation aus Annemasse. Die französische Partnerstadt hat die Patenschaft für die deutsch-polnische Partnerschaft übernommen. „Partnerschaften und Freundschaften lassen sich bekanntlich nicht verordnen“, sagte Schulz bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde. „Sie müssen wachsen, und zwar im Herzen der Menschen.“
Junge Menschen leben den europäischen Gedanken
Dass junge Menschen Freundschaften schließen konnten, dafür engagierte sich die Realschule. Sie war von Anfang an interessiert an einer Schulpartnerschaft und gründete diese schließlich 1998 mit dem Gymnasium Nr. 1, einer Schulform, die der Realschule entspricht. Der Schüleraustausch wird heute noch regelmäßig gepflegt. Jugendliche lernen das Familienleben und den (Schul-)Alltag Gleichaltriger hautnah kennen. Die Verständigung erfolgt dabei auf Deutsch, „mit Händen und mit Füßen“ und manchmal etwas Englisch. „Es geht einfach um das Miteinander und darum, dass wir das Europäische leben“, sagte Schulleiter Axel Zerrer beim jüngsten Schülerempfang im Rathaus.
Der europäische Gedanke wird zudem gelebt beim trinationalen Jugendaustausch. Reihum in Sieradz, Annemasse und Gaggenau verbringen Jugendliche aus diesen drei Städten eine erlebnisreiche Woche. Diese steht immer unter einem anderen Thema. „Die Jugendlichen haben dabei immer viel Spaß“, heißt es vonseiten des städtischen Hauptamts. In diesem Jahr dreht sich alles um die Kunst, wenn im August Jugendliche am Schloss Rotenfels zusammenkommen. Zu besonderen Anlässen besuchen sich Delegationen aus Gaggenau und Sieradz gegenseitig – das zehnjährige Bestehen der Partnerstadt etwa wurde gebührend in Gaggenau gefeiert.
Programm: Maimarkt, Führungen und Festakt
Als Nächstes steht das Fest zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Sieradz – Gaggenau an. Etwa 40 Gäste aus Sieradz und einige Gäste aus Annemasse werden erwartet. Auftakt des Festwochenendes ist der Fassanstich zur Eröffnung des Maimarkts am Freitag, 9. Mai, um 17.30 Uhr auf dem Annemasseplatz.
Es ist eine kleine Stadtführung geplant sowie ein Besuch bei der Firma König Metall. Sie betreibt unter anderem ein Blech- und Biegetechnikwerk in Polen.
Beim Festempfang mit geladenen Gästen sind am Samstagabend die Gründungsväter der Partnerschaft zu einer Talkrunde eingeladen. Außerdem wird das Partnerschaftsversprechen feierlich erneuert.