Sehr schnell ausverkauft waren die Karten für das 5. Neulußheimer Nachtcafé im ev. Gemeindehaus Neulußheim. Der mit kleinen runden Tischen gemütlich eingerichtete große Saal war schnell besetzt. Hanni Schneider von der Gruppe Morgenlob begrüßte die Gäste zum „Kurpfälzer Abend“ – so der Titel der Veranstaltung.
Michael Landgraf, Schriftsteller und Kulturakteur aus Neustadt führte zusammen mit dem hervorragenden Musiker Uli Valnion, der selbst gedichtete und komponierte Lieder mit seiner Gitarre auf pfälzisch vortrug, durch den kurzweiligen Abend. Auch Tontechniker Janis Bauer trug zum Gelingen des Abends bei.
Michael Landgraf, Mitbegründer des Neustädter Bibelmuseums, erzählte aus der Geschichte der Pfalz, die früher ein sehr viel größeres Gebiet umfasste als uns heute bekannt ist. So gehörten auch die Städte Mosbach, Bamberg, Mannheim und Heidelberg zur Pfalz. Im Jahr 1708 wanderten viele Pfälzer aus religiösen Gründen nach Amerika aus; so gibt es bis heute in Pennsylvania viele Pfälzer, die tatsächlich „pennsylvanisch“, also eine vorder-/kurpfälzische Sprachvariante sprechen.
Michael Landgraf rezitierte immer wieder Texte aus seinen Büchern, die er Großteils auf pfälzisch geschrieben hat. Zitate von Bertolt Brecht wie z. B. „Tot ist man erst, wenn keiner mehr an einen denkt“ hören sich auf pfälzisch noch mal ganz anders an. Die 10 Gebote auf pfälzisch „isch bin dein Herrgott, her mol zu“ sind in Mundart vorgetragen viel emotionaler. Das Gebet, auf pfälzisch von Uli Valnion gesungen, „Herr, dummel dich mol“, drückt den Wunsch aus, dass Gott doch endlich eingreifen möge, bei den vielen Ungerechtigkeiten in dieser Welt. Auch das Lied „Ich bin ned neidisch, ich will's bloß verstehe“, fand Anklang beim Publikum.
Schon Martin Luther habe dem Volk aufs Maul geschaut, als er die Bibel vom Hebräischen ins Deutsche übersetzte. So konnten die Menschen endlich die Bibel selbst lesen, denn die Buchdruckkunst von Johannes Gutenberg machte die Schriften den Menschen zugänglich.
Für die Pfälzer und für die, die es verstehen, gibt es die Bibel von Michael Landgraf auf pfälzisch übersetzt.
Die Texte und Lieder von den beiden Pfälzern waren nicht nur humor- und gefühlvoll, sondern auch gesellschaftskritisch. Das bekannte Lied „Die Gedanken sind frei“ passte perfekt sowohl auf Hochdeutsch, als auch auf Pfälzisch und stellte den Bezug zum Hambacher Schloss her, dem Sinnbild der Demokratie für ganz Deutschland. Auch hierzu hat Michael Landgraf ein Buch mit dem Titel „Weisheiten uff pälzisch“ geschrieben, aus welchem er z. B. Cicero mit „Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg“ auf pfälzisch zitierte.
Uli Valnion unterstrich die Texte mit seinen Liedern über das Glück und die Liebe. Ein Glückstag war es für ihn, als eigentlich alles den Tag über passte, bis auf die Heimfahrt: „Wegge so äm vollgsoffene Idiot wär isch faschd dod“, war der unkonventionelle Text dieses Liedes. Bei dem Liebeslied mit dem Refrain „wegge dere bleib isch noch do“, blieb offen, wer letztlich damit gemeint war.
In der Pause hatten die Damen vom Morgenlobteam ein sehr ansprechendes Büfett mit Fingerfood aufgebaut, welches viel Lob hervorrief.
So war dieser Abend schmackhaft, unterhaltsam, aber auch sehr lehrreich, was die Geschichte der Pfalz und der Kurpfalz betrifft. Michael Landgraf und Uli Valnion verstanden es hervorragend, die BesucherInnen in ihre Geschichten und Lieder über das Leben in der Pfalz mit einzubeziehen.
Hanni Schneider bedankte sich zum Schluss bei allen, die gekommen waren und bei den beiden Akteuren mit Biowein – natürlich aus der Pfalz.
Hanni Schneider