Fortsetzung des Artikels „Der Bauernkrieg am Letzenberg“ von Dionys Wipfler (aus dem Heimatbuch Malsch von 1983):
"Doch die Zecher hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Den Mitverschworenen Laux Rapp packten Gewissensbisse und er hinterbrachte das Komplott dem Fürstbischof nach Udenheim (Philippsburg), der die Enthüllung zuerst nicht ernst nahm. Doch nach dessen zweiter Vorsprache und dem Hinweis eines Theobald von Udenheim an den Amtmann Peter Nagel aus Dirmstein, dass es nächstens ein feines Spiel absetzen werde und der Bürger Fritz (Jost) von Untergrombach den verwegenen Plan kenne, eilte Bischof Ludwig schleunigst nach Heidelberg, um sich der Hilfe zu versichern und der Gefahr vorzubeugen. Seine Amtsleute fanden sich überraschend in den Dörfern ein, ergriffen die Hauptleute und angesehensten Mitglieder des „Bundschuh“ und brachten sie in sichere Verwahrung, was den Mitverschworenen den Mut nahm und den Aufstand vereitelte. Zu Bruchsal, Udenheim, Grombach und Mingolsheim hielt man Gericht. Etliche Schuldige wurden enthauptet, gevierteilt oder an der Straße zur Warnung aufgehängt. Anderen wurden die Finger abgehauen und sie erhielten Landesverweis oder empfindliche Geldstrafen. Begnadigungen sind nur wegen jugendlichen Alters und Unbesonnenheit ausgesprochen worden.
Auf diese Weise erstickte der Fürstbischof Ludwig den Bundschuh-Aufstand im Keime. Überdies erließ er zusammen mit den benachbarten Fürsten am 30. Mai 1502 in Heidelberg Bestimmungen, die ähnlichen Empörungen sicher begegnen sollten. Den Hintergründen der Verschwörung nachzugehen oder die allgemeinen Grundübel gar zu beseitigen, daran dachte man nicht. So war es schließlich kein Wunder, dass es überall im Lande hin und wieder rumorte, und die Bauern sich endlich 1525 mit offener Gewalt Luft zu verschaffen suchten.
Fürstbischof Philipp I., Freiherr von Rosenberg, der Nachfolger von Bischof Ludwig, war am 03.02.1513 verstorben. 67. Fürstbischof von Speyer indessen, war am 12.02.1513 Georg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern, geworden. Auf dem Jettenbühl im benachbarten Heidelberg regierte sein mächtiger Bruder als Kurfürst Ludwig V. Die Verhältnisse, unter denen Fürstbischof Georg sein Amt antrat, waren nicht die besten. Gleich anfangs hatte er sich mit finanziellen Problemen auseinanderzusetzen. Auch machte ihm die neue Lehre zu schaffen, die in der Geistlichkeit Anklang fand."
Anmerkungen: Der erwähnte Joß Fritz wurde um 1470 in Untergrombach als Sohn einer leibeigenen Familie geboren. Er verließ seine Heimat, um sich auf der Wanderschaft als Landsknecht zu verdingen. Es wird angenommen, dass er sich in dieser Zeit das Lesen und Schreiben aneignete. Er kehrte in seine Heimat zurück, wollte sich aber mit der Ausbeutung und Unterdrückung der Landbevölkerung (vor allem der Bauern) nicht mehr abfinden.
Wie erwähnt, war er 1501/02 einer der Initiatoren der Bundschuh-Bewegung. Diese verlangte unter anderem die Abschaffung der Zehnten, verschiedener Zölle, viele Sonderrechte der Adeligen und das allgemeine Nutzungsrecht der Wälder und der Fischgründe. Auf dem Höhepunkt hatte die Bewegung an die 7.400 Personen mobilisiert. Als der Aufstand zerschlagen war, floh Fritz in den schwäbischen Raum, heiratete dort und stand dann sogar in Diensten des Gerichtsherrn Balthasar von Blumeneck. Er soll um 1525 gestorben sein.
Von den drei erwähnten Fürstbischöfen, hier die wichtigsten Daten: Ludwig von Helmstatt (geboren um 1435), regierte das Hochstift Speyer von 1478 bis 1504. Er starb in der Festung Udenheim (Philippsburg). Sein Nachfolger Philipp von Rosenberg entstammte einem fränkischen Adelsgeschlecht und wurde um 1460 geboren. Er regierte von 1504 bis 1513. Auch er starb in der Festung Udenheim. Georg von der Pfalz wurde am 10.02.1486 auf Schloss Heidelberg als Sohn des Kurfürsten Philipp geboren. 1513 wurde er zum Bischof von Speyer gewählt und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod am 27.09.1529 im Schloss Kislau (R. Werner).