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500 Jahre Bauernaufstand (Teil 3)

Fortsetzung des Artikels „Der Bauernkrieg am Letzenberg“ von Dionys Wipfler (aus dem Heimatbuch Malsch von 1983): „Dies, so erzählt der Chronist...
Historischer Zehntkeller Malsch
Historischer Zehntkeller MalschFoto: Repro R. Werner

Fortsetzung des Artikels „Der Bauernkrieg am Letzenberg“ von Dionys Wipfler (aus dem Heimatbuch Malsch von 1983):

„Dies, so erzählt der Chronist in seinem Bericht, sei die Einleitung zum Aufstand des Jahres 1525 im Bistum Speyer gewesen: Schon am Mittwoch nach Ostern (19. April 1525) war der von dem Speyerer Bischof Georg von seiner Residenz Udenheim (heute Philippsburg) nach Rothenberg (bei Wiesloch) abgesandte Fuhrknecht Adam aus Kislau, welcher Wein von da (Burg Rotenberg) holen sollte, auf dem Rückweg von Ziphus, dem Sohne des Kochs in Kislau, und einigen anderen in Malsch überfallen worden, die von ihm zu erzwingen suchten, den Wein, statt ihn nach Udenheim zu bringen, ins Lager der aufständischen Bauern zu fahren.“

Dem Knecht gelang es jedoch, dank seiner guten Redekunst, aus den Händen der Angreifer zu entkommen. „Am andern Tag“, so fährt der Geschichtsschreiber fort, „haben sich gegen 50 Bauern außerhalb und bei Malsch auf einem Berg, genannt Bletzenberg, versammelt und denen von Mengelsheim (Mingolsheim) und anderen am Bruhrain geschrieben: Es ist der gemeinen Bauernschaft ernstlicher Wille und Befehl, daß ihr euere Gemeinen versammelt und wohlgerüstet mit Gewehr zu uns nach Malsch schicken wollt, göttlicher Gerechtigkeit einen Beistand zu tun noch während dieser Nacht, und wo das nicht geschieht, sollt ihr wissen, unsicher zu sein Leib und Lebens.“

Der Fauth (Vogt) von Kislau benachrichtigte den Bischof über die Geschehnisse am Letzenberg. Der Bischof versuchte, die Aufständischen durch Güte zu beschwichtigen, was ihm aber nicht gelang. Selbst der Oberfauth des Bruhrains, Hans von Bühl, der mit etwa 200 Reitern und pfälzischen Landknechten gegen Malsch geeilt war, musste unverrichteter Dinge wieder abziehen, da sich die Bauern in den Weinbergen an den Hängen des Letzenbergs verschanzt hatten und Verrat unter seinen eigenen Leuten drohte. Dieser Erfolg verschaffte den Aufrührern Auftrieb. Sie erhielten Zuzug, wuchsen rasch auf 500 bis 600 Mann an, wurden daraufhin dreister, erbrachen den Weinkeller des Domkapitels in Malsch und prosteten in Freuden der neuen Freiheit zu.“

(Anmerkung: Es ist zu vermuten, dass entweder bei der kleinen Gruppe (50 Bauern) oder aber spätestens beim großen Haufen, auch Rettigheimer Bauern mit dabei waren. In so unmittelbarer Nachbarschaft zu Malsch ist es fast undenkbar, dass sich die Rettigheimer nicht anstecken ließen, von den Aufrufen, dem Treiben und den Ereignissen in Malsch).

„Bischof Georg, durch die aufständische Bauernschaft in seinem Bistum in arge Bedrängnis versetzt, hieß daraufhin eine Beratung seiner Räte und Hauptleute mit den Bauern gut, die am 22. April 1525 „Am Hirschsprung“ im Kronauer Wald (das Gewann ist heute noch so benannt) stattfand. Das Resultat der Verhandlungen war eine Aufforderung an die Aufsässigen zur Unterwerfung, verbunden mit einigen gütlichen Verheißungen.

Am Sonntag (23. April 1525) erfolgte die Antwort der Bauern: „Hochwürdiger und hochgeborener Fürst, wir haben euer fürstlich Gnadenschreiben unserer einfältigen Meinung nach verstanden und wissen eurer Person wegen keine Beschwerde. Daß eure fürstlichen Gnaden erwähnen, als sollten wir zu den Ungehorsamen gefallen sein, ist ohne (Grund). Wir haben genötigt geschworen. Und da wir viele Klagen geführt haben und uns nie keine geschickte Antwort geworden ist, darum ist nun fernerhin unsere Meinung, daß wir der Bauernschaft Artikel halten und dem geschorenen Haufen (damit ist das Domkapitel gemeint) weder Zehnten, Zins, Wucher oder Gülten geben und wo eure fürstlichen Gnaden mit uns darüber verhandeln, wollen wir uns gutwillig finden lassen.“

Mit dem erwähnten Weinkeller, in dem das Domkapitel seinen Zehntwein lagerte, ist das Gebäude gemeint, in dem heute die Bücherei Malsch untergebracht ist. Der Fundamentstock (Gewölbekeller) ist das Gemäuer, das bereits 1525 stand. Hier ist also die 500-jährige Geschichte des Bauernaufstandes greifbar nahe (Fortsetzung folgt/R. Werner).

Erscheinung
Gemeinderundschau Mühlhausen
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Ausgabe 11/2025

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Mühlhausen

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