Fortsetzung des Artikels „Der Bauernkrieg am Letzenberg“ von Dionys Wipfler (aus dem Heimatbuch Malsch von 1983):
„Der Fürstbischof, der sich in diesen Tagen (23.04.1525) in seiner Residenz Udenheim (heute Philppsburg) aufhielt, glaubte noch immer, die Aufrührer in Güte beruhigen zu können. Die Nachricht und den Rat, welche ihm sein Bruder, Ludwig V., Kurfürst von der Pfalz, unterm 23. April 1525 zukommen ließ, nämlich die Anliegen der Bauernschaft anzuhören und mit ihr zu verhandeln, bestärkten den kirchlichen Landesherren in seiner Meinung. Das nunmehr folgende Schreiben, welche die Verhandlungsbereitschaft des Bischofs zum Ausdruck brachte und den aufsässigen Bauern noch am gleichen Tag zugesandt wurde, war an „unsere lieben Getreuen und Angehörigen gemeiner Bauernschaft, jetzt zu Malsch am Bruhrain versammelt“, adressiert.
Die Aufständischen hatten aber inzwischen Bruchsal eingenommen, die Ämter Kislau und Rotenberg besetzt und waren, durch die getätigten Erfolge auf etwa 6.000 Mann angewachsen, gegen Udenheim im Anzug. Montags morgens um 3 Uhr schon flüchtete der Bischof nach Heidelberg. Von dort sandte er seinen Landschreiber zu den Bauern, damit die ihm einen freien Geleitbrief aufstellten.
Während der folgenden Besichtigungsfahrten – die erste führte über St. Leon, Kronau nach Bruchsal und über Wersau (bei Reilingen) wieder zurück nach Heidelberg, die zweite nach Altenburg und Herrenalb, wo die Bauern gerade das dortige Kloster besetzten – unterrichtete sich Bischof Georg persönlich über den Verlauf des Aufstandes. In Herrenalb verhandelte der Bischof auch (am 30.04.1525) mit den Bauern selbst, nachdem er die Nacht im Kloster unter ehrlicher Bewachung der Bauernführer auf Stroh im übel zugerichteten Abtszimmer verbracht hatte und mit Wein und Ochsenfleisch reichlich bewirtet worden war. Die Besprechungen daselbst führte auf der Herrenseite Bernhard Göler von Ravensburg, der in pfälzischen Diensten stand, und namens der Bauern Stadtratschreiber Johann Hohermut aus Bruchsal. Letzterer schrieb über die Verhandlungen folgendes: „Der Handel ist hoch und bedarf des Bedachts. Deshalb kann eine bindende Antwort nicht so rasch gegeben werden. Die Bauern wollen ihr Leben lang den Bischof zum Herrn haben. Ihr Herr soll schwören, daß er gemäß der Heiligen Schrift handeln will. Sie, die Bauern, wollten das auch tun. Zum anderen sei ihr Sinn, nach Speyer zu ziehen und der Pfaffenheit Nester zu zerstören. Denen wollten sie fernerhin weder Zehnten oder Zinsen, noch Renten oder Gülten geben und nur einen Herren und nicht zwölf oder das ganze Domkapitel von Speyer zu Herren haben.“ Dem Bischof wurde damals die Benutzung seiner Schlösser und Häuser im Bruhrain zugestanden, jedoch durfte er dieselben nicht mit seinen Waffenknechten besetzen. Anschließend ritt Bischof Georg unter dem freien Geleit der Bauern über Obergrombach nach Heidelberg zurück. Unterwegs nahm er bei Ubstadt mit einigen Bauern zusammen eine Erfrischung, worüber der Chronist berichtet: „Und als seine Gnaden einen Trunk mit denen bei Stettfeld und Ubstadt im Vorbeireiten tat, kam Paulus Doppf und fragte, wie seinen Gnaden die Sache gefiele. Darauf antwortete seine Gnaden: „Besser als zuvor.“
Nach neuerlichen Verhandlungen in Udenheim, während derer Bischof Georg selbst das Wort führte, schloß man am 05.05.1525 folgenden Vertrag: Im ganzen Hochstift Speyer soll künftig das heilige Evangelium ohne allen menschlichen Zusatz leuter gepredigt werden, der Bischof soll einziger Herr im Lande sein, das Domkapitel nichts mehr zu sagen haben. Den Geistlichen müssen die Bauern nur noch von den kircheneigenen Äckern Zins entrichten, das andere Grundvermögen ist lastenfrei. Außerdem erhalten die Bauern 200 Malter Brotgetreide, 25 Fuder Wein und für 100 Gulden Vieh. Der Vertrag wurde aber von den aufständischen Bauern, insbesondere von den Kronauern, nicht eingehalten" (Fortsetzung folgt/R. Werner).