Wir sitzen auf der windstillen Terrasse in herrlicher Frühlingssonne und Maria Hezel, geb. Ziegler, aus Rötenberg, erzählt aus ihrem Leben. Morgen am Samstag, dem 03. Mai 2025, darf die Jubilarin im Kreise ihrer Lieben den 90. Geburtstag feiern. Fast ihr ganzes Leben hat sie in Rötenberg verbracht. Geboren wurde sie in der elterlichen Wohnung im Zubermoos, wo sie zusammen mit vier Schwestern und einem Bruder aufgewachsen ist. Auch wenn die Eltern selbst keine eigene Landwirtschaft hatten, so war für Maria und ihre Geschwister die Mithilfe in den Betrieben von Nachbarn und Bekannten nichts Ungewöhnliches. Wo Hilfe gebraucht wurde, trug man seinen Teil dazu bei und freute sich über die Entlohnung mit einem Dankeschön und einem Vesper. Wie es früher üblich war, trat sie nach der Schulzeit eine Stelle als Haushaltsgehilfin bei einem Arzt in Winzeln an. Direkt im Anschluss an die Schule eine Arbeitsstelle in der Fabrik anzutreten, sei für junge Mädchen damals verpönt gewesen, sagt sie.
Ihren Mann Karl lernte sie in Winzeln kennen und lieben. Nach der Hochzeit im Juli 1955 wohnten die Eheleute bei Marias Schwester in Rötenberg. Anfang der 1960er-Jahre bauten sich die beiden ihr Eigenheim in der Fuchsenstraße und Karl Hezel machte sich mit dem Gipsergeschäft selbstständig. Wenn sie über ihre Kinder und deren Familien spricht, geht ihr förmlich das Herz auf. Sieben Kindern hat Maria Hezel das Leben geschenkt. Mit ihrem dritten Kind schwanger, hatte die Jubilarin einen Mopedunfall, weil ihr in der Zuberallmend in Rötenberg eine Katze die Vorfahrt nahm. Dabei verletzte sie sich so schwer und kompliziert am linken Bein, dass ein Krankenhausaufenthalt von vier Monaten notwendig wurde. Aufgrund des Unfalls hatte es ihr Sohn Gerd dann besonders eilig, auf die Welt zu kommen. Er wurde einen Tag später im Schramberger Krankenhaus geboren. Mutter und Kind waren so zwar im selben Krankenhaus, lagen aber auf unterschiedlichen Stationen. Der Heilungsprozess an Marias Bein ging sehr langsam voran, weshalb der kleine Junge eines Tages in die Obhut der Großeltern entlassen werden musste. Eine schwierige Zeit für die junge Mutter, sich nicht selbst um das Neugeborene kümmern zu können. Allerdings hat Maria Hezel auch schöne Erinnerungen an diesen Krankenhausaufenthalt. Dort habe es damals einen tollen Koch gegeben und das Essen habe fantastisch geschmeckt, erzählt sie. Sie und ihre Mitpatientinnen – zeitweise acht Frauen in einem Zimmer – seien so richtig verwöhnt worden.
In den Folgejahren war Maria Hezel für einige Zeit bei der Firma Carl Haas in Sulgen beschäftigt. Es galt, die Herausforderungen, die der Alltag mit vier Kindern, die inzwischen zur Familie gehörten und die Anforderungen der Arbeitsstelle, unter einen Hut zu bringen. Die Familie wuchs und Maria gab ihren Beruf wieder auf. Mit im Haus wohnten zudem rund 25 Jahre lang bis zu ihrem Tod auch Marias Eltern. Das Zusammenleben in der großen Familie war ein Geben und Nehmen.
Der Zusammenhalt und das Verbundensein innerhalb der Familie, auch mit ihren Geschwistern und deren Kindern mit Familien, waren der Jubilarin immer sehr wichtig und haben ihr Leben bereichert. Gegenseitige Besuche, auch bei den auswärts wohnenden Schwestern, sei es zu Geburtstagen oder auch zu sonstigen Anlässen und auch die Gastfreundschaft bei ihr zu Hause, gehörten zu den freudigen und für sie selbstverständlichen Terminen in Marias Kalender.
Auch wenn ihre Kräfte in den letzten Jahren sehr nachgelassen haben und Maria aufgrund eines komplizierten Beinbruchs im Januar 2023 und dessen Folgen, bis vor Kurzem verstärkt auf fremde Hilfe angewiesen war, ist es ihr doch wichtig, so gut es eben geht, ihren Haushalt und auch den Garten, in dem Frühjahrsblumen keck ihre Kelche aus der dunklen Erde recken, versorgen zu können. Bei allem, was sie nicht mehr alleine bewältigen kann, wird sie von lieben Frauen der Nachbarschaftshilfe und ihren Kindern unterstützt. Es vergeht kein Tag, an dem nicht jemand aus der Familie bei der Oma hereinschaut und sich darum kümmert, dass es ihr an nichts fehlt.
Schwer wird Marias Stimme, wenn sie darüber spricht, dass ihr Mann Karl, ihre beiden Söhne Roland und Frank und auch eine ihrer Schwiegertöchter schon verstorben sind. Vor allem der Unfalltod ihres Jüngsten, Frank, im vergangenen Jahr, ist bis heute für sie unfassbar und belastet die hochbetagte Mutter sehr.
Kraft und Halt in solchen schweren Stunden sucht die Jubilarin in ihrem Glauben. Viele Jahre lang hat Maria Hezel mit ihrer guten Singstimme im Gemeindechor der neuapostolischen Kirche mitgewirkt und zur musikalischen Mitgestaltung der Gottesdienste beigetragen. Bis heute nimmt sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten Anteil am Gemeindeleben.
Ich gratuliere unserer Mitbürgerin Frau Maria Hezel von Herzen zum 90. Geburtstag und wünsche ihr für die Zukunft persönliches Wohlergehen, viel Kraft und Gottes Segen. Den Glückwünschen aus der Familie, mit Kindern und Schwiegerkindern, Enkeln und Urenkelkindern, schließt sich die ganze Gemeinde Aichhalden-Rötenberg gerne an.
Michael Lehrer,
Bürgermeister