Der Inhalt ist „furztrocken“, aber er spiegelt eine Geschichte, die etwas über den uralten Deckenpfronner Selbsterhaltungswillen aussagt. Und da zählt nicht der Erfolg des Augenblicks wie beim Europa-Fußball, sondern die Jahrhunderte lange prägende Erfahrung in unserem Dorf.
Es geht bei dieser zweiten Ausstellung in diesem Jahr um das Müllerhandwerk, besser gesagt, um die Verpflichtung, das Deckenpfronner Getreide in der Unteren Mühle Deufringen mahlen zu lassen. Und das führt zurück ins 14. Jahrhundert, in dem die Mühlenrechte herrschaftlich geregelt waren und Deckenpfronn in diese Mühle „gebannt“ wurde. Das ließen sich die Deckenpfronner Bauern lange Zeit gefallen, aber der Unmut wurde stärker und rief nach einem Ende dieser Verpflichtung. Eine vom Deckenpfronner Schultheißen unterzeichnete Urkunde aus dem Jahr 1435 war der Schlüssel dazu, allerdings nur durch Geldzahlungen. Mehrere Jahrhunderte durften die Deckenpfronner Bauern dann ihre Mühle selbst wählen, obwohl die Deufringer Mühle weiterhin in der Gunst stand.
Dann versuchte der Obere Müller in Gültlingen im Jahr 1760, die Deckenpfronner Bauern in seine Mühle zu „bannen“. Doch das ging schief, weil der Deckenpfronner Schultes Stephan Aichele sich mit 3 anderen Müllern über deren Geldzahlungen Ende 1762 einigte und den örtlichen Bauern es dann verboten wurde, mit dem streitbaren Gültlinger Müller ins Geschäft zu kommen. Die Zeit ging weiter, die Leibeigenschaft wurde im 19. Jahrhundert aufgehoben und dazu gehörte auch die Abschaffung der Zehntabgabe. Die lange erkämpfte Freiheit wurde nun selbstverständlich und führte im Jahr 1921 zur Gründung einer Genossenschaftsmühle im Nachbarort Oberjesingen. 20 Einwohner unserer Gemeinde sind dort heute Mitglied und der „Boss“ der Mühle ist ein Deckenpfronner.
So ist aus dem einstigen Mühlenbann die Mühlenfreiheit geworden und genau das darzustellen, ist der Inhalt dieser am vergangenen Sonntag mit einer Einführung von Winfried Kuppler eröffneten Ausstellung. Ohne Jörg Brackenhammer, den Nachfahren und letzten Eigentümer der Müllerdynastie der Unteren Mühle Deufringen, wäre das nicht möglich gewesen. Er übergab der Gemeinde Deckenpfronn vor 7 Jahren nach vielen misslungenen Versuchen, seine Mühle als Museum zu retten, alle Urkunden und Akten, die diese „Müllergeschichte“ erhellen. Er war mit seinem Enkel bei dieser Eröffnung dabei und so entwickelten sich manche verbindende Gespräche. Ein ganz herzlicher und bei der Eröffnungsfeier auch übermittelter Dank an Jörg Brackenhammer beschließt den Nachhall zu dieser Ausstellung, die an jedem Museums-Regelöffnungstag bis Oktober 2024 besichtigt werden kann.
Bei der Museumsnacht am 12. Juli 2024 wird eine diesem Thema gewidmete Informationstafel im Museum Pfarrscheuer eingeweiht werden.