Unvorstellbar! Etwa um 1908, als das Dorf 3.900 Einwohner zählte, existierte in ganz Wiesental nur ein einziges Auto: unter der offiziellen Bezeichnung BW (Berufswagen). Das geht aus dem „Deutschen Automobil Adressbuch“ von 1909 hervor. Das Vehikel gehörte dem ersten Wiesentaler Arzt Dr. Andreas Fischer, der von 1899 bis 1942 hier praktizierte.
Doch er versorgte nicht nur die eigene Gemeinde, sondern auch die Nachbargemeinden, darunter Kirrlach und Hambrücken. Dazu musste er motorisiert sein. Sein Fahrzeug führte das Kennzeichen IV B und die laufende Nummer 813 von 1.780 im Bundesland Baden registrierten Kraftfahrzeugen.
Im damaligen Landkreis Bruchsal gab es gerade 20 Kraftfahrzeuge. Neben dem Auto von Fischer gehörte ein Fahrzeug der Kategorie Lxw (Wagen für Luxus,
Vergnügungs- und Sportzwecke) der Zuckerfabrik Waghäusel, die damit einen Fahrdienst für die „hohen Herren“ organisierte.
Dazu kamen noch zwei „Krafträder“ im Gebiet der heutigen Stadt. Eines gehörte dem Fahrradhändler Hermann Mahl in Wiesental, das andere dem Kirrlacher Julius Heiler. Heutzutage sind in Gesamt-Waghäusel allein ca. 16.000 Autos (nur Autos) gemeldet.
1907 wurden die Fahrzeugkennzeichen geordnet. Danach mussten die Kennzeichenschilder weiß sein und die Beschriftung in schwarzer Schrift erfolgen. Für die einzelnen Länder gab es Zuordnungen in römischer Zahl, beispielsweise I für Preußen, II für Bayern, III für Württemberg, IV für Baden usw. Die Unterteilungen in Regierungsbezirke oder Landkreise erfolgten in Großbuchstaben hinter der Zahl.
(W. Schmidhuber)