Redaktion NUSSBAUM
73054 Eislingen/Fils
Stadthalle

Als Mann eingeschlafen und als Frau aufgewacht

„Orlando oder die Liebe zum Garten“ wurde den Besuchern als musikalische Lesung dargeboten.
Die Darstellerinnen zogen die Zuschauer in ihren Bann.
Die Darstellerinnen zogen die Zuschauer in ihren Bann.Foto: irs

Poesie, Verspieltheit, Lust und eine Faszination, die fesselte, brachten Sabine Bräuning, Barbara Stoll und das Ensemble 2`16“ bei der musikalischen Lesung von „Orlando oder die Liebe zum Garten“ am vergangenen Wochenende auf die Bühne.
Ausverkauft war die Eislinger Stadthalle nicht, aber die, die gekommen waren, hatten einen erlebnisreichen Abend bei einer fesselnden und ganz unerwartet ablaufenden Lesung.
Ein besonderer Abend
„Orlando“ gilt nicht umsonst als originellstes, intensivstes und eigenartigstes Werk von Virginia Woolf. Es ist sozusagen ein historisches Gemälde über den jungen Adligen Orlando, beginnend im 16. Jahrhundert, Schauplatz ist England.
So recht anzufangen weiß Orlando nichts mit sich, er schreibt Gedichte, ist ein Einzelgänger und an seinem Landsitz hat er etliche amouröse Erlebnisse mit Dirnen. Beim Frostjahrmarkt auf der zugefrorenen Themse lernt Orlando die russische Gräfin Sasha kennen und erlebt eine wundersame Wandlung seiner selbst, für ihn ist es die heiße Liebe, für sie eher ein kurzes Spiel mit dem Feuer. Nach einer kurzen, aber leidenschaftlichen Affäre verlässt Sasha Orlando, der später als Botschafter nach Konstantinopel geht.
Nach einer Nacht, geprägt von sozialen Unruhen, fällt Orlando in einen mehrtägigen Schlaf, er erwacht als Frau. Die Verwandlung ist vollzogen, die Ursachen bleiben unklar. Ein Dokument wird gefunden, das seine Eheschließung mit einer Tänzerin bestätigt. Er flieht aus Kontantinopel in die Berge, nach Konflikten kehrt er, jetzt als Frau, auf einem Schiff zurück nach England. Erstmals trägt Orlando Frauenkleidung.
Rollenbilder werden hinterfragt
Virginia Woolf hinterfragt die Rollen von Frau und Mann, die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Orlando wird nach und nach bewusst, wie sehr sich sein Leben, das er fortan als Frau lebt, verändert. Wie lange braucht ein Mensch, um seinen Platz zu finden, um erwachsen zu werden und der zu sein, der er immer sein wollte? Welche Rolle spielt das Geschlecht, macht es einen Unterschied, muss man den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen oder kann man ausbrechen? Zentrale Fragen in Virginia Woolfs Werk „Orlando“, die die beiden Schauspielerinnen Barbara Stoll und Sabine Bräuning wunderbar herausgearbeitet und fesselnd gelesen haben. Die besondere Würze, sozusagen das Tüpfelchen auf dem I, brachten Anja Breuer (Klavier), Julia Magyar (Violine), Sopranistin Gurdrun Ingimars und Mezzosopranistin Henriette Schöwitz die, mit Kompositionen von Henry Purcell, Benjamin Britten oder Edgar Elgar, und virtuosen Musikstücken aus fünf Epochen, den musikalischen Rahmen um das Gesamtkunstwerk der musikalischen Lesung zauberten.
Der 1928 erschienene Roman „Orlando (Oder die Liebe zum Garten)“ ist eigentlich eine Biografie und Hommage Woolfs an die zehn Jahre jüngere Freundin und Kollegin Vita Sackville-West. Regisseurin der musikalischen Ensemble-Lesung ist Barbara Stoll. irs

Erscheinung
exklusiv online

Orte

Eislingen/Fils

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Kultur
Literatur
von Redaktion NUSSBAUM
29.04.2025
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