Eine wichtige Rolle spielt in den Gottesdiensten aller Konfessionen die Kirchenmusik, die mit ihrer Kraft, die Herzen der Menschen berührt und ein tiefes, emotionales Erlebnis hervorrufen kann.
Ein besonderer Genuss war am Ostersonntag die Krönungsmesse und einzige große Messe von Wolfgang Amadeus Mozart, die vollständig vorliegt. Die Missa in C KV 317, wie sie offiziell heißt, wurde wohl an Ostern im Salzburger Dom uraufgeführt, und da Ostern ein Hochfest ist, musste die Musik entsprechend prachtvoll sein. Gerade einmal 23 Jahre war der Komponist.
Jeder ist glücklich, wenn man sie aufführt, das Publikum, das Orchester, der Chor, bei dieser wunderschönen Musik, so heißt es, und das war durchaus zu spüren. Am Ostersonntag konnte man dieses fulminante Werk, das erst später den Namen erhielt und wie der Name schon sagt, zu Königs- und Kaiserkrönungen aufgeführt wurde, vom Lambertuschor in Mingolsheim unter der Leitung von Melchior Kilian hören. In den vergangenen Jahren musste man für diesen Gottesdienst sehr früh aufstehen. Da auch viele die Osternacht mit Ausklang am Feuer mitfeiern, hatte dies zur Folge, dass man sich für dieses Hochamt manchmal gerne mehr Besucher gewünscht hatte, und auch Chor und Orchester mussten schon in aller Hergottsfrühe in der Kirche sein. Diesmal konnte man den Gottesdienst hingegen zeitlich sogar mit einem Frühstück verbinden, und so war St. Lambertus schon bald brechend voll. Wer nicht zeitig kam, musste stehen.
„Im Grunde ist es doch jeden Tag ein kleines Wunder und eine Auferstehung, wenn die Sonne aufgeht. Aber Ostern ist und bleibt ein unfassbares Geheimnis“, begrüßte Pfarrer Frank Prestel die Besucher. Dann erklang auch schon das Kyrie. Charakteristisch für diese Messe sind die sinfonischen Elemente und dass Solostimmen und Chor sehr deutlich voneinander getrennt werden. Als Solisten konnten Linda Kraft (Sopran), Anna Lucia Forck (Alt) Georg Kalmbach (Tenor) und Valentin Löbens (Bass) gewonnen werden. Es ist immer wieder beeindruckend, wenn man die Vita der Künstler liest, dass sie sich am Ostersonntag in Mingolsheim einfinden. „Die Schöpfung und die Auferstehung gehören zusammen“, erklärte Pfarrer Frank Prestel, warum in der Osternacht aus der Schöpfungsgeschichte vorgelesen wurde. Doch heute habe der Schöpfer große Konkurrenz bekommen. Die Schönheitschirurgie leiste ganze Arbeit. Ein regelrechter Körperkult sei nach dem Motto „Selbstoptimierung“ entstanden und selbst das Porträt könne man digital entsprechend bearbeiten. Jesus hingegen habe selbst als Auferstandener noch Wunden aufgewiesen. Wenn die Auferstehung der Schöpfung zweiter Akt sei, müsse Jesus dann nicht makellos und perfekt sein? „Keiner geht durch das Leben, ohne auch große oder kleine Wunden davonzutragen“, so Prestel. Verwundete sehe man auch jeden Tag im Fernsehen. Wunden mahnten uns, genau hinzuschauen. Sie helfen uns, unsere eigenen Kräfte zu finden. Auch könne der derzeitige Wahnsinn keine Methode sein, und es sei an der Zeit, sich die Hand zu reichen. „Ostern und Wundmale gehören zusammen, aber einer ist auferstanden, das lässt uns hoffen und leben“, endete seine Predigt.
Nach einem nicht weniger fulminanten Orgelspiel von Dr. Klaus Gassner endete ein Gottesdienst mit einem tosenden Applaus für alle Mitwirkenden. Prestels Dank galt allen Helferinnen und Helfern, die ein Osterfest erst festlich machten. Allen voran die große Zahl von Ministrantinnen und Ministranten, die ebenfalls mit viel Beifall bedacht wurden, der Mesner, die kreativen Hände, die den Osterbaum vor der Kirche oder den Blumenschmuck am Altar gestaltet hatten und auch zum Umtrunk am Osterfeuer einluden. Vor allem aber Chor und Orchester, die uns, wie er meinte, „mit wundervollen Tönen 'umschmetterlingt' haben." (cm)