Wir stehen am Beginn der „Heiligen Woche“. Wir gehen mit Jesus die letzte Wegstrecke seiner irdischen Wanderung in Jerusalem „durch Leid und Kreuz zur Auferstehung.“ Wie, in welcher Erwartung gehe ich in diese Heilige Woche? Betrachte ich den Gang zum Kreuz nur als eine geschichtlich grausame Tatsache von damals, oder bemühe ich mich, nüchtern und ehrlich nach dem Ort des Kreuzes in meinem Leben Ausschau zu halten? Welche Rolle spielt das Kreuz in meinem Leben? Wo begegne ich ihm? Wo begegnet es mir? Wo wird das Wissen um das Kreuz in meinem Leben greifbare Wirklichkeit?
Wir sollten wissen: Die Hoffnung auf das Kreuz, das uns Erlösung verheißt, ist das, was uns als Christen von anderen unterscheidet. Das heißt aber, dass wir als Christen auf eine größere Freiheit hoffen dürfen, auf ein Leben jenseits des Kreuzes. Das eigentliche Ziel, für das es sich lohnt zu leben, ist ein Angebot Gottes,das Angebot seiner Liebe. Können wir uns diesem Liebesangebot verweigern?
Der Gründonnerstag ist einer der großen Tage im Kirchenjahr, der auf allen Ebenen Gottes Liebe zu uns in Jesus verkündet.
Gründonnerstag ist der Tag, an dem Gott sich in Christus uns Menschen übergibt. Wir sind beschenkt, wenn wir diese Gabe der Liebe Gottes annehmen. Wie diese Liebe Gottes aussieht, erfahren wir in zwei Zeichen Jesu. Das Erste ist: Jesus nimmt uns auf in seine Mahlgemeinschaft, holt uns an seinen Tisch. Nehmen wir das Geschenk der Mahlgemeinschaft an! Das zweite Geschenk des Gründonnerstags ist die Fußwaschung. In dieser Geste erweist sich Jesus ganz und gar als Diener, als einer, der sich mit uns solidarisiert.
Wenn wir am Karfreitag des Kreuzestodes Jesu gedenken und uns bei der Kreuzverehrung anbetend vor ihm verneigen, und solidarisch mit seiner Mutter und Johannes unter sein Kreuz stellen, gerade in der schweren Stunde zu ihm stehen, dann übergeben wir uns ganz in die Hände des himmlischen Vaters. Zudem haben wir in den Großen Fürbitten die Chance, alle Nöte und Sorgen in seine Hände zu legen.
Der Karsamstag ist ein Tag des Schweigens. Zwar ist er noch von Klage und Trauer verdunkelt, dennoch strahlt in aller Dunkelheit schon ein zartes Licht der Hoffnung auf. Der Karsamstag ist gleichsam ein Tag des Vorfrühlings.
Dann kommt Ostern, der Tag, an dem wir jubelnd das Halleluja anstimmen. Ostern verkündet uns: Wir sind für die Freude geschaffen. Wenn wir in die Karwoche hineingehen und Ostern feiern, aber nicht mehr an die Auferstehung glauben, steht unser Glaube auf wackeligen Beinen. So muss sich jede und jeder fragen: Wo stehe ich? Bin ich bereit, im Glauben mit Christus neu aufzustehen? Ist der Glaube an die Auferstehung in mir wirklich lebendig? Gebe ich im Alltag glaubwürdig Zeugnis davon? Bin ich wirklich ein österlicher Mensch? Lasse ich das Licht der Osterkerze in mein Herz hineinleuchten? Gebe ich der Freude in mir Raum? Bin ich mir bewusst, dass ich in Familie und Beruf, in Gemeinschaft und Gesellschaft verantwortlich bin für die Freude? Glaube ich wirklich, dass mit Ostern für uns etwas Neues angebrochen ist? Lasse ich mich von der österlichen Aufbruchstimmung anstecken?
Wir haben an Ostern die Gelegenheit, einen neuen Aufbruch zu wagen. Sagen wir gemeinsam ja zum Gekreuzigten und Auferstandenen. Leben wir aus der österlichen Freude und geben wir so Zeugnis für Christus! Rufen wir gemeinsam: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Lassen wir unsere Osterfreude auch andere spüren.
In diesem Sinne wünschen wir Euch allen frohe und gesegnete Ostern. Wir grüßen Euch alle, die Kinder, die Jugendlichen, die Familien, vor allem die Einsamen und Kranken.
Das Gemeindeteam St. Cäcilia Mühlhausen