Evangelische Kirchengemeinde St. Georgen Tennenbronn
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Kirche & Religion

Angedacht

Mir begegnete vor längerer Zeit ein Bild von einem Autoanhänger, auf dem stand: „Jesus hatte viele Anhänger“. So war es auch. Nicht nur die 12 Jünger...

Mir begegnete vor längerer Zeit ein Bild von einem Autoanhänger, auf dem stand: „Jesus hatte viele Anhänger“. So war es auch. Nicht nur die 12 Jünger folgten Jesus, sondern auch viele andere Menschen, z. B. aus Galiläa. Dort heilte Jesus Menschen, er befreite sie von bösen Geistern und führte Gespräche mit den Pharisäern, die an ihm zweifelten. Die Zeit war gekommen, dass Jesus mit seinen Jüngern nach Jerusalem zog, um schlussendlich festgenommen, gefoltert, verurteilt und gekreuzigt zu werden. So heißt es in Markus 10,32-34:

Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging ihnen voran; und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten, und die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen. 

Ich kann manche der Menschen hören, wie sie sich fragen: „Jesus, warum sollen wir jetzt nach Jerusalem gehen, wo die Römer die Stadt bewachen, wo die Hohepriester für Recht und Ordnung im Tempel sorgen, wo Gefahren lauern? In Galiläa war es doch schön: Es wurden Menschen befreit und geheilt, wir haben Wunder erlebt, es folgen dir viele, die mehr über das Reich Gottes erfahren wollen und darüber, wer du wirklich bist.“ Geht es uns nicht manchmal genauso? Wir haben etwas Ermutigendes und Schönes mit Gott erlebt und dann schickt er uns an einen Ort, an dem wir nicht sein wollen. Es gibt genug Gründe, warum wir manche Orte meiden, die aber Gott für uns aussucht, dorthin zu gehen. Es kann sein, dass wir uns bei jemandem entschuldigen sollen, den wir jahrelang nicht gesehen haben. Es kann sein, dass wir jemandem etwas Bestimmtes mitteilen sollen, damit die Person von Gott ermutigt wird. Es kann sein, dass wir zu einem Volk geschickt werden, sodass sie zu Gott umkehren, wie bei Jona und Ninive. Es kann auch sein, dass wir an einen Ort reisen sollen, um für die Menschen dort zu beten und ein Segen zu sein. So ging es mir. Ich wollte niemals nach Berlin, weil ich so viel Negatives über diese Stadt gehört habe: Gefahren, Demonstrationen, Gewalt, Anschläge, Armut, politische Debatten etc. Es gab für mich genauso genug Gründe, nicht dorthin zu reisen, bis ich innerlich spürte, dass Gott mich dort gebrauchen möchte. So entschloss ich mich, nach Berlin zu reisen und fragte Gott, inwiefern er mich dort gebrauchen wollte. Ich lief durch die Straßen, ich schaute mir verschiedene Plätze an und kam mit Menschen in Kontakt. Alles, was ich tat, war zuhören, beten, für die Menschen da sein, für die Stadt und für Deutschland beten. Mit der Zeit fing ich an, die Stadt liebzugewinnen, weil Gott mir seine Perspektive zeigte, wie er die Stadt sieht und was er mit ihr vorhat. Bis heute bleibt Berlin eine Heimat für mich – nicht aus mir heraus, sondern durch Gott.

Jesus war sich bewusst, in welches Setting er seine Jünger führte. Sie verstanden es noch nicht, aber vertrauten ihm, dass er sie gut führen würde. Jesus zu folgen bedeutet, nicht stehenzubleiben, nicht zu verharren in seinem gewohnten Umfeld, in seinem sicheren Zuhause, sondern es bedeutet, dass unser Leben anfängt, interessant zu werden und dass wir uns ändern müssen. Ich musste mein Herz für Berlin öffnen. Ich musste bereit sein, Jesus zu folgen, auch wenn das bedeutete, dass er mich dorthin führte, wo ich aus menschlicher Sicht nicht sein wollte. Gott veränderte mein Herz. Jesus nachzufolgen bedeutet auch, Fehler zu machen, so wie Judas, der Jesus an seine Feinde verriet oder Petrus, der Jesus verleugnete, weil er Angst um sein Leben und Angst um Ablehnung von Menschen hatte. Jesus zu folgen bedeutet auch, geprüft zu werden, so wie Gold, das im Feuer geläutert werden muss, damit es rein wird. So kann man sich fragen, warum es sich lohnt, Jesus nachzufolgen.

Auch wenn es nicht immer einfach ist und sich manchmal auch unangenehm anfühlt, wenn ich mich auf Gott und sein Vorhaben einlasse, gehe ich doch immer mit Ermutigung und dem Gefühl, im Glauben gewachsen zu sein, heraus. Ich verändere mich, meine Gedanken und meine Gesinnung ändern sich. Ich lerne Gott mehr kennen und kann ihm umso mehr vertrauen. Ich kann mutiger auf Menschen zugehen und Lasten fallen von meinen Schultern ab. Ich sehe neue Perspektiven, einen neuen Horizont, ein neues Ziel. Jesus folgen bedeutet für mich genau dies. Ich mag dieses Abenteuer.

Das erinnert mich an die Szene aus dem Film „Der Hobbit“, die Vorgeschichte von der Trilogie „Der Herr der Ringe“. Es gibt die Person Bilbo Beutlin, der ein Hobbit ist, also eine Art kleinwüchsiger Mensch. Er lebt in seiner Hobbit-Höhle mit blühendem Garten und sitzt vor seiner Haustür auf einer Bank mit einer schönen Aussicht. Drinnen befindet sich ein gemütlicher Ohrensessel und Kaminofen mit wärmendem Feuer. Eines Tages kommt Gandalf, ein Zauberer, und überrumpelt ihn mit dem Auftrag, eine Gruppe von Zwergen zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, ihre Heimat zurückzuerobern, welche ihnen genommen wurde. Bilbo weigerte sich erst zögerlich, als ihm bewusst wurde, welche Gefahren er auf sich nehmen würde und dass die Chance besteht, dass er nicht mehr in sein gemütliches warmes Zuhause zurückkehren wird. Dies wollte er erst nicht auf sich nehmen. Doch am nächsten Tag wachte er auf und entschied sich, dass er sich auf dieses Abenteuer einlassen möchte. Auf dem Weg, den Zwergen hinterher, die schon längst losgereist waren, fragte ihn einer seiner Nachbarn: „Bilbo, wo willst du denn hin?“ Darauf antwortete er: „Ich ziehe in ein Abenteuer!“

Sind Sie bereit, sich von Gott rufen zu lassen und in ein Abenteuer zu ziehen?

Gottes Segen wünscht

Anne Keller

Erscheinung
Tennenbronner Anzeiger – Amtsblatt Tennenbronn
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Ausgabe 12/2025

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