Archivalienschau: 100 Jahre List-Gesellschaft

Das Stadtarchiv Reutlingen erinnert mit einer Archivalienschau an die Gründung der älteren Friedrich-List-Gesellschaft vor 100 Jahren. Am 5. und 6. September 1925 wurde in Heidelberg die Friedrich-List-Gesellschaft gegründet.

Die Gesellschaft war ein Zusammenschluss hervorragender Wissenschaftler, die sich zum Ziel gesetzt hatten, die Schriften des Reutlingers Friedrich Lists in einer kritischen Gesamtausgabe herauszugeben. Neben Bernhard Harms, Gründer des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, gehörten dazu der Präsident des Reichs-Rechnungshofs Friedrich Saemisch, die Ökonomen Artur Sommer in Gießen und Arthur Spiethoff in Bonn sowie der Inhaber des Gothein-Lehrstuhls in Heidelberg, Edgar Salin. Schatzmeister wurde der Stuttgarter Kommunalpolitiker Karl Goeser. Trotz widrigster wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den Weimarer Jahren konnte das zehnbändige Werk 1935 abgeschlossen werden.

Zum Ziel einer Werkausgabe gesellte sich bald der Wunsch, Wissenschaft und Praxis zur Diskussion brennender wirtschaftlicher Fragen der Zeit zusammenzubringen. Ab 1928 wurden Tagungen organisiert, die sich bald zu einem viel beachteten Austausch von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft entwickelten.

Nach Auflösung der Gesellschaft 1934 gelangte das Schriftgut der List-Gesellschaft an die Stadt Reutlingen, die bereits den Nachlass Friedrich Lists verwahrte. 1955 wurde die List-Gesellschaft erneut ins Leben gerufen, diesmal in Reutlingen. Aus Anlass des Jahrestages fand am 5. und 6. September 2025 eine zweitägige Konferenz an der ESB-Business-School zum Thema Politikberatung statt. Am Vortag gab es einen feierlichen Festakt im Rathausfoyer. Redner des Abends war der frühere Wirtschaftsweise und Freiburger Ökonom Prof. Dr. Lars Feld.

Die mit aussagekräftigen Dokumenten aus dem Archiv der List-Gesellschaft bestückte Ausstellung ist vor den Räumen des Stadtarchivs zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.