Schwarzwaldverein Aichhalden e. V.
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Auf den Spuren der Gamsen

"Gämse sind im Schwarzwald nicht so häufig anzutreffen, doch die Tour führt durch ein Gebiet, das von Gamsen besiedelt ist", meint Daniel Mosmann, der...
Foto: Daniel Mosmann

"Gämse sind im Schwarzwald nicht so häufig anzutreffen, doch die Tour führt durch ein Gebiet, das von Gamsen besiedelt ist", meint Daniel Mosmann, der mit seiner Familie zusammen die heutige Wanderung der Jugendgruppe des Schwarzwaldvereins Aichhalden unter dem vielversprechenden Titel "Abenteuertour oberhalb Hinterlehengericht – Naturdenkmale und Lost Places" geplant hatte. "Die Wanderung beginnt auf Gamspfaden und das Ende wird von einem Gamsschädel markiert, den wir bei der Planung der Wanderung tatsächlich dort gefunden haben."

Wir, 36 Personen im Alter von 10 bis 70 Jahren, sind der Einladung des Vereins gefolgt und versammeln uns am Morgen des 6.4.25 auf dem BBS-Parkplatz in Hinterlehengericht. Die große Gruppe startet tatsächlich zunächst auf einem Trampelpfad, der sogleich in einen schmalen Gratweg oberhalb des Kienbachs übergeht und in Richtung Kienbronn führt. Steil, aber interessant, schlängelt sich der Pfad nach oben. An schwierigen Stellen helfen Seile und zahlreiche Hände beim mühsamen Aufstieg – überhaupt ist die gute Stimmung in der Truppe und die Hilfsbereitschaft untereinander schön anzusehen. Bereits nach etwa eineinhalb Kilometern wird uns klar, warum sich besagte Gamsen in diesem Gebiet heimisch fühlen: Über eine Länge von etwa 150 m tritt hier der Felsgrat aus dem Waldboden hervor und sorgt für ein alpines Panorama. Noch weiter oben gelangen wir schließlich zum Ramselhof, wo sich uns – bei einer kurzen Pause – eine tolle Aussicht auf Aichhalden und Sulgen bietet.

Beim folgenden Aufstieg auf den Kahlenberg wird darüber informiert, dass hier eine Sandsteinschicht namens "Eckscher Horizont" liegt, die dafür bekannt ist, dass durch unterschiedlich schnelles Absanden tolle Verwitterungsformen entstehen. Wir erklettern zunächst eine kanzelartige Felsformation und kommen nach ziemlich genau 5 km Wanderstrecke zum Highlight der heutigen Tour: zum Naturdenkmal "Hohler Stein". Hierbei handelt es sich um eine höhlenartige Felsformation, genauer um eine 20 m lange und bis zu 3 m hohe Hohlkehle, die wir nach einigen Hinweisen zum Verhalten in geschützten Geotopen erforschen können. Beim Erkunden der dunklen, teils engen Röhre und beim Anblick von Höhlenspinnen und deren Kokons, die im Licht unserer Stirnlampen über unseren Köpfen baumeln, stellt sich erstmals ein Gefühl von Abenteuer ein.

Etwas später zaubern die Organisatoren auf einer Wiese am Kienbronn Picknickdecken hinter einem Baum hervor und man genießt die mitgebrachten Vesper. Bei dem sonnigen Wetter reicht der Blick weit über das Schiltachtal hinweg bis hin zur Schwäbischen Alb mitsamt der Burg Hohenzollern.

Den Abstieg machen wir zunächst über das Hunnersbach Tal, wechseln teils querfeldein ins Hunseltal und steigen zum Hunselhof ab. Nach einem nochmals kurzen, aber steilen Anstieg stehen wir vor dem Naturdenkmal "Uhufelsen". Aufgrund der Absturzgefahr besteigen wir den mächtigen Granitbrocken, der hoch über dem Schiltachtal thront, jedoch nur an seinem Ansatz – die schwindelerregende Höhe sorgt dennoch für ein Kribbeln im Bauch. Alpines Feeling gibts jedoch gleich nochmal, wenn wir ein Stück weiter am Hohenschrofen über eine schmale Steige im Fels, die vermutlich in wenigen Wochen unter wuchernden Brommbeerranken verschwunden sein wird, zu einer markanten Felsnase absteigen, deren Innenseite mit Schwefelflechten bewachsen ist. Von dort bietet sich uns ein toller Blick ins Schiltachtal und zu den Naturdenkmalen "Burbachfelsen" und "Welschfelsen".

Am späten Nachmittag ist es kühl geworden und am Ende dieser abwechslungsreichen Tour steigt die Wandergruppe auf kaum noch sichtbaren, teils mit Bäumen bewachsenen Wegen in eine düstere, jedoch beeindruckende Steinschlucht ab, die ein schwer zugängliches Überbleibsel eines ehemaligen Porphyr-Steinbruchs ist. Ganz am Ende der Schlucht liegt dann auch der Eingangs erwähnte knöcherne Gamsschädel, der sich ideal in das etwas morbide Bild eines verlassenen Ortes einfügt, der seit 100 Jahren von der Natur zurückerobert wird.

Lost Places: Außer besagtem Steinbruch begegnen uns auf der Tour noch mehr "Verlassene Orte", über die wir hier jedoch nicht zu viel verraten können, damit sie "verlassen" bleiben. Nur soviel: Unter anderem treffen wir auf ein kleines, verlassenes Funktions-Gebäude aus dem Jahr 1925, wir blicken in den (vergitterten) Eingang eines alten Bergwerkstollens und mit einem Teleskop betrachten wir ein rostiges Relikt aus den Weltkriegen.

Nach 14 km Wanderstrecke, etwa 900 Höhenmetern, etwas Kletterei und einigen abenteuerlichen Erlebnissen sind wir etwas erschöpft und freuen uns, jetzt in die Autos steigen zu können: Bei der Heimfahrt kommt dann der Gedanke: Wir haben wieder etwas zu erzählen ...

Foto: Daniel Mosmann
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Aichhalder Nachrichten – Amtsblatt der Gemeinde Aichhalden
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Ausgabe 16/2025

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