Qualität am Bau – Diesem selbstauferlegten Versprechen sieht sich das Meßstetter Baugeschäft Berger seit über 100 Jahren verpflichtet. Welchen Herausforderungen sich Inhaber Ernst Berger dabei in der heutigen Zeit konfrontiert sieht, um das Credo zu bewahren, das erzählte er Bürgermeister Frank Schroft, der im Zuge seiner Firmenbesichtigungen das Meßstetter Traditionsunternehmen besuchte.
Handwerk hat goldenen Boden. Erst recht, wenn man selbst für das entsprechende Fundament sorgt! So oder ähnlich könnte eigentlich ein Werbespruch für Baugeschäfte klingen. Die Realität ist aber heutzutage vielmals eine ganz andere und die Branche hat Sorgen. Das gilt auch für alt eingesessene Unternehmen wie das Baugeschäft Berger in Meßstetten. „Vor gut 15 Jahren sind wir über die Arbeit gestolpert, so viel hatten wir“, sagt Ernst Berger und verweist auf den Einsatzradius seiner Leute, die selten länger als 30 Minuten bis zur Baustelle fahren mussten. Mittlerweile haben die Mannen von Berger ein viel größeres Einsatzgebiet und sind beispielsweise in Vilsingen, Leibertingen oder Spaichingen zu finden. Nur gute Aufträge rauspicken oder manche ablehnen, diese Zeiten sind vorbei.
„Der Tiefbau läuft, der Hochbau ist massiv eingebrochen“, verweist Ernst Berger auf die beiden tragenden Pfeiler seines Unternehmens. Schuld daran sind die höheren Zinsen, die Menschen haben einfach weniger Geld zum Bauen. Selbst wenn vor gut 30 oder 40 Jahren die Kreditzinsen im Vergleich zu heute in schwindelerregenden Sphären zirkulierten, so machen heute ein oder zwei Prozentpunkte vielen Bauwilligen einen Strich durch die Häuslebauer-Rechnung. „Das kommt zum einen, weil früher noch viel selbst gemacht wurde und werden konnte, zum anderen sind die Preise für Baumaterialien heute eine ganz andere Hausnummer“, verweist der Firmenchef auf den Zusammenhang. Zudem fehlten auf dem Markt gegenwärtig die kommunalen Bauaufträge im Bereich Hochbau. Dieses Defizit könnte ein noch so gutes Tiefbau-Volumen nicht ausreichend ausgleichen.
Bei großen und teuren Baumaschinen – 25 davon zählt der Fuhrpark von Berger – ist es wie bei Flugzeugen. Nur Jets, die in der Luft sind, fliegen Geld in die Kasse. Bagger und Lastwagen, die pausieren, rentieren sich ebenso wenig. Deshalb ist eine ausgeklügelte Logistik wichtig, nach dem Grundsatz: Wann und wo setze ich welche Maschine wie und vor allem rentabel ein? Erst recht, wenn zeitgleich nicht nur eine, sondern wie bei Berger üblich, mehrere Baustellen laufen.
Wobei wir nun beim omnipräsenten Schlagwort „Fachkräftemangel“ angekommen wären. Ob am Computer im Büro oder mit der Kelle an der Mauer: Die Baubranche tut sich zunehmend schwer, Nachwuchs zu bekommen. Bei der Facharbeiter-Suche kann sie sich einreihen in eine riesige Schlange anderer Wirtschaftszweige. Nur des reinen Jobs willen, sind kaum noch gute Leute zu bekommen oder zu halten. „Dabei geht es längst nicht mehr nur um einen guten Zahltag am Ende des Monats“, erklärt Ernst Berger. Nun ja, das Thema Work-Life-Balance und Arbeitsmarkt ist bekannt.
Umso glücklicher ist Ernst Berger, mit seinen 61 Jahren bereits die Nachfolge seines 45 Mitarbeiter großen Betriebs geregelt zu haben: Lars Neuschl ist 26 Jahre alt und Prokurist. Angefangen hat der gebürtige Überlinger als Maurerlehrling in einem dualen Studium, heute ist der Wahl-Hartheimer Mitglied der Berger-Geschäftsleitung. Ebenso der 57-jährige Michael Rombey, der sich ums Kaufmännische kümmert.
Die Wurzeln der Berger GmbH, die heute rund 45 Mitarbeiter zählt, reichen zurück bis ins Jahr 1902. Damals gründete Maurermeister Christian Berger, der Urgroßvater von Ernst Berger, den Familienbetrieb in der Gartenstraße 68, heute ist das Unternehmen in der Blumersbergstraße 26 beheimatet.
Angefangen mit einfachen Hausbauten, wuchs das Unternehmen stetig und widmete sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem konstruktiven Hochbau, ebenso dem Tiefbau. Hierbei reichen die Leistungen von einfachen Erdbewegungen über Neubau-Gebietserschließungen bis hin zum Verlegen von Ver- und Entsorgungsleitungen für Strom, Gas, Wasser und Abwasser). Aktiv ist die Firma zudem in der Sparte „Abbruch und Rückbau alter Baulasten“. Ernst Berger ist nicht nur Firmenchef, sondern seit Ende 2019 auch Kreishandwerksmeister und Obermeister im Bauhandwerk.
Aktuell hat die Firma Berger eine Großbaustelle mit der Erschließung des Meßstetter Baugebiets Loh I. Hier wird laut Ernst Berger über den Winter durchgearbeitet: „Ob Fels oder Frost, das ist egal, das packen unsere Maschinen“, erläutert der Bauunternehmer in der festen Hoffnung, bis März auf saisonale Kurzarbeit verzichten zu können. Das hofft freilich auch Bürgermeister Frank Schroft, dem die lokalen Firmen und Unternehmen selbstredend sehr am Herzen liegen.
(VB)