Als invasive Arten gelten Tiere dann, wenn sie sich in dem neuen Umfeld ausbreiten und sich das wiederum auf heimische Arten auswirkt – zum Beispiel, indem sie um Nahrung und Lebensräume konkurrieren. Eine solche ist die Asiatische Hornisse (Vespa velutina). Wer sie sieht, soll sie zwischen Ende März und Ende Dezember der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) melden. Davon berichten Heike Jung und Reiner Ewald. Sie sind Hornissenfachberater beim Landratsamt Karlsruhe, Imker und leben in Berghausen.
Die einheimische Hornisse ist ein Höhlenbrüter, wie Reiner Ewald berichtet. Er und Heike Jung setzen die einheimischen Hornissen um, wenn sie an Stellen wie den Rolladenkästen oder in Sonnenschirmen sitzen, weil sie unter anderem durch ihre Ausscheidungen alles verschmutzen und Isoliermaterial etc. abknabbern. „Aus Mangel an Nisthöhlen suchen sie sich alle möglichen Nistplätze wie auch Gartengrills. Wir sind auf die Europäischen Hornissen spezialisiert und sind als Imker von der Asiatischen Hornisse betroffen. Die ist über Importware nach Frankreich gekommen und hat sich von da an weiter bis hierher ausgebreitet. Die Asiatischen Hornissen mögen es warm und fühlen sich hier in der Rheinebene sichtlich wohl.“ Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe habe es letztes Jahr mehrere hundert Nester gegeben. Weil die Asiatische Hornisse eine invasive Art ist, die die anderen gefährdet, hat das Regierungspräsidium (RP) Gelder bereitgestellt, um die Nester zu entfernen und zu verbrennen.
Problematisch sei einerseits die schiere Menge an Hornissen, die sich in einem Nest aufhalten sowie auch die Größe des Nestes. „Die Nester können sehr groß, bis zu einem Meter im Durchmesser, werden. Anfangs sagte man, die Nester könnten so groß wie ein Medizinball werden. Jetzt weiß man, dass sie größer und auch acht Kilo schwer werden können“, sagen Jung und Ewald.
„Die Stiche der Asiatischen sind gefährlicher als die der Europäischen Hornisse“, sagt Heike Jung. Wenn die Asiatische Hornisse in so großen Mengen auftauche, mache die Masse an Gift dem Menschen natürlich mehr aus, als wenn nur einzelne Tiere stechen. Sich vor den Asiatischen Hornissen zu schützen, gehe bisher aber nur begrenzt. „Die beste Prävention ist die, dass man die Primärnester entfernt. Sie befinden sich oft in Hecken, an Hauswänden oder Ähnlichem. Deshalb sollte man im Frühjahr, Mitte/Ende März, nach ihnen Ausschau halten. In den Anfangsnestern sind nur wenige Tiere. In einem Haupt- bzw. Sekundärnest befinden sich 2000 Arbeiterinnen. Daraus schlüpfen durchschnittlich 350 Jungköniginnen“, sagt Heike Jung. Reiner Ewald ergänzt: „Die Europäische Hornisse versteckt sich früher im Herbst. Die Asiatische Hornisse bleibt noch länger aktiv. Durch den Klimawandel und die Erderwärmung ist es für sie geradezu ein Kinderspiel, hier zu überwintern.“ Wenn man ein Sekundärnest sieht, sollte man Abstand nehmen und vorm Heckenschneiden immer erst schauen, ob sich nicht irgendwo ein Nest versteckt. Größere Nester befinden sich in der Regel aber hoch oben in den Baumkronen.„Wenn die Hornissen alarmiert sind, kann das heftig werden“, sagt Ewald. Auf die Frage, ob manche der anderen Tierarten dem Problem auf natürliche Art und Weise abhelfen können, antwortet Ewald: „Manche Vogelarten wie die Meisen, der Kleiber und der Specht machen bislang nur den Rest des Nestes im Spätherbst oder Winter kaputt und fressen die restlichen Larven.“
Die Leserinnen und Leser sollten Ende März und im April nach den möglichen Nestern in Hecken, Dachüberständen, Gartenboxen etc. schauen und prüfen, ob sich irgendwelche Bauanfänge dort befinden. Das Melden geht am besten über die Meldeplattform des Umweltministeriums www.lubw.baden-wuerttemberg.de oder die App „Meine Umwelt“. Hier muss man einfach nur auf „Melden“ klicken. Ab Ende März/Anfang April kann man die Nester wieder melden. „Jetzt dachte man, es seien nicht mehr so viele Tiere in den Nestern. Es sind aber wohl noch einige geblieben“, stellt Reiner Ewald fest. (war)