Zur Geschichte des Pfarrdorfes Aichhalden (74)
Wir haben nun schon mehr als die Hälfte der Flurnamen kennengelernt und zu erklären versucht aufgrund der Örtlichkeit, des sprachlichen Zusammenhangs und im Vergleich mit den Gewannnamen anderer, namentlich früherer alemannischer Ortschaften. Ein kleiner Rest bleibt jetzt noch übrig.
Es gibt Namen und Bezeichnungen der Grundstücke, die sich fast von selbst verstehen und doch nichts sagen. „In den Dreivieteln“ ist eine solche. Sie leitet sich von der größeren oder kleineren Ausdehnung ab. „In den Halbjaucherten“ nach dem Feldmaß Jauchert (auch Joch, Juchert und anders benannt). Das Flächen-Einheitsmaß war je nach Land, Zeit und Herrschaftsgebiet mehrfach verschieden. Auch die geologische oder Bodenbeschaffenheit spielt eine Rolle: „Mergeläcker“, (in der) „Mergelgrube“. Dort wurde Dungerde gewonnen, wie im „Leimwälle“ (Leimwäldle) oder in dessen Nähe Lehm (Letten). „Maueracker“, der Acker (bzw. die Äcker) an der Mauer des alten Gottesackers. „Schenkenreute“ ist eine Rodung des Schenk (Familienname, jetzt hier nicht mehr zu finden). Die Reutäcker sind erst viel später als die Hauptmasse der Felder gereutet, umgebrochen worden. „Lachhansenhaus“, das Haus des Hans beim Lachen oder bei der Lachen. In den meisten Karten und Katalogen (z. B. Staatshandbuch des Königreichs Württemberg, Realkatalog der Diözese Rottenburg, Beschreibung des Oberamts Oberndorf) heißt diese Flur, die zwischen Grund und Schachen liegt, unrichtigerweise Lachhausen. Staatshandbuch und Realkatalog haben offensichtlich den Fehler der Oberamtsbeschreibung übernommen, der aus einer Verballhornung von Lachenhansen und Lachenhaus entstanden ist. „Lachen“ kann nach meiner Ansicht, an dieser Stelle, auf Lachen-Grenzstein oder Grenzbaum (auch Lach, Lauch, Loch, Lachbaum). In Aichhalden sagt man, wie in der Umgegend z. B. Tennenbronn, zum einzelnen Markstein Loge, Loga, auch Logastoa. Mancher Weg führt „am Loga na“.
Die Wörter „Zehntscheuerweg“, „Scheuerriesen“, „Scheuerbrunnen“, „Scheuermaier“ (gesprochen wird Schier oder Schira) konzentrieren sich auf die Zehntscheuer. Der Zehnte (= der zehnte Teil des Ertrags als Steuer bzw. Abgabe) ist aufgehoben bzw. abgelöst, die Bezeichnung „bei der Zehntscheuer“ ist geblieben. Ob der „Scheuerbauernhof“, unweit von Heiligenbronn, mit der Zehntscheuer etwas zu tun hatte, habe ich bis jetzt nicht erfahren können. Der jetzige Besitzer ist eingewandert und hat von den früheren Verhältnissen keine Kenntnis.
Der „Segenberg“: Berg, an dessen Fuß die Säge (Sägmühle) lag. Dazu gehört auch das Wort Mühlberg. In alter Zeit hat man mit Berg (Bühl) auch „Wald“ gemeint. Mit dieser Erklärung würde ein neues Licht auf den Flurnamen „Bühlen“ fallen. Käpfle (anderswo Kapf): Höhe zum „Kapfen“, gaffen, schauen; also etwa Ausblick oder Schauinsland. „Rohrhalde“: Bergabhang, der zum Rohrbach führt. „Rubstock“: Rübenacker. Es kam vor, dass aus der Allmand einzelne Teile ausgesondert wurden, um als Krautacker angebaut zu werden. Heutzutage ist der „Rubstock“ (wieder) Wald (der Waldgenossenschaft gehörig).
Beim Gang zum „Breitenstein“ haben wir die Storchenreute erwähnt. Wir finden weiter: Storchenhof, Storchenschmied, Storchenwegle. Die Überlieferung will wissen, dass auf dem Sohmer’schen Grundstück, das jetzt als Gemüsegarten dient, ehemals ein Hof samt Haus stand, dessen Dach sich ein Storch zur Wohnung erkor. Der Hof hieß Storchenhof (oder Storkenhof). Mit der Verlegung des Hofes und dem Umzug des Besitzers ins Hinterdörfle sei auch der Name „Storchenhof“ dorthin verpflanzt worden.
(Fortsetzung folgt)