Heimat- und Geschichtsverein Aichhalden-Rötenberg
78733 Aichhalden
NUSSBAUM+
Kultur

Beiträge zur Geschichte Aichhaldens

Zur Geschichte des Pfarrdorfes Aichhalden (75) Auf dem Weg nach Hinteraichhalden, etwa eine viertel Stunde vom Dorfe entfernt, stand der Valentinshof...

Zur Geschichte des Pfarrdorfes Aichhalden (75)
Auf dem Weg nach Hinteraichhalden, etwa eine viertel Stunde vom Dorfe entfernt, stand der Valentinshof (jetzt Gregor Roming). Dort zweigt ein Weg ab auf die „Wilde“ (ehemals: unangebautes Gebiet) und auf die „Bruck“. Bruck bedeutet hier wohl auch so viel wie Weg, der durch Einlage von Baumstämmen gangbar gemacht war (Knüppeldamm). Beim Weiterschreiten auf der Straße nach Oberreute biegt linker Hand eine Hohlgasse ab. Ehemals stand dort der Holzapfelhof (jetzt Theodor Ganter, auch Oberreuter genannt). Oberreuter und Oberreutershof sind neuzeitliche Bezeichnungen. Der Reutershof (jetzt auch Unterreutershof) dagegen wird früher oft erwähnt. Er scheint zu den größten Besitzungen gehört zu haben und zählt auch heute noch – nach Schwarzwaldbegriffen – zu den ansehnlichsten. Es sei übrigens bemerkt, dass die genannten Höfe alle viel jünger sind, als das Dorf selbst. Der Weiler Hinteraichhalden übertrifft die anderen Weiler an Ausdehnung und Anzahl der Bewohner. Das Dorf selbst wird in älteren Karten zur Unterscheidung als Vorderaichhalden aufgeführt.
Von der Hohlgasse zurück, kommen wir zu einer Brücke, die als „Steinbett“ bekannt ist. Die geologische Beschaffenheit an Ort und Stelle rechtfertigt diesen Namen nicht. Es waren wohl früher statt der Brücke an dieser Furt – dem Bett des Weiherbachs – zur Ermöglichung des Übergangs Steine eingeworfen, die später der Brücke Platz machten. Der Weiherbach entspringt im „Schülemoos“ (der Familienname „Schüle“ ist jetzt hier ausgestorben) und erweitert sich beim Weiler „Weiher“ zum „Weihermoos“. Der Weiherbach fließt dann durch den Weiler „Brambach“. Das Wort Brambach kommt her von Brame (Dornenstrauch, Brombeerstrauch). Bevor der Weiherbach sich in die Eschach ergießt, vereinigt er sich mit einem aus dem „Mollenmoosgraben“ sich speisenden Bach. Der Mollenmoosgraben – so wird bald das dortige Moos (Moor), bald der Graben, bald das drin fließende Wasser genannt – bildet sich aus einer auf der Markung Sulgau entspringenden Quelle, südlich der „Schlichte“. Gehen wir dem Graben entlang, so sehen wir rechts die „Vierhäuser“, links „Hochholz“, „Hochhäusle“, „Heldhof“ (auch als Höllhof bezeichnet) und die Ziegelei. Mollenmoosgraben leitet sich wohl am besten von Molle ab, was Eidechse bedeutet. Anderswo wird der Name gebraucht im Sinne von Maulwurf.
Wir sind nun am Ende unserer Kreuz- und Querfahrten. Den einen oder anderen Flurnamen, den wir absichtlich übergangen haben, sparen wir uns für später auf. Auch ohne Vollständigkeit erreicht zu haben, wird dem Wanderer und besonders den Eingesessenen und den Liebhaber von Landschaft und Heimat der Gang nicht gereut haben. Die Fluren sind ja mit ihren Brunnen und Quellen, mit ihren Äckern und Wiesen und Feldern, mit Gärten und Wäldern, mit Busch und Baum die Quelle unserer Nahrung und unseres Wohlbefindens. Wir legen in sie hinein die Saat, dass sie im Schoße der Erde unter dem Segen des Himmels gedeihe und reife. Wir legen in sie hinein, auch alle Stimmungen unserer Seele und geistige Strömungen. Was das Herz bewegt, was den Sinn erhebt; wie oft lesen wir es heraus aus dem Buch der Natur, aus den Blättern der heimatlichen Fluren. Herbst und Winter und Frühjahr und Sommer; alle Reize und Regungen des wandelnden Jahres spiegeln sich wider in den Fluren der Heimat. Bald ist es, wie wenn sie die Sprachgewalt hätten, bald umfächeln uns mit dem Säuseln des Windes süße Melodien. Bald aber – mit gewaltigen Akkorden – erheben sie im Getöse des Sturmes schaurige Symphonien. Dann kehrt wieder Ruhe ein und Licht und Sonne treiben ihr Zauberspiel. Der Tag geht zur Ruhe und die Gedanken wandern zur letzten Flur, dem Friedhof und Gottesacker.

Erscheinung
Aichhalder Nachrichten – Amtsblatt der Gemeinde Aichhalden
NUSSBAUM+
Ausgabe 14/2024

Orte

Aichhalden

Kategorien

Kultur
von Heimat – und Geschichtsverein Aichhalden-Rötenberg
05.04.2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto