Besuch bei den Käsmachern in Weil im Schönbuch

Es gibt nicht nur Rinder und Schafe in der Landwirtschaft, sondern auch Ziegen. Trotzdem ein außergewöhnliches Modell und sehr selten. Glücklicherweise haben wir ganz in der Nähe von Waldenbuch einen nach Bioland-Standard betriebenen Bauernhof mit einer großen Ziegenherde: die Käsmacher. Ausführlich erläuterte das Ehepaar Binder die Geschichte des Hofes und die Herstellung ihres berühmten Käses. Inzwischen betreiben sie auch ein Hühnermobil, backen ihr eigenes Brot, bauen Kartoffeln an und verkaufen ihre hochwertigen Produkte in ihren Hofladen. Fast alles wird direkt vermarktet, die Ziegen und Hühner haben Auslauf und bekommen selbst erzeugtes Futter. Ein überzeugendes Konzept, dazu regional. Das Problem: Die Deutschen sparen gerne beim Essen! So wird oft das günstigere Ziegenfleisch aus Neuseeland bevorzugt, das erst mal um die halbe Welt gereist ist. Dies ist nur möglich, weil der Transport extrem billig ist - und solange der funktioniert. Das ist keineswegs selbstverständlich, wie man in Corona- und Kriegszeiten sehen konnte. Daher ist die regionale Lebensmittelproduktion außerordentlich wichtig. Herr Binder beklagte sich außerdem darüber, dass immer mehr landwirtschaftliche Fläche versiegelt wird, aus seiner Sicht völlig unverständlich, da die Regionen, die überhaupt bewirtschaftet werden können, aufgrund des Klimawandels immer weniger und kleiner werden. Er mahnte für die heimischen Böden und Produkte eine höhere Wertschätzung an und forderte ein Ende des Flächenverbrauches, damit die wohnortnahe Lebensmittelproduktion und -versorgung auch in Zukunft eine Chance hat.

Dr. Maria Rapp