Digitale Gewalt steigt stetig

Betroffen sind vor allem Mädchen und Frauen

Die Eislinger Frauen Aktion (Efa) hat Franziska Benning, von HateAid, am Dienstagabend zum Vortrag in die Stadthalle geholt.
Die Zuhörer lauschtem dem Vortrag von Franziska Benning.
Die Zuhörer lauschtem dem Vortrag von Franziska Benning.Foto: irs

Passend zum „Tag gegen Gewalt an Frauen“ hat Efa Franziska Benning, Leiterin der Rechtsabteilung von HateAid, eingeladen. „Digitale Gewalt steigt stetig“, sagte Efa-Vorsitzende Christine Schlenker. Die Bandbreite ist groß, reicht von Hatespeech bis Deepfakes, Betroffene können ein Lied von Angst und gefühlter Machtlosigkeit singen. „Betroffene verfallen in eine regelrechte Schockstarre“, weiß Benning.
Direkte Unterstützung
Hate Aid setzt auf direkte Unterstützung, es wird eine Erstberatung angeboten, um Betroffene zu stärken, herauszufinden was gebraucht wird, um sie wieder handlungsfähig zu machen. Auch rechtliche Unterstützung bis zu Prozesskostenfinanzierung stehen zur Verfügung. Digitale Gewalt sei eng vernetzt mit analoger (realer) Gewalt, gerade auch im Bereich häuslicher Gewalt. „Die Grenzen sind fließend“, so Benning und sie zeigte viele verschiedene Facetten digitaler Gewalt auf. Angefangen bei Beleidigungen und Verleumdungen, über Hassrede, ungefragte Verbreitung von privaten Bildern und sexualisierten Inhalten. Dickpics, Schnappschüsse von einem Penis, tauchen plötzlich auf dem Smartphone-Bildschirm auf, Doxxing, das systematische sammeln personenbezogener Daten mit Veröffentlichung im Netz, Deepfakes, also Video- und Audiodateien, die mit KI-Programmen manipuliert werden, Erpressung mit Nacktbildern (Sextortion) gehören dazu.
Betroffen sind alle digitalen Plattformen, ob Facebook, Instagram, TikTok oder X, selbst Vinted oder Kleinanzeigen und Messengerdienste. Spezifisch gegen Frauen gerichtet sei digitale Gewalt mit sexualisierten Inhalten. Benning belegte die steigende Gewalt im Netz mit aktuellen Zahlen.
Laut Bundeskriminalamt haben sich die Zahlen innerhalb von fünf Jahren verdoppelt, im vergangenen Jahr waren es 18 225 Frauen, damit sechs Prozent mehr als noch im Vorjahr und die Dunkelziffer sei enorm hoch. Viele Frauen trauen sich nicht, digitale Gewalt anzuzeigen. Frauenhassende Netzwerke nehmen zu, Frauenhass sei politisch und eine Form der Machtausübung mit dem Ziel Frauen aus öffentlichen Diskursen zu verdrängen sowie der Kampf gegen Gleichberechtigung.
Probleme bei der Rechtsdurchsetzung
Aktiv sind dabei etwa Männerrechtsaktivisten, unfreiwillig zölibatär lebende Männer, Burschenschaften, auffällig sei die enge Verknüpfung mit rechtsextremem Gedankengut und diversen extremistischen Kreisen. Die Auswirkungen von digitaler Gewalt reichen bei Betroffenen von Angststörungen über Depressionen bis hin zu Suizidgedanken. Die gesellschaftliche Auswirkung wird als „Silencing-Effect“ bezeichnet, Betroffene ziehen sich zurück, äußern sich nicht mehr öffentlich oder übernehmen keine öffentlichen Ämter mehr. „Das Netz ist kein rechtsfreier Raum“, betonte Benning, Strafrecht gelte auch online. Die Durchsetzung von Rechten sei dennoch schwierig. HateAid setzt sich für die Schließung von Schutzlücken im Strafrecht ein, auch für die in Verantwortungnahme von Plattformen, die zur Verbreitung der Inhalte beitragen. Digitale Zivilcourage sei gefragt, Unterstützung von Betroffenen, auch, wenn es nur ein Like sei. irs

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM
01.12.2025
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