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Kommunalpolitik

Borns siebter Kurpfalz-Horizont mit Florence Brokowski-Shekete

„Raus aus den Schubladen – Kein Platz für Rassismus“ „Vorurteile überwindet man mit Verständnis und für Verständnis muss man miteinander...
Florence Brokowski-Shekete und Daniel Born im Gespräch
Florence Brokowski-Shekete und Daniel Born im GesprächFoto: Anja Wilhelmi-Rapp

„Raus aus den Schubladen – Kein Platz für Rassismus“

„Vorurteile überwindet man mit Verständnis und für Verständnis muss man miteinander sprechen.“ Mit diesen Worten begrüßte Sabine Rebmann, Ortsvereinsvorsitzende der SPD Schwetzingen, die Gäste des siebten Kurpfalz-Horizonts im Josefshaus in Schwetzingen. Diesmal hatte Landtagsvizepräsident Daniel Born die Bestseller-Autorin, Schulamtsdirektorin und interkulturelle Kommunikationsexpertin Florence Brokowski-Shekete zum Gespräch eingeladen. Im Schwetzinger Josefshaus verfolgten rund 80 Gäste eine angeregte Diskussion, die eindrücklich zeigte: Rassismus ist kein abstraktes Problem, sondern eine alltägliche Realität, die couragiertes Handeln erfordert.

Für eine eindrucksvolle musikalische Rahmung sorgten Matilda Getto und Sarah Worae aus dem Jugendchor des Sängerbundes Schwetzingen. Zu Beginn sangen sie „Stand Up“ von Cynthia Erivo – eine Hymne für den Kampf gegen Ungerechtigkeit – und beendeten den Abend mit „Imagine“ von John Lennon. Ihre Musikauswahl begründeten sie mit einem klaren Statement: „Das Wichtigste ist der Zusammenhalt.“

Landtagsvizepräsident Daniel Born, der Initiator der Talkreihe, nahm den Ball gleich zu Beginn des Gesprächs auf: „‘Stand Up‘ steht auf meiner Playlist ganz oben!“ Welchen Song Brokowski-Shekete besonders liebt, wollte der Schwetzinger Abgeordnete wissen. „Last Christmas – das geht immer, auch im Sommer! Auch wenn es Leute manchmal irritiert.“

Irritation sei ein Phänomen, das sie begleite, fügte die Bestseller-Autorin hinzu – denn sie habe früh erlebt, wie es sich anfühlt, wenn man nicht in die Erwartung anderer passt. „Dass ich nicht erwartet werde, zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.“ Brokowski-Shekete erzählte von ihrer behüteten Kindheit in Buxtehude und ihrem Umzug als Neunjährige in die nigerianische Millionenstadt Lagos. „Hier habe ich zum ersten Mal erlebt, was es heißt, ausgegrenzt zu sein und sich nicht zugehörig zu fühlen. Es lag nicht an der Hautfarbe, sondern an meiner Sozialisation.“

Nach drei Jahren voller Heimweh kehrte sie zu ihrer Pflegemutter zurück. Auslöser war ein Aufsatz zum Thema "Mein schönster Traum", den sie in der Schule verfassen sollte. "Mein schönster Traum wäre es, nach Hause zu gehen", schrieb sie. Ihre Lehrerin empfahl den Eltern, ihre Tochter wieder nach Deutschland zu schicken - das Argument besserer Bildungschancen überzeugte sie.
Mit dieser Entscheidung wurde der Grundstein für ihren außergewöhnlichen Werdegang gelegt. Heute ist Florence Brokowski-Shekete nicht nur Bestseller-Autorin und Schulamtsdirektorin, sondern auch eine gefragte Beraterin und Expertin für interkulturelle Kommunikation. Als Schulamtsdirektorin und Mitglied des 24. Landesschulbeirats Baden-Württemberg, ein Gremium, das die Landesregierung in bildungspolitischen Fragen berät, setzt sich Brokowski-Shekete für eine diskriminierungssensible Pädagogik und die Verankerung von Diversität im Bildungssystem ein. „Es darf nicht vom Engagement Einzelner abhängen, ob Schülerinnen und Schüler Rassismus erkennen und lernen, sich dagegen zu positionieren. Wir brauchen eine strukturelle Verankerung dieser Themen. Der Kampf gegen Rassismus gehört in ausnahmslos jedes Leitbild.“

Für SPD-Bildungsexperte Born, der seit 2016 dem Bildungsausschuss angehört, ist Bildungsgerechtigkeit eine zentrale Voraussetzung für eine starke Demokratie: „Bildungserfolg darf nicht von der Herkunft abhängen – weder von der sozialen noch von der kulturellen. Chancengerechtigkeit ist das Fundament unserer Demokratie.“ Dafür brauche es mehr als gute Absichten, unterstrich Born.: „Rassismus bekämpft man nicht mit Sonntagsreden, sondern mit konsequenten Maßnahmen. Es braucht Vorbilder und klare Regeln – im Schulsystem, in der Gesellschaft und in der Politik.“

Für Brokowski-Shekete ist Sichtbarkeit entscheidend: „Kinder und Jugendliche müssen sehen: Ah, das alles kann ich werden! Diese Wege stehen mir offen.“ Doch sie hat immer wieder erlebt, dass sie als Schwarze Frau unterschätzt wurde: „Ich wurde oft gefragt: ‚Sie sind wirklich Lehrerin? So richtig?‘ Und ich habe entgegnet: Wie kann man denn nicht richtig Lehrerin sein?“

In ihrem Podcast SchwarzWeiss, der für den „Emotion Award 2024“ in der Kategorie Diversity in Media nominiert wurde, spricht Brokowski-Shekete über Alltagsrassismus, Vielfalt und Identität. Ihr Anliegen: Schwierige Themen offen, ehrlich und mit einer guten Portion Humor ansprechen – nicht belehrend, sondern einladend zum Perspektivwechsel. „Mein Ziel ist, dass Menschen ins Gespräch kommen – über das, was nicht okay ist, aber auch über das, was verbindet“, betonte Brokowski-Shekete. Dabei greift sie immer wieder Debatten auf, die polarisieren – so auch die Frage nach kultureller Aneignung. „Meine Herkunft ist kein Kostüm“, stellte sie klar. Auf Vergleiche wie „Dann dürfen Chinesen auch keine Lederhosen tragen“ reagiert sie mit Kopfschütteln: „Lederhosen stehen nicht für ein unterdrücktes Volk.“

Ein Sinnbild für ihre Art des Dialogs brachte sie auch an diesem Abend aus ihrem People-Talk SCHWARZWÄLDER &BUTTERKUCHEN mit: „Als Norddeutsche liebe ich Butterkuchen – aber der süddeutsche Butterkuchen war eine Enttäuschung! Ganz im Gegensatz zur Schwarzwälder Kirschtorte.“ Zwei unterschiedliche Kuchensorten auf einem Teller – hell und dunkel – symbolisieren für sie die Vielfalt der Menschen und die Themen, die sie bewegen.

Dass sie komplexe Themen verbindlich und souverän, aber ohne Verbissenheit anspricht, zeichnete auch das Gespräch mit dem stellvertretenden Parlamentspräsidenten aus. Der Umgang mit Sprache spielte dabei eine zentrale Rolle zukam. „Die Gesellschaft verändert sich stark. Manche fühlen sich ermächtigt, Grenzen zu überschreiten und sagen: Jetzt erst recht, ich will nicht eingeschränkt werden. Andere wiederum suchen bewusst eine diskriminierungssensible und behutsame Sprache“, erläuterte Born und bat seinen Gast um ihre Einschätzung. Borokowski-Sheketes Botschaft war auch hier klar: „Fragen Sie! Trauen Sie sich, gerade wenn Sie unsicher sind.“

Ein besonders emotionaler Moment des Abends war Brokowski-Sheketes Schilderung ihrer Reaktion auf die Enthüllungen von Correctiv über ein rechtsextremes Geheimtreffen. „Ich war erschüttert. Da hatte ich das Gefühl: Hier fangen andere an, meine Koffer zu packen!“ Es sei das erste Mal gewesen, dass sie demonstrieren ging. „Und das hat mich sehr berührt: Da waren tausende Menschen, die sich für mich und all die anderen Menschen mit internationaler Biografie eingesetzt haben.“ Auch für den hiesigen Abgeordneten ein wichtiges und ermutigendes Signal: „Viele Menschen hatten auf den Demos das Bedürfnis zu zeigen: Ich lasse mein Land nicht vor die Hunde gehen! Rassismus bedroht nicht nur Einzelne – er bedroht uns alle, unsere Demokratie und unser Zusammenleben.“

Die Diskussion endete mit einer Frage, die Born besonders wichtig war: „Wie kann jeder den Unterschied machen?“ Die Kommunikationsexpertin antwortete mit einem klaren Aufruf: „Indem man Verbündete ist! Indem man den Mut hat, beizustehen.“ Oft hielten Menschen sich zurück, aus Angst, selbst in den Fokus zu geraten. Doch genau hier liege der Schlüssel: „Solidarität bedeutet, sich nicht wegzuducken.“ Und welchen Rat hat die Mutter Florence Brokowski-Shekete mit dem Wissen um eigene Diskriminierungserfahrungen ihrem Kind mit auf den Weg gegeben? „Mach dich nicht klein, wehre dich, hole dir Hilfe – du bist nicht allein.“

Mit diesen starken Botschaften ging der siebte Kurpfalz-Horizont zu Ende und bestätigte einmal mehr das Anliegen des Gastgebers: Raum für respektvollen Austausch und demokratische Dialoge zu schaffen. (pm)

Foto: Anja Wilhelmi-Rapp
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