Das Jahr 2024 steht nicht nur für die „Badisch-Südbrasilianische Gesellschaft“ (BSG) ganz im Zeichen„200 Jahre Auswanderung nach Brasilien“.
Bekanntlich waren im 19. Jahrhundert Tausende Menschen aus wirtschaftlichen Gründen, Hungersnot, Armut und politischer Unterdrückung auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen ausgewandert, um im größten Land Südamerikas ein Stückchen Glück und eine neue Heimat zu finden. Das der damaligen Auswanderungswelle zugeschriebene Sprichwort: „Der Erste hat den Tod, der Zweite hat die Not, der Dritte erst hat Brot“, trifft sicher zu. Die Nachfahren der ersten Siedler leben heute überwiegend in den südbrasilianischen Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Parana und Santa Catarina und die deutsche Sprache ist allgegenwärtig. „Im Jubiläumsjahr 2024 sind zahlreiche Veranstaltungen angedacht“, so Sven Weigt, BSG-Präsident und Honorarvertreter des Bundesstaates Santa Catarina. Der Bürgermeister der Gemeinde Karlsdorf-Neuthard war dem Gründungspräsidenten Egon Klefenz vor fünf Jahren gefolgt. Egon Klefenz, der im Vorjahr im Alter von 82 Jahren verstarb, hatte sich als unermüdlicher Motor und Brückenbauer für eine politische und wirtschaftliche Vernetzung zwischen Deutschland und Südbrasilien eingesetzt. Eine 2010 gegründete Städtepartnerschaft zwischen Karlsdorf-Neuthard und Guabiruba ging ebenso auf seine Initiative zurück, wie die 2012 gegründete Partnerschaft zwischen dem Kreis Karlsruhe und der Stadt Brusque im Bundesstaat Santa Catarina. „Das Interesse der nach Brasilien ausgewanderten Menschen und die Suche nach ihren Wurzeln, ist sehr groß“, heißt es dort. Nicht zuletzt dieser Tatsache geschuldet, hat sich Buchautorin Maria Teresinha Debatin, die in der Hauptstadt Florianopolis als Assistentin der Geschäftsführung in der Abgeordnetenkammer des südbrasilianischen Bundesstaates Santa Catarina unter Gouverneur Mello arbeitet, intensiv mit der Geschichte ihrer Vorfahren beschäftigt. „Familia Debatin – und ihre Geschichte“ heißt das 400-seitige Nachschlagewerk, das in portugiesischer Sprache erschien und von Elisangela Barao-Hecht in naher Zukunft auch in deutscher Sprache übersetzt werden soll. Zuletzt hatte die Ausstellung „150 Jahre badische Auswanderung nach Brasilien“ in der Region über die Geschichte der früheren Emigranten informiert. Nachdem im Vorjahr im Congress Center Ramstein das Treffen der „Brasilienfreunde Baden-Hunsrück-Pfalz-Saarland“ mit einer vertiefenden Zusammenarbeit von Gruppierungen der genannten Regionen, die in unterschiedlicher Weise mit dem südlichen Brasilien verbunden sind, über die Bühne ging, findet am 13. April in Karlsdorf-Neuthard eine weitere Zusammenkunft statt. Einwohner aus Kraichtal, die familiäre Verbindungen nach Südbrasilien haben, können sich gerne mit dem Autor dieses Artikels in Verbindung setzen (hansjoachimof@gmx.de). In einem Vortrag werden Einblicke in die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit auf kommunaler und staatlicher Ebene diskutiert. Jährlicher Jugendaustausch mit beruflichen Schulen und Gymnasien sowie eine, im Jahre 2015 beschlossene und 2021 mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete, Klimapartnerschaft leisten seither einen signifikanten Beitrag zum globalen Klimaschutz. Auswanderungsforscher, Genealoge und Historiker Dr. Lothar Wieser aus Mannheim, der in seinem zweisprachigen Buch „Das hiesige Land gleicht einem Paradies“ auf die Geschichte der Auswanderung eingeht, beleuchtet im Rahmen der Arbeitskreise Hintergründe und Aspekte seiner Forschungen. (hjo)