Die kürzlich erschienene 42. Ausgabe der „Weingartener Heimatblätter“ dokumentiert auf 40 reichlich illustrierten Seiten wieder ein breites Spektrum heimatkundlicher Themen. Einmal mehr ist es dem Redaktionsteam mit Klaus Geggus, Hubert Daul, Roland Felleisen und Manfred Bohr gelungen, den Lesern einen aufschlussreichen Einblick in Geschichte und Gegenwart Weingartens zu vermitteln.
In einem interessanten Beitrag erläutert Professor Heinz Trauboth, Eigentümer des denkmalgeschützten „Fränkischen Hofs“ seit 1978, die Geschichte und die mühevolle Renovierung der fränkischen Hofanlage mit Haupthaus, Gesindehaus, Scheune und Remise, die seit Juli 1985 ein Kleinod und Schmuckstück des Weingartener Ortszentrums ist.
Alexander Werner beleuchtet die wechselvolle Geschichte der ehemaligen Lohmühle im Unterdorf, an deren Standort sich seit 1971 die Bahnhof-Apotheke der Familie Kallenbach befindet. Die Lohmühle, in der aus Baumrinde Gerbstoff gewonnen wurde, erlebte in ihrer über 200-jährigen Geschichte seit 1679 unruhige Zeiten. Ihre Eigentümer kämpften lange Zeit vergebens um das Mahlrecht für Getreide. Die Gemeinde erwarb 1891 das Anwesen, und im Ersten Weltkrieg wurde das umgebaute Haupthaus vom DRK als Lazarett und Ortskrankenhaus mit Wöchnerinnen-Station genutzt. Zuletzt war es Außenstelle des Städtischen Klinikums Karlsruhe und bis zu seinem Abbruch 1971 wurde es als Wohnhaus genutzt.
In zwei weiteren Beiträgen behandelt derselbe Autor die Entwicklung des sogenannten „Knabenhauses Wichernhof“ über ein Arbeitslager der NSDAP, ein Haus für „Erbgeschädigte Jungs“ sowie eine Wöchnerinnen-Station und ein Kreisaltersheim bis zum heutigen Maranatha-Haus der evangelisch-freikirchlichen Baptisten-Gemeinde. Der dritte Beitrag thematisiert die erfolgreiche Zwieback-Manufaktur von Friedrich Lepp, dem Großherzog Friedrich I. bereits 1904 das Prädikat „Hoflieferant“ verlieh. Die Lepp-Passage erinnert heute noch an den ehemaligen Standort.
Das Jubiläum „175 Jahre Badische Revolution“ spiegelt sich in zwei Artikeln wider. Roland Bergmeier beschreibt das Thema überwiegend aus Sicht der von Großherzog Leopold zu Hilfe gerufenen Preußen anhand der heute noch vorhandenen Grab- und Denkmalen auf den alten Friedhöfen in Weingarten sowie in Durlach, Karlsruhe und in Bochum. Roland Felleisen dokumentiert ergänzend in seinem Beitrag, wie die Bürger in Weingarten die damaligen Ereignisse während der Revolution und nach deren Niederschlagung erlebt und erlitten haben.
Bereits 2024 konnte der Schützenverein auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Der langjährige ehemalige Vorsitzende, Klaus Gierich, zeichnet die wechselvolle Vereinsgeschichte, die geprägt ist von Sport und Tradition sowie von Kameradschaft und Geselligkeit, anschaulich nach. Roland Felleisen erläutert die 125-jährige Baugeschichte der neugotischen Katholischen Pfarrkirche Sankt Michael, die nach dreijähriger Bauzeit 1899 eingeweiht wurde.
Marianne Lother ist Autorin der Beiträge „100 Jahre evangelischer Posaunenchor“ und „Gärtnergepflegtes Grabfeld“ auf dem Friedhof. Monika Hildenbrand dokumentiert weitere Berichte von Zeitzeugen über die Deportation der letzten 24 jüdischen Mitbürger am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich. Sonja Güntner berichtet über das Projekt „Kinder für die Natur begeistern“ und die Vereinsarbeit 2023 und 2024. Roland Felleisen würdigt in seinem Nachruf die vielfältigen Verdienste des im Januar verstorbenen Horst Bartholomä um den Bürger- und Heimatverein.
Die „Weingartener Heimatblätter“ sind zum Preis von fünf Euro bei Schreibwaren Schaufler, in der „Box 27“ und der Bahnhof-Apotheke sowie direkt beim BHV im Heimatmuseum in der Durlacher Straße 30 erhältlich. (rf/red)