Am Rathausplatz sitzt am Dienstagabend der vergangenen Woche gegen 17 Uhr ein Mann und wartet auf den Bürgerbus – nichts Außergewöhnliches, das ist Alltag in Plankstadt, wo der Bürgerbus als Institution mit regelmäßigen Fahrten durch den Ort für Arztbesuche, zur Haltestelle der Busse im ÖPNV oder zum Einkaufen seit mehr als zehn Jahren seine Runden dreht. Vereinsgeführt und von ehrenamtlich tätigen Fahrern „am Laufen“ gehalten. An diesem Dienstag war es ein Mann mit besonderem Interesse, der auf den Neun-Sitzer-Bus wartete: Masahiro Matsuda hat sich auf der Bank am Haltepunkt des Busses niedergelassen, eine Kamera, Block und Stift in der Hand.
Immer mehr Bürgerbusverantwortliche in den leuchten blauen Fleece-Jacken kamen dazu, denn der Journalist hat viele Fragen an die „Macher“ des Bürgerbusses. Seit 1995 lebt Masahiro Matsuda, der aus Tokyo stammt, in Deutschland, genauer in Karlsruhe. „Ich kam, um Umwelttechnik zu studieren“, erläutert er. Seither arbeite er für japanische Medien in den Bereichen Umwelt, Stadtentwicklung, Verkehr und auch Erneuerbare Energien in Deutschland und Europa. Sein Augenmerk richte er derzeit auf den ÖPNV, die Verbindungen auch über weite Strecken in Deutschland und auch im angrenzenden Ausland, zudem habe er das Konzept Bürgerbus entdeckt: „In Japans großen Städten und Orten gibt es kein Problem mit Mobilität“, stellt er fest, doch, wo es ländlich werde, sei es sehr schwierig von „A“ nach „B“ zu gelangen. Etwas Ähnliches wie den Bürgerbus gebe es bereits an einigen Stellen, aber nicht derart organisiert wie in Deutschland. Sein Ziel sei, nach seinen intensiven Recherchen, einen größeren Artikel in etwa zwei Wochen in einer japanischen Zeitung, eine Veröffentlichung des The Japan Economic Research Institute (http://www.jeri.or.jp/en/), zum Thema zu veröffentlichen, später will er seine gesammelten Erfahrungen, Bilder, Fakten in einem Buch zusammenfassen, das eine Art Leitfaden in Sachen Mobilität und Vernetzung der Zukunft werden könnte. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er seine Kolumne mit Themen aus Umwelt, Verkehr, Technik, Sozialpolitik und Wirtschaft in Europa sowie in Deutschland.
Beim Treffen auf dem Rathausplatz nutzte Masahiro Matsuda die Ankunft des Bürgerbusses für viele Fotos, bei dem auch eines mit dem Bürgermeister nicht fehlen durfte. Zudem besichtigte der Journalist das Innere des Fahrzeugs mit den Befestigungsmöglichkeiten für Rollatoren und mehr. Das Niederflurfahrzeug und die ausklappbare Rampe mit aller Technik sorgten für große Beachtung. Nach einer Fahrt mit dem Bus saßen die Bürgerbusmacher und -fahrer mit dem Gast an einem Tisch und beantworteten Fragen zu den organisatorischen Abläufen bei der Gründung des Vereins, in der Beschaffung der Gelder, etwa für Fahrzeuge, erfuhr, dass man keine gewerblichen Fahrten anbietet, und, wie man es schaffte als „Linie“ in den offiziellen Fahrplan des regionalen Linienverkehrs zu gelangen. Dass dahinter ein enormes Engagement der Bürgerbusler steckt, die sich bei Krankheit oder Verhinderung per WhatsApp-Gruppe austauschen und schnell vertreten, wurde im Gespräch sehr deutlich. Um die Zukunft des Bürgerbusses ging es abschließend – mit Fokus auf E-Fahrzeuge, die derzeit als Neun-Sitzer noch nicht mit der notwendigen Rampe produziert werfen können, da in den aktuellen Modellen an dieser Stelle die Akkus verbaut sind, und auf Fahrerinnen und Fahrer, die nachrücken, wenn aus dem aktuellen Fahrerpool die notwendigen Prüfungen nicht mehr bestanden werden.
„Da haben wir keine Sorge“, sagten die Verantwortlichen, dass sich nach Aufrufen immer einige Neue finden würden. Zurzeit sind 29 Fahrer im Alter von 50–80 Jahre im Team, der Verein (https://buergerbus-plankstadt.de/) zählt 108 Mitglieder. Für den Verein an sich werde es unweigerlich einen Generationenwechsel geben müssen, den man sukzessive einleite. Für beide Seiten war dieser Austausch fruchtbar, denn Masahiro Matsuda brachte bereits viel Vorinformation aus dem Bereich Mobilität und auch von einem Bürgerbusbesuch in Bad Krozingen mit. Begeistert zeigte sich der Gast über die Anzahl der Fahrerinnen und Fahrer, die zum anschließenden, abendlichen Fahrertreffen gekommen waren, das Engagement und die Freude mit der sie alle bei der Sache sind: „Das ist beeindruckend“, unterstrich er die Wichtigkeit der Sache, Bürgerbus für den Lokalverkehr und der Menschen, die für ihren Einsatz brennen.
Sabine Zeuner, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit