Vielen Dank an Edgar Schmieder!!
Er hielt am 03.05.2024 vor knapp 30 Teilnehmern einen Vortrag mit dem Titel
„Lösungsansätze für die praktische Anwendung zur Energieautarkie unter Berücksichtigung der kommunalen Wärmeplanung“
im Fohrenhof. Der lange Titel zeigt schon die Vielschichtigkeit und Komplexität des wichtigen Themas auf. Bis 2028 müssen lt. Gesetzgebung alle Gemeinden einen energetischen IST-Zustand aller Gebäude innerhalb der Kommune vorlegen.
Bei der kommunalen Wärmeplanung haben bisher viele Gemeinden auf ein Nahwärmenetz gesetzt. Nach den heutigen Erkenntnissen entsprechen diese nicht mehr dem Effizienzanspruch modernster innovativer und nachhaltiger Energietechnik zum Erreichen der Klimaschutzziele. Nahwärmenetze erzeugen auch weitere Abhängigkeiten und stehen somit im Widerspruch aller Bemühungen, höchstmögliche Energieautarkie des einzelnen Bürgers in Eigenregie zu gestalten. In der heutigen Zeit sollte hier eher auf die Versorgung über dezentrale Speicher und kleinere Kraftwerke (Batteriespeicher, Wasserstoffspeicher) sowie die Wärmeversorgung mit Strom (z. Bsp. mit Infrarotwärmetechnik) gesetzt werden. Schlüsselelemente seien dabei das Energy-Sharing auf Basis einer Smart-meeter bzw. smart-Grid Plattform.
Wir sind jedoch erst am Anfang des Prozesses: Wir wissen bis jetzt nicht, wie viel Energie die Gemeinde und jeder einzelne Haushalt in Unterkirnach überhaupt benötigt und in naher Zukunft benötigen wird (Sanierungsquote). Deshalb sind bestimmte Prozessschritte erforderlich: Mit Hilfe der Bürger müssen die derzeitigen Gebäudedaten anhand von Fragebögen erhoben werden: Wie hoch ist der Verbrauch? Wie ist der Sanierungszustand des Gebäudes? Wie viele Menschen leben in den Gebäuden? Welche Pläne hat der Besitzer? Anhand dieser Daten können dann individuelle Lösungsschritte für die Ziele einer emissionsfreien, klimaneutralen und autarken Energieversorgung gefunden werden. Technisch ist die Umsetzung schon heute möglich.
Auch Einsparpotentiale sind insbesondere mit Hilfe der künstlichen Intelligenz und dem Nutzerverhalten möglich. Mit hocheffizienten Systemen habe man auch ohne weitere Dämmungsmaßnahmen Einsparpotentiale von bis zu 20 %. Und die Politik? Diese zögere leider noch mit konkreten Vorschlägen, insbesondere was das Weiterleiten eines im Privathaushalt erzeugten Stroms in die Nachbarschaft angeht. Interessant wird die Entwicklung der Energiewirtschaft werden, denn mit der Stromerzeugung wird weniger Geld zu verdienen sein als mit der Betreibung des Netzes. In anderen EU-Ländern ist die Politik schon jetzt deutlich weiter als in Deutschland. 2023 wurden laut Bundesnetzagentur 1,6 Mrd. € Strom durch Abschalten der Windräder/ PV-Anlagen wegen Netzüberlastung vernichtet. Der Strom konnte nicht in Speicher abgeleitet werden. Damit hätten theoretisch 790000 Einfamilienhäuser mit Strom versorgt werden können. Ein weiterer Netzzubau würde an dieser Situation nicht erheblich viel ändern. Die Lösung sei die intelligente, KI-gestützte, dezentrale Energiespeicherung mit bidirektionaler Nutzung.
Nach Ansicht des Referenten wäre Unterkirnach mit moderner Technik und 100 % Solarstrom durch PV-Anlagen bis 2035 energieautark.
Edgar Schmieder stellte das Modell eines solarelektrischen Hauses vor. Die hierfür erforderlichen Komponenten sind noch „kostenintensiv“. Der Drang zur Autarkie ist jedoch ungebrochen vorhanden. Von der Bundesregierung werden unmissverständliche und transparente Gesetzesvorgaben erwartet, wie die Klimaziele tatsächlich - und zwar jetzt – erreicht werden sollen. Dazu muss der derzeitige Sanierungsanteil von 1 % auf 4-5 % deutschlandweit steigen. Das Zögern der Politik führt zur Verunsicherung bis hin zum Nichts-Tun.
„Wenn wir es alle wollen und heute beginnen, haben wir die Daten und Konzepte Ende 2026 vorliegen, können Zuschüsse beantragen und hoffentlich den Strom untereinander austauschen“, so das Resümee von Edgar Schmieder.
Schon während des zweiten Teils des Vortrages entspann sich eine lebhafte Diskussion, die auch nach Abschluss des offiziellen Teils in kleinen Gruppen rege weitergeführt wurde.
Sonja Kolepke-Kloess, Vorstand Bürgerenergie Unterkirnach (https://be-unterkirnach.de)