Bei einem großen Bürgerfest rückt man in Königsbach-Stein das ehrenamtliche und bürgerschaftliche Engagement in den Mittelpunkt.
Hätte es eines Beweises bedurft, wie vielfältig und facettenreich das Ehrenamt in Königsbach-Stein ist, wie viele Menschen sich in ihrer Freizeit einbringen und damit einen großen Beitrag zum Gemeinwohl leisten: Am Sonntag wäre er auf dem Sportgelände „Plötzer“ erbracht worden. Mehr als 40 Vereine und Organisationen, Institutionen und Bildungseinrichtungen haben dort bei einem großen Bürgerfest ihre Stände aufgebaut, um zu bewirten und zu informieren. Auch die Feuerwehr ist vor Ort und zeigt einen Teil ihrer Fahrzeuge, darunter die große Drehleiter. Die Gäste dürfen ins Innere schauen und die Gerätschaften in die Hand nehmen. Ein Angebot, das laut Kommandant Andreas Groß viele nutzen, vor allem Kinder. Wenige Meter weiter hat das Königsbacher Rote Kreuz einen großen Stand aufgebaut: mit einem Rettungswagen und einem Notarztfahrzeug des Kreisverbands sowie einem Mannschaftstransportwagen und einem Helfer-vor-Ort-Fahrzeug des Ortsvereins. Die Besucher erwarten unter anderem Informationen zur stabilen Seitenlage und zur Herzdruckmassage, der Lebensretter-Song und kommentierte Schauübungen, für die sich die Teilnehmer extra realistisch aussehende Wunden auf die Haut schminken lassen. Beim Jugendrotkreuz dürfen die Kinder unter anderem Kuscheltiere verarzten und mit bunten Bildern das richtige Verhalten im Notfall zeigen. „Das Interesse ist echt groß“, sagt Juliane Schumacher, die den Stand mit zahlreichen weiteren Ehrenamtlichen betreut: „Unsere Luftballons für die Kinder waren schneller weg, als wir gedacht haben.“
Ein positives Fazit zieht man auch beim Königsbacher Volleyballclub, bei dem vor allem Kinder und Jugendliche einen Einblick in den Sport erhalten. Junge, engagierte Vereinsmitglieder zeigen ihnen die Grundtechniken. Dabei machen sie ihre Sache so gut, dass etliche Teilnehmer hinterher fragen, ob sie zum Training kommen können. „Ich bin begeistert vom Engagement unserer Jugendlichen“, sagt die Vorsitzende Laura Heger: „Sie sind echt motiviert.“ Ebenfalls hochmotiviert ist der zehnjährige Diego, der beim Golfclub Johannesthal versucht, mit einem Schläger einen kleinen orangenen Ball auf eine Zielscheibe zu befördern. Das sei gar nicht so einfach, sagt Diego: „Man muss sich schon konzentrieren und versuchen, den Schläger gut unter den Ball zu kriegen.“ Ein paar Meter weiter kann man beim VdK mit einem Anzug ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn man körperlich eingeschränkt ist. Er simuliert unter anderem ein eingetrübtes Augenlicht, ein verengtes Gesichtsfeld, Schwerhörigkeit, die Unbeweglichkeit des Kopfes und Einschränkungen beim Koordinationsvermögen. „Es waren ganz viele da, die das ausprobiert haben“, sagt die Vorsitzende Ursula Hutmacher und berichtet, dass fast alle Teilnehmer große Probleme gehabt hätten, sich mit dem Anzug zu bewegen. Darunter auch durchtrainierte Menschen, die oft ins Fitnessstudio gehen.
Um Bewegung dreht sich auch alles beim Verein „Go4Dance“, der auf der Bühne mehrere mitreißende Tänze zeigt und das Publikum bei einem Flashmob dazu auffordert, selbst aktiv zu werden. „Es ist toll, dass so viele mitgemacht haben“, sagt Trainerin und Jugendwartin Bärbel Schubert-Schwarz, die die Idee zu der Aktion hatte und dafür eine Choreografie auswählte, die die Besucher in wenigen Minuten draufhaben. Schubert-Schwarz war es wichtig, beim Jubiläumsfest das Gemeinschaftsgefühl in den Mittelpunkt zu rücken. Darum geht es auch den beiden Obst- und Gartenbauvereinen aus Stein und Königsbach, die beim Jubiläumsfest die Einzigen sind, die zwei gemeinsame Stände betreiben: einen mit Sekt und Wein, einen mit Informationen zu ihren Vereinsaktivitäten. „Das war für uns von Anfang an klar“, erklärt der Königsbacher Vorstandsprecher Jan Sarnecki. „Bei uns gibt es kein Konkurrenzdenken.“ Sein Steiner Vorstandskollege Peter Neininger betont, man ergänze sich super. Und berichtet von anderen gemeinsamen Aktionen wie dem Pflanzen des Jubiläumsbaums. Auch wenn von einer Fusion ausdrücklich nicht die Rede ist, wollen die Vereine auch in Zukunft eng kooperieren, etwa bei Ausflügen. – Nico Roller