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Bundestagswahl 2025

CDU bleibt stärkste Kraft – AfD über 20 Prozent Es war ein denkwürdiger und überaus spannender Wahlsonntag (23.02.), der noch lange nachhallen dürfte....
Foto: frh

CDU bleibt stärkste Kraft – AfD über 20 Prozent

Es war ein denkwürdiger und überaus spannender Wahlsonntag (23.02.), der noch lange nachhallen dürfte. Die Bundestagswahl 2025 wurde auch in Mosbach sehr aufmerksam verfolgt. Zwar liegen die Resultate des vorläufigen Endergebnisses für die Große Kreisstadt recht nahe am Bundesergebnis, geben den meisten Parteien hier vor Ort aber ebenfalls so einige Rätsel auf.

Mit den meisten Erststimmen wurde für den Mosbach umfassenden Wahlkreis 276 Odenwald-Tauber die Amtsinhaberin Nina Warken mit 42,91 % (in Mosbach 36,93 %) wiedergewählt. Über den Listenplatz 16 der AfD Baden-Württemberg schaffte auch Johann Martel, der mit 23,01 % (in Mosbach 21,8 %) bei den Erststimmen auf Rang zwei hinter Warken landete, den Einzug in den nächsten Deutschen Bundestag. In Berlin vertreten damit zukünftig zwei Abgeordnete den Wahlkreis.

Politikwechsel

Die CDU konnte auch bei den über die Sitzverteilung entscheidenden Zweitstimmen mit 31,39 % in Mosbach bzw. 36,4 % im Wahlkreis ihre Position als stärkste Kraft der Region bestätigen.

„Natürlich freuen wir uns über das schöne Ergebnis unserer Bundestagsabgeordneten auch in Mosbach. Jetzt muss der Politikwechsel aber auch kommen. Die große Politik muss jetzt liefern. Es müssen endlich die Probleme gelöst werden, die den Menschen unter den Nägeln brennen. Nach dem Wahlabend bin ich da aber zuversichtlicher. Ich weiß, dass Nina Warken sehr nahe an unserem künftigen Kanzler dran ist. Sie wird hier ihren Einfluss für unsere Heimat geltend machen“, erklärte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende, Stadtrat Dr. Mark Fraschka, auf unsere Nachfrage.

Mosbacher Ergebnisse

Wie überall im Land ist auch in Mosbach das starke Abschneiden der AfD ein brisantes Thema. Mit 23,34 % liegt sie als zweitstärkste Kraft deutlich vor der SPD mit 15,76 %, den Grünen mit 10,87 % und Die Linke mit 6,37 %. Die FDP mit 5 % und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 4,27 % im Stadtgebiet scheiterten auf Bundesebene jeweils an der Fünf-Prozent-Hürde (4,3 % bzw. 4,972 %). Dr. Manfred Hentz, Professor an der DHBW Mosbach, der als Spitzenkandidat auf der Landesliste des BSW antrat, bleibt damit ohne Mandat.

Hochburgen gefallen

Lange Gesichter gab es vor allem bei der SPD am Wahlabend. Gabriele Teichmann, Vorsitzende des hiesigen SPD-Ortsvereins, die 2009 auch einmal selbst zum Bundestag kandidiert hatte: „Ich bin schon geschockt von dem Ergebnis. Viele Menschen haben eine Partei gewählt, die eigentlich gar nicht ihre Werte und Interessen vertritt. Das ist sogar in Wahlbezirken in Stadtteilen von Mosbach passiert, die sozialdemokratisch geprägt sind. Das Thema Migration war wahlentscheidend, während z. B. Arbeitswelt, sozialer Ausgleich und Klimaschutz kaum noch durchdrangen. Natürlich haben wir da etwas aufzuarbeiten, aber für den Moment bin ich einfach nur fassungslos“, erklärte sie auf unsere Nachfrage.

Was Teichmann meint, erklärt sich exemplarisch mit Blick auf die Resultate aus der in weiten Teilen traditionellen SPD-Hochburg Neckarelz, wo die AfD zwei von vier Wahllokalen gewinnen konnte. Im Stimmbezirk der Waldsteige-Grundschule etwa erreichte sie mit über 39 % der Zweitstimmen eines ihrer kreisweit besten Ergebnisse. Die SPD hingegen konnte selbst in dem früher mehrheitlich „roten“ Stadtteil mit rund 16,4 % nur geringfügig über ihrem Ergebnis von 15,76 % der Zweitstimmen in der Gesamtstadt abschneiden.

Besorgnis & Optimismus

Relativ glimpflich sind unter den Parteien der vormaligen „Ampelregierung“ die Grünen davongekommen. Im Raum Mosbach liegt ihr Stimmenanteil seit jeher in aller Regel etwas niedriger als in den großstädtischen Ballungsräumen, sodass die hier erreichten 10,87 % der Zweitstimmen eher unspektakulär erscheinen.

„Insgesamt war das kein guter Wahlabend für Deutschland. Das starke Abschneiden einer in großen Teilen rechtsextremen Partei, auch bei uns in Mosbach, alarmiert. Für uns Grüne hätten wir uns ein stärkeres Ergebnis erhofft. Dennoch ist es das Ergebnis, mit dem wir leben müssen. Wir haben mit unserem Kandidaten Horst Berger einen guten Wahlkampf gemacht und sind dem starken Gegenwind entschlossen entgegengetreten. Wir werden uns hier im Neckar-Odenwald-Kreis und anderswo weiterhin mit aller Kraft für eine nachhaltige und zukunftsfähige Politik einsetzen, ist doch zu befürchten, dass der Klimaschutz, wie schon im Wahlkampf, nicht genügend Beachtung findet“, erklärte die Grünen-Kreisvorsitzende, Stadträtin Maren Fütterer, zum Wahlausgang auf unsere Nachfrage.

Entwicklung offen

Welche Folgerungen aus dem Wahlergebnis zu ziehen sind, darüber wird in den Parteien sicherlich in den kommenden Tagen und Wochen noch ausgiebig beraten werden. Wie sich die nächste Bundesregierung zusammensetzt, ist trotz der auf dem Papier recht klaren Ausgangslage einer „GroKo“ aus CDU und SPD unter Kanzlerschaft von Friedrich Merz ebenfalls noch keine beschlossene Sache.

Hinzu kommt ferner die Möglichkeit von Wahlanfechtungen – angesichts von nur rund 13.000 Stimmen, die dem BSW bundesweit zur Fünf-Prozent-Hürde fehlten, erscheint zumindest vorstellbar, dass selbst kleinere Unregelmäßigkeiten in der Summe eine Relevanz gehabt haben könnten.

Vor dem Aufbruch zu einem „Politikwechsel“, von dem der Mosbacher CDU-Chef Fraschka in seinem besagten Statement zum Wahlausgang sprach, dürften also noch so einige Hürden stehen. (frh)

(Infokasten ab hier)

Infos zur Wahl und alle Ergebnisse im Wahlkreis 276 (Odenwald-Tauber) finden Sie hier: (Link und QR-Code können aus der letzten Ausgabe übernommen werden.)

Gebanntes Warten bei der Wahlparty von MdB Nina Warken (r.). Am Ende errang die CDU-Politikerin ungefährdet mit 42,8 % der Erststimmen erneut das Direktmandat im Wahlkreis 276 Odenwald-Tauber.
Gebanntes Warten bei der Wahlparty von MdB Nina Warken (r.). Am Ende errang die CDU-Politikerin ungefährdet mit 42,8 % der Erststimmen erneut das Direktmandat im Wahlkreis 276 Odenwald-Tauber.Foto: Dorothea Damm
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Stadtanzeiger Mosbach
Ausgabe 09/2025

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