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Wahlkreis Heidelberg

Bundestagswahl: Linken-Kandidatin Sahra Mirow im Gespräch

Bereits zum dritten Mal nach 2013 und 2017 ist Sahra Mirow Kandidatin der Partei Die Linke im Wahlkreis Heidelberg. In BW hat sie den Listenplatz 1.
Sahra Mirow ist bereits zum dritten Mal Bundestagskandidatin der Partei Die Linke im Wahlkreis Heidelberg.
Sahra Mirow ist bereits zum dritten Mal Bundestagskandidatin der Partei Die Linke im Wahlkreis Heidelberg.Foto: cs

Mehr als nur links blinken

Bereits zum dritten Mal nach 2013 und 2017 ist Sahra Mirow Spitzenkandidatin der Partei Die Linke im Wahlkreis Heidelberg. Das Loch 2021? In dem Jahr war sie Spitzenkandidatin der Linken bei der Landtagswahl. Dass es ihre Partei in den vergangenen Jahren nicht leicht gehabt hat, weiß sie. Aber es gibt Grund für Optimismus, verweist Sahra Mirow auf wachsende Mitgliederzahlen. Auch Umfragen sehen Die Linke im Aufwärtstrend – und derzeit über der Fünf-Prozent-Hürde.

Ein politisches Elternhaus? Nein, das war es bei Sahra Mirow nicht, das sie in die Politik brachte. Wenngleich es durchaus eine Prägung gab. „Meine Mutter hatte klare Vorstellungen, etwa, dass man die Hausarbeit teilt“, erzählt die Bundestagskandidatin. Aber politische Diskussionen, die waren im Haushalt der Familie nicht an der Tagesordnung. Dennoch sei sie schon früh politisch interessiert gewesen, engagiert habe sie sich aber erst spät, so Sahra Mirow. Diese Zeit beginnt nach ihrem Studium der Sinologie und Archäologie.

Werdegang

Für das Studium kommt die gebürtige Lübeckerin nach Heidelberg. 2009 tritt sie der Partei Die Linke bei. Gefragt nach den Gründen, muss sie nicht lange überlegen. „Die Linke war für mich die einzige Partei, die infrage kam, weil ich schon früh von einem Gerechtigkeitsgedanken geprägt war“, sagt Sahra Mirow. Wenn man sich die Gesellschaft und auch die Welt anschaut, sehe man schnell, dass es eben nicht gerecht ist. Vermögensungleichheit, Kinderarmut und Klimawandel nennt sie. „Die Antworten der anderen Parteien haben mich nicht überzeugt“, sagt Mirow.

2010 beginnt sie im Zuge der Landtagswahl ihr aktives Engagement. Es ist jener Landtagswahlkampf, an dessen Ende die Niederlage des bisherigen Ministerpräsidenten Stefan Mappus steht. Mappus ist durchaus Auslöser für Mirow, sich verstärkt in die Politik einzuschalten. Danach geht es für sie schnell an entscheidende Stellen. 2011 tritt sie der Linksjugend bei, wird deren Sprecherin. Sie zieht später in den Kreisvorstand der Linken ein, ist heute deren Kreissprecherin. Seit 2013 ist sie zudem Mitglied im Landesvorstand und auch dort seit 2018 Landessprecherin. Seit 2014 vertritt sie ihre Partei im Gemeinderat der Stadt Heidelberg. Die steile Karriere merkt man Sahra Mirow an. Sie weiß sich auszudrücken und Argumente anzubringen. Und derer hat sie genug, um für die Linke zu werben.

Man muss so radikal wie die Wirklichkeit sein, um die Probleme an der Wurzel anzupassen, ist sie überzeugt. Die Linke habe ihr an dieser Stelle schon früh als einzige Partei Perspektive und Konzept geboten. „Und sie war konsequent“, beklagt Mirow, dass andere Parteien zwar viele Worte machen, in der Regierungsverantwortung aber dann nicht mit Umsetzung glänzen.

BSW und Verlust der Basis

Die letzten Jahre, das weiß auch Mirow, waren für die Linke harte Jahre. Vor allem die Kämpfe innerhalb der Partei haben Stimmen gekostet. Die Ausgliederung der Genossen um Sahra Wagenknecht, die mittlerweile mit dem BSW antritt, habe für Klärung gesorgt, sagt Mirow. Auch bezüglich dessen, wofür die Linke steht. Ihr persönlich haben die Auseinandersetzungen nichts anhaben können. „Für mich war immer klar, dass ich für die und mit der Partei kämpfe.“ Der Verlust der Basis in den ostdeutschen Ländern, ebenso die Niederlage der Linken in Thüringen, in denen bisher Ministerpräsident Bodo Ramelow regierte, schmerzt nicht minder. „Es ist gut, dass wir die Direktmandate haben. Das ist auch eine Art Lebensversicherung“, sagt Mirow. Aber man will nicht nur darüber in den Bundestag einziehen. „Wir gehen davon aus, über die fünf Prozent zu kommen“, versprüht Mirow Optimismus. Den Optimismus zieht sie aus derzeitigen Mitgliederzuwächsen, die sich laut Mirow auch in den Verbänden in Ostdeutschland zeigen. Im Landesverband Baden-Württemberg ist man nach ihrem Bekunden so groß wie nie zuvor.

Umverteilung zur Stärkung sozialer Infrastruktur

Dass es die Linke braucht, daran lässt sie keinen Zweifel. „Es braucht eine Kraft im Bundestag, die tatsächliche Lösungen für soziale Probleme anbietet“, so Mirow. Die Diskussion zur Migration ist aus ihrer Sicht hier fehl am Platz. „Wir haben einen enormen Sanierungsbedarf, wir sehen, dass Kinderarmut wächst“, verweist Mirow auf dringliche Probleme. Zur Lösung dieser Probleme will die Linke große Einkommen und Vermögen gerecht besteuern und eine einmalige Sonderabgabe auf sehr hohe Vermögen einsetzen. „Das würde 0,7 Prozent der Bevölkerung treffen, gestreckt über 20 Jahre und würde über 300 Milliarden Euro in die Staatskasse bringen“, umreißt Mirow die Pläne zur Finanzierung der Umverteilung. Zudem soll eine Reform des Steuersystems, aber auch der Wegfall der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel für Entlastung für die Bürger mit niedrigem und mittlerem Einkommen bringen. Die daraus resultierende Stärkung der sozialen Infrastruktur würde aus ihrer Sicht auch dem Rechtsruck etwas entgegensetzen. Die Politik vieler Jahre habe bisher zu einer immensen Ungleichverteilung der Vermögen geführt. „Das untergräbt die Demokratie“, schiebt sie hinterher.

Wohnraum

Bezahlbarer und barrierefreier Wohnraum ist für sie in den dringlichen Problemen eingebunden. „Hier muss es Kappungsgrenzen geben“, ist der Linken-Politikerin der einfache Mietendeckel zu wenig. Zugleich gehört, so sagt Mirow, der Wohnungsbau wieder verstärkt in die öffentliche Hand und muss dort auch entsprechend gefördert werden. „Da muss der Bund Geld zur Förderung in die Hand nehmen“, wird sie deutlich.

Stärkung der Kommunen

Die klaffenden Haushaltslöcher sind Mirow als Heidelberger Stadträtin bekannt. „Es ist mir daher auch ein persönliches Anliegen“, sagt sie. Sie tritt ein für eine auskömmliche Finanzierung der Kommunen. Hier müssen Bund und Land ihrer Verantwortung nachkommen und eine auskömmliche und nachhaltige Finanzierung sorgen. Sie betont nochmals: „Das Geld ist da. Die Frage ist, wie es verteilt ist“, bringt sie erneut die gerechte Besteuerung der Superreichen ins Spiel.

Wirtschaft

„Für uns ist klar, dass wir kleine und mittlere Unternehmen unterstützen wollen“, sagt Mirow. Wichtig sei aber auch, wie der Arbeitsmarkt der Zukunft aussieht. Die Linke will hier eine kurze Vollzeit einführen, also verkürzte Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Darüber sinke die Überbelastung der Arbeitnehmer und damit der Krankenstand, so Mirow. Dass man den Mindestlohn von 15 Euro trotz der schon hohen Personalkosten verteidigt, ist für sie selbstverständlich. „Es geht auch darum, ob Menschen davon leben können und nach 45 Jahren eine anständige Rente haben, darum geht es“, sagt sie.

Wahlprogramm ist Handlungsanleitung

Das mit einem deutlich sozialen Schwerpunkt versehene Wahlprogramm der Linken ähnelt in vielem dem der SPD, die ihr soziales Profil wieder verstärkt in den Fokus nimmt. Wo liegen die Unterschiede zu den Sozialdemokraten? „Für uns ist unser Wahlprogramm eine Handlungsanleitung für die nächste Legislaturperiode“, kritisiert Sahra Mirow, dass die SPD, wenn es in die Regierungsverantwortung geht, hinsichtlich ihres Wahlprogramms einen schlanken Fuß macht. Die Linke werde derweil – auch aus der Opposition heraus – an ihren Themen festhalten. „Wir sind auch nach der Wahl 100 Prozent sozial“, verspricht Mirow. Diese sozialen Themen will man voranbringen und auch auf die kommende Regierung diesbezüglich Druck ausüben. „Es reicht nicht, vor einer Wahl links zu blinken“, sagt sie. (cs)

10 Fragen an Linken-Kandidatin Sahra Mirow

Alle Infos zum Wahlkreis sowie Gespräche mit weiteren Kandidaten gibt es hier.

Die Linke setzt im Wahlkampf einen Schwerpunkt bei sozialen Themen. Mirow liegt dabei Gerechtigkeit am Herzen.
Die Linke setzt im Wahlkampf einen Schwerpunkt bei sozialen Themen. Mirow liegt dabei Gerechtigkeit am Herzen.
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