„Wissen Sie eigentlich, wie Ihr Geld angelegt wird, damit Sie eine Rendite erzielen?“, fragt Christina Alff in die Runde. Eine Antwort erwartet sie allerdings erst auf die nächste Frage: „In welche Unternehmen würden Sie nicht investieren wollen?“ Da sind sich die Zuhörer/-innen weitgehend einig: „Nicht in Waffen!“
Im Gemeindezentrum Am Zwinger in Durlach spricht Christina Alff bei junge alte im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung über „Gutes Geld fair-ändert die Welt“. Sie stellt Oikocredit vor, eine internationale Genossenschaft, in der sie als Bildungsreferentin arbeitet.
„Oikocredit ist sozial und nachhaltig ausgerichtet, stark vernetzt und transparent“, sagt sie. „Mit dem Geld unserer Anleger/-innen finanzieren wir Partnerorganisationen und Unternehmen im globalen Süden. Unser Ziel ist, die Lebensumstände einkommensschwacher Menschen zu verbessern.“
Die Idee zu Oikocredit sei 1968 auf einer Tagung des Ökumenischen Rates der Kirchen entstanden. Junge, politisch engagierte Kirchenmitglieder verschiedener Konfessionen hätten eine nachhaltige Anlagemöglichkeit, die Frieden und weltweite Solidarität unterstützt, gefordert. 1975 sei der Vorläufer der heutigen Oikocredit in den Niederlanden gegründet worden.
Allerdings, wer Geld in die Genossenschaft gibt, kann nicht mit einer hohen Rendite rechnen. Da ist Christina Alff ganz klar: „Mit Zinsen bei herkömmlichen Banken können Sie das nicht vergleichen. Wir gehen davon aus, dass wir derzeit eine Rendite von 0,5 Prozent auszahlen können.“
Normalerweise würden sich Geldanlagen im Dreieck zwischen Rendite, Liquidität und Sicherheit bewegen. „Bei Oikocredit kommt noch die Nachhaltigkeit dazu“, so Christina Alff. Dies berücksichtige die sozialen Aspekte des Arbeitsrechts, der Förderung von Frauen und des fairen Handels in Gemeinschaftsprojekten. Ökonomisch würde nur in Realwirtschaft und nicht spekulativ investiert. Ökologische Aspekte seien der Ressourcenschutz und der organische Anbau.
Oikocredit unterstütze vor allem Projekte in Landwirtschaft und fairem Handel, erneuerbaren Energien und Inklusives Finanzwesen mit der Vergabe von Mini-Krediten an Menschen, die bei keiner Bank Geld leihen könnten. „Unsere Partnerorganisationen in den Ländern prüfen die Ideen dieser Menschen und wenn sie überzeugend sind, gibt es einen Kredit.“ Anschließend vereinbare man Rück- und Zinszahlungen, die derzeit zwischen sieben und 25 Prozent liegen. Außer den Erstkontakten laufe alles digital. Ausfälle bei Rückzahlungen seien selten, auch, weil sie für bestimmte Zeiträume ausgesetzt werden könnten. Dazu biete es viele Fortbildungen für die Partner/-innen an. „Wer in seiner Heimat gutes Geld verdient und sozialversichert ist, hat keinen Grund, sie zu verlassen“, so schildert Christina Alff einen Effekt der Arbeit von Oikocredit und von, wie sie ausdrücklich betont, anderen nachhaltig arbeitenden Organisationen.
„In Peru unterstützen wir Kaffeebauer Guzman Nun, der seine Kaffeepflanzen in Mischkulturen mit anderen Nutzpflanzen hält“, berichtet sie. „Er bekommt einen fairen Preis, konnte sich ein Haus auf seiner Plantage und eines für seine Familie in der Stadt bauen. So können seine Kinder dort zur Schule gehen.“
„Fourth Partner Energy“ sei eine Organisation in Indien, die man unterstütze und die viele Photovoltaik-Anlagen installiert habe. Sie bilde Studierende in diesem Bereich aus. Außerdem gebe sie ihr Wissen weiter, etwa an Bauern, die nun mit Solarkraft Grundwasser auf ihre Felder pumpen könnten. (rist)
www.oikocredit.de