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„Cranko“: Von der Provinztruppe zum weltberühmten „Stuttgarter Ballettwunder“

In den frühen Sechzigerjahren kommt der Choreograf John Cranko in der schwäbischen Provinz an. Noch ahnt er nicht, dass sich dort für ihn alles verändern...
John Cranko war ein begnadeter Choreograf und besessener Künstler. Der mitreißende Film von Joachim Lang schildert die glücklichsten und erfolgreichsten Jahre seines Lebens, als er in Stuttgart Ballettgeschichte schrieb.
John Cranko war ein begnadeter Choreograf und besessener Künstler. Der mitreißende Film von Joachim Lang schildert die glücklichsten und erfolgreichsten Jahre seines Lebens, als er in Stuttgart Ballettgeschichte schrieb.Foto: Port au Prince

In den frühen Sechzigerjahren kommt der Choreograf John Cranko in der schwäbischen Provinz an. Noch ahnt er nicht, dass sich dort für ihn alles verändern wird. Er soll als Gast das Stuttgarter Ballett choreografieren, erhält aber schon bald die Chance, langfristig mit der Kompanie zu arbeiten und sie auf ein Niveau zu bringen, das zur Weltspitze gehört. In Deutschland blüht Cranko auf, nachdem er in England wegen seiner Homosexualität gedemütigt und mit einem Arbeitsverbot bedacht wurde. Als neuer Ballettdirektor wird er zum Liebling des Publikums. Er gibt sich der Kunst, aber auch dem Rausch des Lebens hin. Der Höhepunkt seiner Karriere kommt, doch just in dem Moment stirbt er zu jung und unerwartet.

Biopics laufen nach einem gewissen Muster ab – entweder sie versuchen, ein ganzes Leben nachzuzeichnen, oder sie konzentrieren sich auf eine bestimmte Periode im Leben eines Menschen. Letzteres gilt für „Cranko“, denn der Film setzt erst in den Sechzigerjahren ein und geht bis zu seinem tragischen Tod. Brillant in der Hauptrolle: Sam Riley.

Im Taxi erzählt der Fahrer, dass er mit Ballett nichts anfangen kann. Dass er es nicht versteht. Cranko wiederum erklärt ihm, worum es geht: um die Liebe und das Menschsein, und das ist universell verstehbar. Das Ballett spricht jeden auf seine ganz eigene Art und Weise an. Diesem Credo folgt Cranko im Verlauf des Films. Er ist ein Künstler im besten Sinne, ein beseelter Mann, der von seiner Passion getrieben wird, für den Ballett nicht nur Leidenschaft, sondern Obsession ist. Der Film versteht es, dem Ausdruck zu verleihen. Er porträtiert Cranko als einen getriebenen Lebemann und Künstler, der seiner Zeit voraus war.

Ein Ballettfilm braucht natürlich auch Ballettszenen, die berauschend und mitreißend inszeniert sind. Die Kamera fängt die Bilder betörend ein, als ob sie zu einem weiteren Tänzer würde, und der Zuschauer sich mit ihr inmitten des Ensembles wiederfindet. Das ist das Betörende an „Cranko“. Aber auch das Drama reißt mit, weil er eine Liebe lebte, die damals verpönt war. Der Film zeigt so auch, wie die Ablehnung auf eine fragile Seele wirkt. Wie sie nachwirkt, wie sie ihn aber auch zu neuem künstlerischem Ausdruck drängt.

„Cranko“ ist nicht nur das filmische Porträt eines Künstlers, der Film ist auch eine gesellschaftliche Bestandsaufnahme des Landes in den Sechzigerjahren. Dies ist sehenswertes Kino, emotional packend, mitreißend, in seinen Bildern verzaubernd, aber nie romantisierend. Und über allem thront Sam Riley mit der vielleicht besten Darstellung seiner Karriere.

Das Scala-Kino in der Benefizgasse 5 zeigt „Cranko“ am Mittwoch, 26. März. Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 6,50/7,50 Euro. Vorverkauf/Reservierung: im Kino oder unter www.kinostar.com.

Erscheinung
Neckarsulm Journal
Ausgabe 12/2025

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20.03.2025
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