
Meine Uhr zeigt zwei Mal am Tag die Zeit an
wo auch immer ich wandere oder umherstreife
unter einen wechselnden Himmel finde ich einen Ort
an dem mein müder Kopf zur Ruhe kommen kann
Mit diesen Zeilen des Liedes „Wherever I wander or stray“ beginnt Andrew Cadies neue CD „Flooding the Ocean“, die er uns bei seinem Auftritt im „Wohnzimmer“ des Hauses der Musik vorstellte. Es sollte ein denkwürdiger Abend für alle Anwesenden werden.
Andrew überfällt einen geradezu mit seinem freundlichen und äußerst wachen Wesen. Sein feiner britischer Humor erheiterte uns während des ganzen Konzertes, welches er immer wieder mit kleinen Geschichten und Einleitungen zu den Liedern garnierte, obwohl diese auch immer wieder von traurigen Dingen erzählten, oder vom beschwerlichen Leben der Menschen, die zum Beispiel einst in den Kohleminen seiner alten Heimat ihren Lebensunterhalt verdienten.
Obwohl Andrew seit langer Zeit die Liebe seines Lebens in Weisenheim am Sand fand, also mitten in der schönsten Pfalz, und er längst ein fehlerfreies fließendes Deutsch spricht, spürt man in seinen Texten und in seiner Musik deutlich seine Verbundenheit mit seiner alten Heimat Northumberland. Dies dürfte für die meisten von uns ein völlig unbekanntes Stück Erde sein. Newcastle und Sunderland sind mir ein Begriff. Ich bitte meinen Computer um Bilder und bin sprachlos. Gewaltige Nordsee-Küstenlandschaften, alte, teilweise verfallene Burgen, der Wind scheint einen aus den Bildern anzupfeifen.
Andrew Cadie erzählt uns von dort. Von seinem Großvater John Reed, der als sogenannter Trimmer im Hafen von Blyth auf den Frachtern für die gleichmäßige Verteilung der Kohle im Laderaum zu sorgen hatte, „unter Deck bei Kerzenlicht, die Luft war dick von schwarzem Kohlenstaub, und die Tage schienen wie Nächte …“
Cadie ist aber nicht nur ein Lyriker und trotz kräftiger Stimme einfühlsamer Sänger, sondern auch ein Meister auf seinen Instrumenten. Den Hauptteil des Konzertes spielt er auf seiner akustischen Gitarre, deren Saiten er fast nach jedem Stück in eine andere sogenannte offene Stimmung ändert, und damit den Klangumfang des Instrumentes erheblich verändert und erweitert, ein Fest für jeden Gitarristen ihn dabei zu beobachten und zu hören. Er hat auch eine Resonator-Gitarre („Dobro") dabei. Diese, so erklärt er, wurden erfunden (von drei in die USA ausgewanderten tschechischen Brüdern), um in den Zwanziger Jahren den Gitarristen in Jazz-Bands oder Orchestern eine Chance zu geben, sich gegen die anderen lauten Instrumente behaupten zu können. In die Holzdecke wurde ein tellergroßes Loch geschnitten, und ein metallischer Resonanzkörper eingefügt. Auch seine Gitarre war eine ehemalige normale akustische Gitarre, die dann so umgebaut wurde, seitdem fehle seinem Nachbarn ein Raddeckel am Auto … Gespielt werden diese Gitarren mit einem sog. Slide, der über die Saiten gezogen wird, Cadie herrscht dies meisterlich. Eine Geige hat er dabei, „Fiddle“ heißt das bei ihm. Mit einem atemberaubenden Tempo jagt er den Bogen über die Saiten und spielt einen „Jig“, und bei mir geht mal wieder ein Lämpchen an. In den 70ern, vielleicht erinnern sich ein paar daran, hüpften wir wild zu einem Stück „Jig-A-Jig“ von der Band „East Of Eden“, und endlich wird mir die Bedeutung dieses Namens klar. Er spielt einen alten Countrysong, der erzählt von einer „Fiddle Battle“ zwischen dem Teufel und einem jungen Musiker, klar, wer da verliert … Sein bedrückendes Antikriegslied „The Monster“ singt er alleine, ohne Instrument. „If there’s a man up in the sky, who told you all his dreams, I’m sure you gave him cause to cry, his songs have turned to screams.“
Vor seinem letzten Stück erklärt Cadie, dass es nun eigentlich Zeit sei für den großen Single-Hit, für den die meisten gekommen seien, und der nach zwei Takten erkannt und bejubelt werden würde. Nun sei es aber so, dass er keinen großen Single Hit habe, aber „Ihr könnt ja so tun, als hätte ich einen“. Wir möchten doch bitte eben zwei Takte des Stückes abwarten, dann in großen Jubel ausbrechen und laut den Chorus mitsingen, den er uns schnell noch beibringt. Klappt tadellos und entwickelt sich zu einer großen Gaudi. Allerdings aufhören zu spielen und zu singend darf er erst nach zwei Zugaben.
Mein guter Bekannter Paul, Brite aus Leeds, inzwischen eingebürgert und wohnhaft in Hendesse, klopft mir zum Abschied auf die Schulter. „Wenn Ihr öfters solche Leute hier habt, komme ich auch öfters!“ Den Dossemer Wein fand er auch gut. Danach treffe ich Andrew Cadie am Eingang und kaufe mir seine CD. Er schreibt mir eine Widmung, „for Dett! Thanks!“. Komme mir ein bisschen albern vor, musste aber sein. Inzwischen ist die CD so oft zu Hause gelaufen, dass meine Frau wohl mitkommen wird, wenn Andrew Cadie in erreichbarer Nähe auftreten sollte. Vielleicht kommt er ja irgendwann mal wieder zu uns ins Haus der Musik … „Wenn Dein Leitstern am Himmel trüb ist, findest Du Deinen Weg im strahlenden Sonnenaufgang“.
Wohnzimmerkonzert mit Parsley
13.11.2025 ,19:30
Einlass 18:30
Haus der Musik
Dürre Äcker 1
Eintritt 15 €
Am 2. September 2023 spielte die Band Loners United im „Garten“ am Haus der Musik. An einem wunderbar warmen Spätsommerabend begeisterte die Neil Young Tribute Band besonders durch ihren Gitarristen und Sänger Felix Franke, der mit großer Leidenschaft seinem Vorbild sowohl am Mikrofon als auch auf der Gitarre sehr nahekommt. In seinem zweiten Projekt „Parsley“ widmet sich Franke der Musikrichtung „Americana“. Die eigenen Kompositionen der Band orientieren sich sowohl an ihren Vorbildern als auch an der aktuellen amerikanischen Acoustic-Szene, die stark im Bluegrass und Modern Country wurzelt. Parsley legt Wert auf einen perfekten, mehrstimmigen Gesang. Die ausgebildete Sängerin Vivian Reiner z. B. singt auch in verschiedenen Jazz-Bands und Musical-Produktionen.
(Nolze)


