Senioren

Das Beste, was Senioren nach einem Sturz passieren kann

„Das Beste für Senioren“ wäre wohl, wenn sie erst gar nicht ins Krankenhaus müssten. Doch die Realität sieht anders aus. Auch, weil viele Ältere...
Dr. Matthias Trennheuser und Dr. Cornelia Seiterich-Stegmann
Dr. Matthias Trennheuser und Dr. Cornelia Seiterich-Stegmann sprachen über die erfolgreiche Zusammenarbeit von Unfallchirurgen und Geriatern im Alterstrauma-Zentrum des Klinikums Landkreis Tuttlingen.

„Das Beste für Senioren“ wäre wohl, wenn sie erst gar nicht ins Krankenhaus müssten. Doch die Realität sieht anders aus. Auch, weil viele Ältere zu Hause stürzen – das passiert der Hälfte der über 80-Jährigen und immerhin einem Drittel der über 65-Jährigen. Betroffene können dann froh sein, wenn sie ins Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT) eingeliefert werden. Denn nach Knochenbrüchen werden sie hier im Alterstrauma-Zentrum (ATZ) bestens versorgt.

Dabei wird nicht nur der Bruch als solcher therapiert, vielmehr suchen die Tuttlinger Ärzte darüber hinaus systematisch nach Begleiterkrankungen und Einschränkungen, die Sturzursache gewesen sein könnten – und behandeln auch jene. Deshalb sprachen jetzt Geriaterin Dr. Cornelia Seiterich-Stegmann und Unfallchirurg Dr. Matthias Trennheuser im Zuge der Vortragsreihe „Ärzte im Dialog“ über die Arbeit im gemeinsamen Alterstrauma-Zentrum und von der besten Behandlung, die älteren Menschen im Falle eines Falles zuteilwerden kann.

Wer gebrechlich wird, darf das Risiko, mit dem er tagtäglich lebt, nicht unterschätzen. Tatsächlich sind bei Menschen über 65 Jahren Stürze die Hauptursache für verletzungsbedingten Tod und die siebthäufigste Todesursache aller Todesfälle. In Deutschland, so Dr. Matthias Trennheuser, komme es jährlich zu rund 450.000 alterstraumatologischen Brüchen, also zu Knochenbrüchen, die bei älteren Menschen auftreten und oft durch Stürze verursacht werden, insbesondere bei Osteoporose. Typische Frakturen sind Schenkelhals-, Wirbelkörper-, Becken-, Oberarm- und Handgelenksbrüche.

Mit einer OP und einem Gipsverband ist es im KLT in der Regel nicht getan; die Behandlung geht viel tiefer. Sie erfordert spezielle Expertise, da die Knochenqualität der Senioren oft schlechter ist und einer ganzheitliche Betreuung durch ein interdisziplinäres Team von Unfallchirurgen und Geriatern bedarf, die viel von Innerer Medizin verstehen und im Zusammenwirken mit anderen Berufsgruppen wie beispielsweise Physio- und Ergotherapeuten erfolgreich daran arbeiten, die Mobilität und Selbstständigkeit älterer Patienten wiederherzustellen.

Genau darum geht es im zertifizierten Alterstrauma-Zentrum des KLT, das es seit 2021 gibt. Die interdisziplinäre Arbeit der beteiligten Kliniken trägt Früchte. Dr. Trennhäuser, Oberarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie und Koordinator der Alterstrauma-Zentrums, ist heute von der Kooperation mit der Altersmedizin begeistert: Man habe viele ältere Menschen davor bewahren können, zum Pflegefall zu werden und „viel voneinander gelernt“. Trennheuser beruft sich auf Erfahrungswerte und gibt ein Beispiel: Die Kooperation im ATZ und die damit verbundene ganzheitliche Behandlung könne wohl bewirken, die Sterblichkeit nach einem Oberschenkelhalsbruch um 20 Prozent zu vermindern.

„Der Bruch ist meist nur das, was sieht – also die Spitze des Eisbergs“, erklärt Dr. Cornelia Seiterich-Stegmann, die die Altersmedizin am KLT über Jahrzehnte hinweg mit aufgebaut hat. Der große Rest an Krankheit und Gebrechen verberge sich aber häufig unterhalb des Wasserspiegels und sei für die Patientin oder den Patienten oft nicht weniger gefährlich.

Deshalb werden Sturzopfer über Siebzig schon in der Zentralen Notaufnahme auch von einem Altersmediziner systematisch auf verborgene Krankheitsbilder untersucht, die auch Sturzursache sein können. Dabei geht es darum, gesundheitliche Risiken zu erkennen und in der Folge auszuschalten. Nach der Akutversorgung besteht die Möglichkeit, eine 14-tägige geriatrische Frührehabilitation zu durchlaufen, kurz: GFK. Dieses spezielle Behandlungsverfahren im Klinikum zielt darauf ab, die älteren Menschen so fit wie möglich zu halten, damit diese nach der Entlassung weiterhin selbstständig leben können.

Dabei arbeitet das Ärzteteam beider Abteilungen Geriatrie und Unfallchirurgie mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Psychotherapeuten zusätzlich zur aktivierenden Pflege eng zusammen. Das Ergebnis dieser interdisziplinären Kooperation ist eine optimale und individuelle Behandlung des Patienten, und damit das eben Beste, was Senioren nach einem Sturzereignis passieren kann.

Dr. Matthias Trennheuser zufolge sind überdies moderne OP-Verfahren hilfreich, den Abbau von Fähigkeiten während des stationären Aufenthalts zu vermeiden. Schließlich kann man dadurch Patienten lange Liegezeiten ersparen, in deren Verlauf sie stark abbauen würden. Hier sei es ein besonderer Vorteil, dass die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie ein leistungsstarkes, zertifiziertes Endoprothetik-Zentrum ist. Dessen Operateure verfügen über viel Know-how und Routine, das dem Patientenwohl ebenso diene wie die führende Position der Geriatrie am KLT im Südwesten.

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Ausgabe 44/2025
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