Für die überwinternden Vögel („Standvögel“) ist der Spätwinter immer eine kritische Phase. Die Nahrung ist besonders knapp, und es dauert noch, bis der Frühling diese Situation nachhaltig verbessert.
Die Vogelarten, die den Winter bei uns verbringen, sind an diese Bedingungen angepasst und können das überleben. Inzwischen sind es andere Faktoren, die das Überleben bei uns erschweren. So wird es etwa zunehmend schwieriger, in städtischer Umgebung einen geeigneten Brutplatz zu finden. Nischen und Schlupflöcher an Gebäuden werden immer seltener und natürliche Baumhöhlen oder Spechtlöcher gibt es fast gar nicht mehr. Wohnungsnot ist daher auch in der Natur ein ganz aktuelles Thema. Dem kann durch das Anbringen von künstlichen Nistkästen wirksam Abhilfe geschaffen werden. Jetzt ist dafür die richtige Zeit.
Ein anderer Faktor, der eine wichtige Rolle spielt, ist die Gestaltung unserer Gartenflächen. Eigentlich sind sie für die Vögel der Stadt die entscheidende Lebensgrundlage. Dort sollten sich Insekten und Sämereien finden. Oft erfüllen sie aber genau diese Rolle nicht mehr. So leisten Schottergärten eher dem Klimawandel Vorschub und einförmig triste Bepflanzungen mit Kirschlorbeer, Scheinzypressen und kurzgeschorenen Rasenflächen sind als Nahrungsgrundlage ungeeignet. Wo nichts blüht, gibt es keine Insekten und es fehlt an Artenvielfalt. Dort vermehren sich dann eher die unerwünschten Arten wie etwa der Buchsbaumzünsler. Wo sind die früher weitverbreiteten Obst- und Beerengehölze in den Gärten geblieben? Wo sind die bunten Blühstauden geblieben, die neben dem Auge des Betrachters auch die Insekten erfreuen. Vielfalt ist oft der Einfalt gewichen!
Wenn wir uns einmal in die Rolle eines Singvogels begeben und mit dessen Augen auf die städtische Umgebung schauen, so sehen wir uns in der Situation, dass es immer größere Flächen braucht, um einem Brutvogelpaar eine Lebens- und Futtergrundlage zu bieten. Werden die Brutreviere größer, dann gibt es ganz einfach weniger Vögel!
Aber auch hier lässt sich Abhilfe schaffen, indem wir wieder zu einer Gartenkultur finden, bei der gebietsheimische Arten im Mittelpunkt stehen. Früchte aus dem heimischen Garten schmecken nicht nur am besten, sondern sind auch wichtige Erfahrungen für Kinder. Vielfältige Gärten können auch eine gute Grundlage zum Kennenlernen unserer heimischen Pflanzenwelt für Jung und Alt sein. Dort spielt sich gerade auch eine beispiellose Wissenserosion ab. Aber das ist wieder ein anderes Thema!