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Die Jahreszeit im Visier

Die „Weiße Frau vom Turmberg“ berichtet über Herbst und Zeitumstellung Von Susanne Hilz-Wagner Von meinem Hohen Turm auf dem Turmberg beobachte...
An den Kastanienbäumen im Durlacher Schlossgarten verfärben sich die Blätter.
An den Kastanienbäumen im Durlacher Schlossgarten verfärben sich die Blätter.Foto: sh

Die „Weiße Frau vom Turmberg“ berichtet über Herbst und Zeitumstellung

Von Susanne Hilz-Wagner

Von meinem Hohen Turm auf dem Turmberg beobachte ich, wie sich das Laub der Bäume allmählich schon verfärbt. Die Kastanienbäume im Durlacher Schlossgarten oder vor der Karlsburg lassen die reifen Kastanien fallen. Dreiviertel des Jahres 2024 sind vorüber. Wir stehen an der Schwelle vom Sommer zum Herbst. Was mir alles dabei so auffällt, berichte ich euch heute.

Aus astronomischer Sicht hat der Herbst genau am 22. September, um 14.43 Uhr Mitteleuropäische Zeit (MESZ) begonnen, und zwar in Deutschland, der Schweiz und in Österreich, also im gesamten deutschen Sprachraum D-A-CH. Man spricht hier auch von der Tagundnachtgleiche. Davon gibt es zwei im laufenden Jahr, nämlich im März und im September eines jeden Jahres. Dabei überquert die senkrecht stehende Sonne den Äquator. Im September bewegt sich die Sonne von der Nordhalbkugel der Erde auf die Südhalbkugel. Damit beginnt der Herbst nördlich des Äquators und das Frühjahr südlich von diesem Punkt aus. Im März hingegen beginnt auf der Nordhalbkugel der Frühling und auf der Südhalbkugel der Herbst.

Meteorologischer Herbstbeginn

Beim meteorologischen Herbstbeginn starten die Jahreszeiten jeweils am ersten Tag des Monats, in den die Tagundnachtgleichen fallen. Das bedeutet für die Nordhalbkugel Folgendes: Am 1. März beginnt alljährlich der Frühling, am 1. Juni der Sommer, am 1. September der Herbst und am 1. Dezember der Winter. Die Meteorologen bevorzugen diese Einteilung, um eben die vier Jahreszeiten konstant zu definieren, damit statistische Vergleichswerte von Wetteraufzeichnungen oder Klimadaten eindeutig nachvollziehbar sind und eine vergleichende Größe ermöglichen.

Ernte-Dank

Zum Erntedank am ersten Oktobersonntag bedanken wir uns für die Ernte. Wir genießen die Herbstfrüchte und freuen uns, gut für das nächste kommende Jahr mit den geernteten Lebensmitteln gesegnet zu sein. In den Kirchen finden Dankgottesdienste statt, und wenn Pachtverträge auslaufen, darf man noch bis Martini am 11. November ernten. Deftige Speisen wie Zwiebelkuchen und neuer Wein oder frischer Krautsalat der neuen Ernte werden aufgetischt. Nach der Kartoffelernte werden Kartoffeln gerne im Kartoffelfeuer gegart. Trauben, Nüsse und Äpfel zieren den Tisch. Im bäuerlichen Leben feierte man Ernten stets mit allen Helfern, dem Bauern, seiner Familie und dem ganzen Gesinde. Dann wurden auch Streite beigelegt, gemeinsam angestoßen und getanzt - eine schöne Sitte, die man jederzeit zusammen in der Familie und mit Freunden aufleben lassen kann. Überlegt doch einfach, mit wem oder mit was ihr zum Erntedank in den Frieden kommen wollt. Und: Sagt Danke für alles, was ihr habt, vor allem für die Vielfalt der Lebensmittel, die gerade wieder frisch geerntet wurden.

Zeitumstellung

Erst in der Nacht vom 26. auf 27. Oktober 2024 werden die Uhren wieder um eine Stunde auf die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) - das ist die eigentliche Normalzeit, daher nennt man sie nicht Winterzeit - wieder zurückgestellt. Dann endet die Sommerzeit. Am Sonntagmorgen des 27. Oktobers dürfen wir dann eine Stunde länger schlafen. Das Europäische Parlament hatte eigentlich schon im März 2019 entschieden, die Zeitumstellung im Herbst und im Frühjahr abzuschaffen, nachdem rund 84 Prozent der Bevölkerung bei einer Umfrage dagegen gestimmt hatten. Allerdings nahmen nur etwa ein Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung daran teil. Zwei Drittel davon waren Deutsche. So wurde eigentlich einheitlich beschlossen, dass die Zeitumstellung im März 2021 letztmals erfolgen sollte. Eingeführt wurde die Sommerzeit bei uns ab dem 6. April 1980, weil man nach der Ölkrise von 1973 dachte, Energie einzusparen, indem man Tageslicht besser ausnutzen wollte. Offenbar hat das aber seinen gewünschten Erfolg nicht erzielt, denn durch die Sommerzeit wurde zwar etwas an der Abendbeleuchtung gespart, aber gleichzeitig gab es in den Monaten April und Oktober einen gesteigerten Energiebedarf in den Morgenstunden. Ein weiterer wesentlicher Grund für die Einführung der Sommerzeit war neben den Einsparungen die Anpassung an andere europäische Länder, um eine einheitliche Zeitzone erhalten zu können. Frankreich und Italien stellten schon seit 1966 und 1967 ihre Uhren um. Die Bundesrepublik war zusammen mit Dänemark das letzte damalige EG-Land, das sich dieser Regelung anpasste. So stellen wir Europäer seit 1996 alle in der gleichen Nacht unsere Uhren um, nämlich immer am letzten Märzwochenende vor und am letzten Oktoberwochenende zurück. Die Diskussion über die Zeitumstellung steht derzeit jedoch nicht mehr so sehr im Fokus und wird daher bis heute einfach weiter praktiziert. Viele Menschen stimmten jedoch gegen sie, weil sie abends wie gewohnt schlafen gehen, morgens aber eine Stunde früher aufstehen müssen. Das spüren viele in ihrem Bio-Rhythmus, sind nicht ausgeschlafen und fühlen sich daher müde und nicht ausgeglichen. Gerne könnt ihr uns schildern, was ihr alles so von der Zeitumstellung haltet, wie ihr sie persönlich empfindet. Schreibt eure Meinung und Sicht dazu gerne einfach an die Redaktion. Ich wünsche euch auf jeden Fall nach der Zeitumstellung eine wunderschöne Herbst- und Winterzeit. Herzlichst, eure „Weiße Frau vom Turmberg“.

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Wochenjournal Durlach
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Ausgabe 40/2024

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von Redaktion Nussbaum
04.10.2024
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