
Mit ihren Geschichten aus der berühmten Sammlung von Tausendundeiner Nacht nahm sie ihre Zuhörer mit in orientalische Paläste, auf belebte Basare, in blühende Gärten und auf Felder des antiken Persiens.
Die Rahmenhandlung erzählt die Geschichte von Scheherazade, die dem König jede Nacht eine Geschichte erzählt, um ihr Leben zu retten. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die mehr als 550 Geschichten der Sammlung immer weiter entwickelt. Zu den bekanntesten Texten aus der Sammlung gehören beispielsweise „Ali Baba und die vierzig Räuber“, „Sindbad, der Seefahrer“ oder „Aladin und die Wunderlampe“.
In der Eislinger Stadtbücherei erhielten die Zuhörer am Abend die Gelegenheit, in die lebhaft vorgetragenen Abenteuer einzutauchen. „Es ist, als wäre man live dabei“, meinte die stellvertretende Büchereileiterin Katharina Immendörfer. In Eislingen war Hosseini bereits zum dritten Mal. „Für mich ist es der Auftakt in die Vorweihnachtszeit“, verriet die Büchereileiterin Stefanie Kuballa während ihrer Begrüßung.
Die Besucher sind gebannt
Die Besucher hingen an den Lippen der Erzählerin. Die frei vorgetragenen Geschichten sind der historischen Sammlung aus Tausendundeiner Nacht entnommen, werden aber von der Erzählerin auch an einigen Stellen angepasst, verrät Hosseini. Zuweilen seien ihr die Originale zu brutal oder hätten kein Happy End. Viele Original-Märchen sind vor allem Kindern heutzutage nicht mehr zuzumuten.
Am Abend in Eislingen war alles dabei: Liebe, Mut, Verzweiflung, Trauer, Wut, Magie und Neid. Die Erzählerin agierte mit stimmungsvoller Beleuchtung. An den Wänden spiegelte der flackernde Schatten die Bewegungen Hosseinis wider. Immer wieder setzte sie sich, sprach leise und langsam, sprang auf, hob die Stimme, sprach laut und schnell und nahm ihre Gäste mit zu rasanten Szenenwechseln, vor immer neue Kulissen, zu immer wieder neuen Konstellationen. Die Geschichten, ihre Protagonisten und die Kulissen erschienen vor dem inneren Auge der Zuhörer, in deren Fantasie Hosseini Momente, Bilder und Eindrücke entstehen lies.
Angefangen habe das öffentliche Geschichtenerzählen bereits vor rund 25 Jahren, berichtete Hosseini nach dem offiziellen Teil der Märchenstunde bei Gebäck und Heißgetränk. Damals habe sie ihren Kindern beim Warten auf die S-Bahn eine Geschichte erzählt. Als sie fertig war, hätten zwei weitere zufällige Zuhörer sie angesprochen, dass sie nun ihren Zug verpasst hätten, weil sie das Ende der Geschichte erfahren wollten. Damals habe sie angefangen, öffentlich Märchen zu erzählen. Neben den Klassikern aus Tausendundeiner Nacht erzähle sie auch europäische Märchen, beispielsweise der Gebrüder Grimm.
Eine Sammlung, viele unterschiedliche Geschichten
Am Abend in Eislingen standen die orientalischen Märchen im Mittelpunkt. Tausendundeine Nacht ist eine Sammlung, deren älteste Geschichten wohl aus dem antiken Indien und Persien stammen, bevor sie ins Arabische übersetzt wurden. Die älteste erhaltene arabische Handschrift stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Eine französische Übersetzung stammt aus dem Jahr 1808 von Antoine Galland und hat maßgeblich zur weltweiten Verbreitung beigetragen.
Die Geschichten der Sammlung sind vielfältig, was auch am Abend in Eislingen deutlich wurde. Es gibt Erzählungen von Königen, Bettlern, Händlern und anderen Menschen der orientalischen Welt. Zu den Genres zählen Liebes-, Abendteuer-, Gauner- und Schelmengeschichten. Es gibt Komödien, Tragödien, Gedichte, Fabeln, Legenden und Burlesken.
Nach dem Ende des offiziellen Teil des Abends hatten die Besucher die Möglichkeit, bei Glühwein, Punsch, Lebkuchen und Spekulatius ins Gespräch zu kommen. bra