
„Par/cel/le“ titelt die Ausstellung von Marc Dittrich in der Alten Post. Fotos von Hausfassaden sind die Grundlage für seine Objekte. Bis zum 16. Februar ist die Ausstellung zu sehen.
Marc Dittrich ist viel gereist, Europa und Asien waren seine Ziele und immer hat er die Kamera dabei, fotografiert Hausfassaden moderner Stadtarchitekturen. Das Besondere: Dittrich fotografiert mit einer Polaroidkamera.
Drei Hochhäuser, die luftig und leicht anmuten
In der Mitte der großen Halle hängen drei Hochhäuser, luftig und leicht anmutend, von der Decke, sie ziehen die Besucher der Vernissage an, regen zum Betrachten an und bei genauem hinschauen zeigen sich die Fassaden von Gebäuden, in Blau- und Grautönen gehalten, nach unten in weiße Papierstreifen auslaufend.
Marc Dittrich druckt seine Fotos auf dem Laserdrucker aus. „Auf vier Meter große Papierbahnen“, erklärt er. Dann schneidet er den Bogen mit dem Rollmesser in Längs- und Querstreifen, die miteinander etwa zu Architektur-Reliefs und Kuben verflochten werden. Dreidimensionale Gebäude entstehen. Durch die entstandenen Verschiebungen wird das monotone Muster der Wand- und Fensterelemente gebrochen. Amsterdam, Marseille, Berlin- viele Gebäude finden sich, künstlerisch bearbeitet, in der Ausstellung wieder.
Wer genau schaut, entdeckt auch Fassaden aus Göppingen, Echterdingen oder die Stuttgarter Bibliothek. Neben Papier kommen auch Karton oder Holz zum Einsatz, Fototransferverfahren nutzt der Künstler auf Holz und da greift er auch zu Altholz oder Teilen alter Möbelstücke.
Boris Kerenski, Vorsitzender des Eislinger Kunstvereins, verglich die Häuserfassaden bei der Vernissage mit Damenhandtaschen. „Ein ganz privater Bereich, dessen Innenleben man vor den Blicken anderer verbergen will.“ Auch die Gebäudefassaden verbergen das Leben, das sich im Inneren abspielt vor neugierigen Blicken, schützen die Privatsphäre.
„Marc Dittrich fokussiert konsequent sein Thema“, sagte Galerist und Kurator Marko Schacher, der in die Ausstellung einführte. Urbanität, kreativ und spielerisch erweitert und damit auf neue Niveaus gebracht, so beschrieb Schacher die Schaffensweise des Künstlers. Die Haus-Objekte zeigen Perfektion des Zufälligen und Schönheit des Unperfekten. „Portraits von Gebäuden sind entstanden“, so Schacher, die er als Dittrich-City und die Gesichter zahlreicher Groß- und Kleinstädte bezeichnete. „Im Grunde beweisen Marc Dittrichs Exponate, dass anonyme Fassaden ein globales Phänomen sind“, sagte Schacher.
Entstehung aus dem Prozess heraus
Retrospektiv angelegt, zeigt der Künstler alte und ganz neue Arbeiten, die neueste besteht aus einer bedruckten und von Hand verbeulten Kupferplatte. Alle Arbeiten vereine die Entstehung aus dem Prozess heraus. „Die entstandenen Werke faszinieren durch ihre Ambivalenz zwischen zweidimensionaler Dokumentation und dreidimensionaler Kreation“, so Schacher. Auch Kunststofffolien kommen zum Einsatz, die mit dem Heißluftfön verformt werden und teilweise an weggeworfene Plastiktüten oder Bonbonpapiere erinnern.
Im Jahr 1976 in Ostfildern-Ruit geboren, lebt und arbeitet Marc Dittrich in Deizisau und Kirchheim. Das Studium hat er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart absolviert, das Staatsexamen im Fach Bildhauerei und Intermediales Gestalten abgelegt. irs


