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Dies und das

Dreiecksgeschichte bei den SWR-Festspielen

Das Schumann Quartett: Ehepaar Schumann, Johannes Brahms und Martina Gedeck - diese Konstellation war der Stoff, aus dem am Sonntagvormittag im Mozartsaal...
Berührende Matinee mit Schauspielerin Martina Gedeck und dem Schumann Quartett gab es zum Muttertag.
Berührende Matinee mit Schauspielerin Martina Gedeck und dem Schumann Quartett gab es zum Muttertag.Foto: aw

Das Schumann Quartett:

Ehepaar Schumann, Johannes Brahms und Martina Gedeck - diese Konstellation war der Stoff, aus dem am Sonntagvormittag im Mozartsaal die Geschichte um die Musiker Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms gewoben wurde. Schauspielerin Martina Gedeck erzählte eindrücklich vom Seelenleben dieser Komponisten und Musiker.

Das Schumann Quartett lieferte die musikalische Umrahmung. Das Schumann Quartett hat sich nicht nach dem Musiker benannt, vielmehr tragen Erik (Violine), Mark (Cello) und Ken (Violine) diesen Nachnamen und bilden mit Veit Hertenstein (Viola) das Quartett.

„Guten Abend, Vielliebchen!“

Poesievoll erzählte Martina Gedeck von den ersten, zarten Annäherungen des 16-jährigen Wunderkindes Clara Wieck, die durch den Vater unterrichtet und protegiert wurde, und Robert Schumann. Vater Wieck hatte anderes mit der begabten Tochter vor, die Anziehung Robert Schumann auf Clara gefiel ihm keineswegs.

Robert war gefangen von ihrem Antlitz und ihrem Klavierspiel. Auf der Treppe vor dem Elternhaus kam es nach einem Abendessen zum ersten heimlichen Kuss, dieser Tag am 12. November 1835 gilt als Tag der Verlobung. Die Freude darüber, die spürbare Aufgeregtheit, aber auch die zärtlichen Gedanken drückt Schumanns Strichquartett Nr. 1a-Moll op. 41, hiervon das Scherzo, Presto, aus. Am 13. November 1837 kam es zu einem Wiedersehen von Clara und Robert und dieser erkannte: „Sie ist kein Kind mehr“. In einem zärtlichen Brief bat er um ihr „Ja“.

1000 Flaschen Rheinwein

Gegen Claras Durchsetzungsvermögen konnte der Vater nichts ausrichten, so kam es zur Heirat am 12. September 1840 in der Gedächtniskirche Schönefeld bei Leipzig - ohne den Vater, der warnte: „Ein liebend Herz erkennt die Gefahren nicht.“ Doch glücklich im ersten Heim mit Clara bestellt Robert 1000 Flaschen Rheinwein.

Felix Mendelssohn-Bartholdys Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 erzählt vom Beginn des Ehelebens, dem Glück, der Ruhe. Eine harte, schnelle Saiten-Technik gibt schelmisch Einblick in nonverbale Kommunikation. Das Zusammenspiel der vier Musiker ist harmonisch, exakt abgesprochen - auch ohne Worte.

Weg – nur fort

Doch das Glück ist flüchtig, auch Robert wünscht sich nur eines: weg! Er erträgt den Alltag und das Weinen von inzwischen sechs Kindern nicht, ist labil und äußerst geräuschempfindlich geworden. Der versuchte Selbstmord am Rosenmontag 1854 durch Sprung von der Brücke in den Rhein hat die Einweisung in die Nervenheilanstalt Endernich bei Bonn zur Folge. Sechs kleine Augenpaare mit roten Nasen – denn es war Karneval – folgen ihm, sie sind seinen so ähnlich... Martina Gedecks Interpretation rührt an.

Und wo ist Clara? Ihr wurde von einem Kontakt zu ihrem Mann abgeraten, sie war erneut schwanger. Robert Schumanns Choral „Wenn mein Stündlein vorhanden ist“ spricht voll Wehmut von dieser Zeit, Aribert Reimanns (1936-2024) „Adagio zum Gedenken an Robert Schumann“ lässt durch seine Dissonanzen und harten Pizzicatos die Verzweiflung und Verwirrung nachempfinden. Die Musiker begeistern durch ihr forciertes Spiel und ihre exakte Bogentechnik.

Weich wie Schnee

Martina Gedeck versetzt sich im letzten Teil in die Situation des noch jungen Johannes Brahms, der im Hause Schumann willkommen ist, und sich in Claras Souveränität und ihren Umgang mit ihren Mitmenschen verliebt: Er war ihr stets ein eifriger Unterhalter und ein guter Zuhörer. Sich in andere Menschen und ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen ist der Schauspielerin bereits im Film „Das Leben der Anderen“, mit dem sie berühmt wurde, gelungen.

Auch Robert Schumann wurde Brahms zum wichtigen Menschen: „Es war er, der kommen musste - von Gott gesandt.“ Dessen Kompositionstalent belegt das viersätzige Werk aus dieser Zeit, das Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 51. Dieses spielt das Quartett virtuos und ausdrucksstark - mal in einer Zwei-zu-zwei-Besetzung, mal mit Cello und Bratsche als Einheit. Im Gegenpart die beiden Violinen, mal macht sich die Bratsche auf zu einem Solo-Moment.

Anrührende Gefühle eröffnen die Romanze, tiefe Cello-Töne vermitteln eine ungeahnte Innigkeit. Ebenso das Allegretto, bevor das aufwühlende Allegro zum Ende hinführt. Die gesamten 35 Minuten sitzt Martina Gedeck im Hintergrund und lauscht gebannt der Musik. Nach dem stürmischen Schlussapplaus gibt das Schumann Quartett noch eine Zugabe von Ludwig van Beethoven aus ihrem neuen Mammut-Programm, mit dem es im Juni auf Tournee geht: Beethovens op. 18 Nr. 3, D-Dur, daraus den 3. Satz beendet dieses Muttertags-Konzert. (aw)

Gefeiert: die einfühlsame Martina Gedeck und das Schumann Quartett.
Gefeiert: die einfühlsame Martina Gedeck und das Schumann Quartett.Foto: aw
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