„Hätten wir gewusst, dass es Euch gibt!“ – diesen Satz hören die Mitarbeitenden des Integrationsfachdienstes Göppingen (IFD) sehr regelmäßig. Sie wollen deshalb jetzt wieder verstärkt an die Öffentlichkeit gehen, wollen über Medien und Industrie- und Handwerkskammern über ihre Angebote informieren. „Wir sind sehr froh, dass wir seit 1. April alle Stellen wieder besetzt haben“, freute sich DRK-Kreisgeschäftsführer Alexander Sparhuber, als er Ende April den IFD im Göppinger Kaiserbau besuchte. „Auch wir spüren den Fachkräftemangel und haben eine lange Durststrecke hinter uns“, stellte er im Rückblick fest. Und dankte dem gesamten Team für sein großes Engagement, insbesondere Kai Böbel, der seit längerem die Leitung immer wieder kommissarisch übernommen hatte. Er leitet eigentlich den IFD Esslingen. „Ihr Engagement verdient besondere Anerkennung“, bekräftigte Alexander Sparhuber. „Die Übergangszeit war nicht einfach“, bestätigte auch Guido Kleb vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), als Auftraggeber der Träger der IFDs in Baden-Württemberg. Seit 2009 übernimmt der DRK-Kreisverband namens des KVJS die Aufgaben im Landkreis, „in enger Zusammenarbeit mit uns“, so Guido Kleb. "Die Zahl der Menschen, die auf die Begleitung der Mitarbeitenden des IFD angewiesen sind, steigt“, ist die Erfahrung von Kai Böbel. Es sind insbesondere Menschen, die nach einer onkologischen oder psychischen Erkrankung nicht mehr in ihre ursprüngliche Berufstätigkeit zurückkehren können. Bei den psychischen Erkrankungen ist es die Diagnose „Autismus“, die immer häufiger auftritt. Aber auch ein Unfall kann Ursache dafür sein, dass sich ein*e Arbeitnehmer*in beruflich neu orientieren muss. Die Mitarbeitenden des IFD stehen ihnen beratend zur Seite, führen Gespräche mit Arbeitgeber*innen und sind somit wichtige Ansprechpartner*innen für beide Seiten. „Ziel unserer Arbeit ist immer die nachhaltige Teilhabe am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“, betonte Verena Weiler, die Leiterin des IFD Göppingen. Um dies zu erreichen, werden wieder verstärkt Kooperationen geschlossen, etwa mit dem Klinikum Christophsbad oder den Rentenversicherungsträgern, aber auch eben mit den Arbeitgeberorganisationen. „Bislang konnten wir uns aufgrund der personellen Situation nur auf die Bearbeitung unserer Fälle konzentrieren“, so Alexander Sparhuber. Seit Mitte 2022 ist eine Mitarbeiterin des Teams für die Beratung in der „Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber“ zusätzlich tätig. Denn die Erfahrung zeige leider wiederholt, dass die Angebote des IFD noch immer nicht überall bekannt sind.
Es sind nicht nur die Menschen, die nach einer Erkrankung oder einem Unfall begleitet werden, um einen bestehenden Arbeitsplatz zu erhalten oder aber einen adäquaten anderen zu finden. Auch Schüler*innen mit besonderem Unterstützungsbedarf oder Menschen, die von einer Werkstatt für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wechseln wollen, werden engmaschig begleitet. Zudem möchte das Team zu einem weitverbreiteten Vorurteil aufklären: „Es stimmt nicht, dass Arbeitnehmer*innen mit einer Behinderung unkündbar sind. Es gibt durchaus Möglichkeiten, ein solches Arbeitsverhältnis zu beenden“, unterstreicht Guido Kleb.
Der Integrationsfachdienst Göppingen in der Poststraße 14 ist erreichbar unter Tel.: (07 11) 2 50 83-20 00 oder info.goeppingen@ifd.3in.de)
Weitere Informationen unter www.ifd-bw.de und www.drk-goeppingen.de
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Ein Unfall oder eine Krankheit, das Alter oder schlicht der Kinderwagen – in ihrem Alltag stoßen Menschen immer wieder an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, sind dann auf Unterstützung angewiesen, verlieren im schlimmsten Fall gar ihre Selbständigkeit. Barbara Heubach kennt viele solcher Fälle. „Es sind nicht nur alte Menschen, die plötzlich in ihrem Haus auf Hindernisse stoßen, die es ihnen unmöglich machen, dort weiter wohnen zu bleiben. Auch nur ein paar Stufen können für eine Mutter mit dem Kinderwagen zu einer Herausforderung werden“, weiß die Ansprechpartnerin im DRK-Kreisverband Göppingen. Oder jemand ist eben nach einem Unfall oder einer schweren Erkrankung nur noch eingeschränkt mobil. Das Badezimmer, das Treppenhaus, womöglich zu enge Türen werden jetzt zum Problem. „Unsere Wohnberater kommen zu den Menschen nach Hause und klären, wie der Wohnraum angepasst werden kann, um eine Selbständigkeit möglichst lange zu erhalten“, erläutert Svenja Wörz, die Leiterin der Abteilung Sozialarbeit im DRK-Kreisverband Göppingen. „Unsere Wohnberater*innen absolvieren eine umfassende Fortbildung im Bereich der Wohnraumanpassung. Zusätzlich fließt das fachliche Know-how aus unterschiedlichen beruflichen Hintergründen gewinnbringend in die individuelle Beratung ein“.Sie wissen auch um qualifizierte Handwerksbetriebe, die erfahren im Umbau der Wohnungen und Häuser sind und wissen, welche Hilfsmittel wie Rampen oder zusätzliche Griffe und Geländer schon hilfreich sein können. Sie kennen zudem die Stellen, bei denen Zuschüsse beantragt werden können.
Die Nachfrage nach dem unabhängigen Angebot „nimmt zu“, stellt Svenja Wörz fest. Oftmals könne bereits telefonisch Hilfe gegeben werden. Sie wie auch Barbara Heubach betont: „Wichtig ist, dass sich Menschen frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen, so dass in Ruhe nach Lösungen gesucht werden kann.“ Denn im akuten Fall seien dann oftmals nur Kompromisse möglich – und nicht das Optimum. „Viele Menschen gestalten ihre Häuser um, wenn sie den Ruhestand antreten. Das wäre ein sehr guter Zeitpunkt für so eine Beratung“, ist die Erfahrung von Barbara Heubach.
Gerne würde der DRK-Kreisverband sein Angebot ausbauen. „Wir benötigen dazu aber qualifizierte Wohnberater. Es können sowohl Pensionäre als auch Menschen, die noch im Berufsleben stehen, sein“, so Svenja Wörz. „Das Ehrenamt kann ganz individuell und sehr flexibel ausgeübt werden. Wir stimmen das immer eng und an den Bedürfnissen, Möglichkeiten und Ressourcen der Wohnberater*innen ab.“ Weitere Informationen erhalten Sie bei Barbara Heubach unter Tel. 07161/67 39 27 oder unter www.drk-goeppingen.de