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Ein Gelenk, das viel Erfahrung voraussetzt

„Die Schulter hat eine wahnsinnig komplexe Anatomie!“ Und weil das so ist, kann an diesem komplizierten Gelenk auch viel kaputt gehen. Wer wüsste...
Chefarzt Dr. Matthias Hauger erklärte seinen Zuhörern im Klinikum, wie er und seine Operateure kaputte Schultern reparieren.
Chefarzt Dr. Matthias Hauger erklärte seinen Zuhörern im Klinikum, wie er und seine Operateure kaputte Schultern reparieren.Foto: Klinikum Landkreis Tuttlingen

„Die Schulter hat eine wahnsinnig komplexe Anatomie!“ Und weil das so ist, kann an diesem komplizierten Gelenk auch viel kaputt gehen. Wer wüsste das besser als Dr. Matthias Hauger, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT)? Die gute Nachricht, die Hauger für die zahlreichen Zuhörer seines Vortrags im Zuge der Reihe „Ärzte im Dialog“ hatte: Die erfahrenen Operateure des Klinikums kriegen das wieder hin.

Denn Routine ist besonders bei Schulter-OPs wichtig. „Das ist nicht einfach, man braucht viel Erfahrung“, meint Dr. Hauger. Die haben die Tuttlinger Ärzte: Jährlich operieren sie rund 250 Schultern nach degenerativen Erkrankungen oder Auskugelungen, wenn Sehnen gerissen sind oder die Rotatorenmanschette kaputt gegangen ist. Außerdem setzen sie rund 100 Patienten jährlich eine Schulterprothese ein. Damit nimmt das KLT auch auf diesem Sektor weithin eine führende Position ein.

Die OP-Ergebnisse nach den Eingriffen sind teilweise verblüffend, wie Videoclips zeigten, die der Chefarzt vorführte: Patientinnen und Patienten präsentierten sich in den Aufnahmen schon nach kurzer Zeit wieder relativ kraftvoll und beweglich. Das liegt in manchen Fällen auch an modernen Implantaten, wie sie heute verwendet werden. Doch machte Dr. Hauger deutlich, dass die ärztlichen Möglichkeiten dennoch nicht unendlich sind: Wer eine Schulterprothese bekommt, könne damit zwar wieder Freizeitaktivitäten ausüben, aber eigentlich keine schwere Erwerbsarbeit mehr verrichten.

Der versierte Chefarzt zog die vielen Zuhörer im Konferenzraum des Klinikums mit ungeheuer vielen Details in seinen Bann, wobei sehr klar wurde, was Hauger meint, wenn er von einem „komplexen“ Gelenk spricht. Die Schulter kann den Menschen in vielerlei Hinsicht plagen – sei es nun durch „wahnsinnig schmerzhafte“ Kalkdepots, die sich bilden, durch Sehnenrisse, durch Steifigkeit oder durch Belastungsschmerz. Als erfahrener Schulteroperateur erkennt Dr. Hauger schon mit einem kurzen Blick aufs Röntgenbild, was nicht stimmt. Und das ist in der Regel der Fall, wenn der Oberarmkopf, der gemeinsam mit der Gelenkpfanne das Schultergelenk bildet, nicht mehr in der richtigen Position steht.

Dort halten ihn bei einer gesunden Schulter Sehnen und Muskeln, die das Schultergelenk kappenartig umfassen und stabilisieren. Die Mediziner nennen diese Struktur „Rotatorenmanschette“. Sie ist so wichtig, weil der Oberarmkopf von Natur aus nur unzureichend von der Gelenkpfanne umfasst wird – Dr. Hauger verglich das unproportionale Größenverhältnis anschaulich mit einer Apfelsine und einem Zwei-Euro-Stück. Groß sind die Probleme daher für Patienten, die bei einem Unfall eine Schulter auskugeln, weil dabei sämtliche Stabilisatoren beschädigt werden. Schulterbeschwerden können allerdings auch infolge von Degeneration auftreten – damit, so Dr. Hauger, haben sechs von zehn über 60-Jährigen zu kämpfen. Typisches Symptom ist beispielsweise eine Arthrose im Schultergelenk oder im Schultereckgelenk. Dabei sind Gelenkflächen und Gelenkknorpels meist stark abgenutzt. Deshalb wird der Gelenkspalt zwischen dem Schlüsselbein und dem Schulterdach enger, und die Gelenkfunktion wird gestört.

Freilich muss nicht gleich eine Prothese her. Eine Arthrose etwa wird zunächst konservativ behandelt, also durch Physiotherapie, Stromanwendung und entzündungshemmende Medikamente. Ein enger Gelenkspalt kann im Zuge einer Schlüsseloch-OP erweitert werden. Auch um eine Schulter wieder zu stabilisieren, gibt es eine Reihe chirurgischer Methoden die Dr. Hauger vorstellte – bei ausgekugelter Schulter etwa ein Verfahren, das die Operateure „Bankart-Repair“ nennen. Dabei nähen sie einen Riss des Knorpelrings in der Schulter, der Gelenklippe, die die Pfanne umgibt und im Fachjargon als „Labrum“ bezeichnet wird. Und es gibt noch mehr Möglichkeiten: Ist beispielsweise die Rotatorenmanschette irreparabel beschädigt, setzen die Ärzte dem Patienten ein spezielles Implantat zur Zentrierung des Schultergelenkes ein, einen kleinen Ballon.

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Ausgabe 14/2025

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