Sechs Monate Jobcoach in Östringen
Seit einem halben Jahr ist Michael Wiedemann nun ehrenamtlich als Jobcoach in Östringen tätig. Er unterstützt aus dem Ausland Zugewanderte, insbesondere Flüchtlinge, bei der Jobsuche. Der ehemalige Manager eines großen Unternehmens hat in diesen sechs Monaten bereits vieles bewegt. 46 Klientinnen und Klienten zählt er inzwischen allein in Östringen, es kommen 18 Personen in Angelbachtal hinzu.
Im Repair-und-mehr-Café hat die Stadt Östringen ihm Laptop und Drucker zur Verfügung gestellt, hier entstehen Bewerbungsanschreiben und Lebensläufe, hier wird die Berufsplanung in die Praxis umgesetzt. Einmal im Monat hat Michael Wiedemann außerdem Sprechstunde sowohl in der Gemeinschaftsunterkunft in Östringen als auch in Zeutern. Diese Zeiten sind sehr gut nachgefragt. „Es besteht großes Interesse“, berichtet er, „es hat sich rumgesprochen, dass ich bei der Jobsuche helfe. Letztens war einer aus Nagold da, der über einen Freund in Philippsburg von mir erfahren hat.“
Das Vermittlungsangebot nähmen Personen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern an, und jeder Fall sei individuell. So hat eine ratsuchende Syrerin in ihrem Heimatland Architektur studiert und zusammen mit dem Jobcoach Bewerbungsunterlagen vorbereitet. Ein handwerklich talentierter Kameruner sucht Unterstützung auf seiner Suche nach einem Ausbildungsplatz. Als ehemaliger Personaler, der viele Einstellungsgespräche selbst durchgeführt hat, hat Wiedemann auch die Arbeitgeberseite im Blick. Entsprechend legte er einem versierten ukrainischen Klempner, der im Wassernotdienst und auch schon im Schlüsseldienst tätig war, ans Herz, vor der Jobsuche erst einmal intensiv an seinen Deutschkenntnissen zu arbeiten. Ein typischer Fall, erzählt Wiedemann: „Die fachlichen Voraussetzungen sind oft sehr gut, gerade bei den Ukrainern, aber es hapert an der deutschen Sprache.“ Mit Mühe habe er jüngst eine ukrainische Zahnarzthelferin vermitteln können, aber nur als Hilfskraft, weil ihr Deutsch noch nicht ausreiche.
Einige seiner Schützlinge habe er in die Altenpflegehilfe-Ausbildung vermitteln können.
Ein besonderes Highlight ist für ihn die erfolgreiche Vermittlung eines syrischen Handwerkers an einen lokalen Fensterbauer. Der Kontakt entstand auf einer Veranstaltung für Unternehmer, organisiert von der für die Jobcoaches Zuständigen im Amt für Integration, Bettina Lichter. Michael Wiedemann erzählt: „Die Unternehmer haben uns gesagt, was sie brauchen, ich habe drei Klienten mit geeignetem Profil herausgesucht. Die Firma hat sich schließlich für einen entschieden und inzwischen einen unbefristeten Vollzeitvertrag mit ihm abgeschlossen.“ Alle drei Bewerber hatten zuvor ein Berufsorientierungspraktikum absolviert, der Jobcoach hat sich um die entsprechenden Formalitäten gekümmert.
Der Firmenchef war so begeistert von dem Vorgehen, dass er zukünftig intensiver mit den Joboaches zusammenarbeiten wird.
Das Profil seiner Klientinnen und Klienten fasst Michael Wiedemann so zusammen: kein perfektes Deutsch, eingeschränkte Mobilität, weil meist kein eigenes Auto vorhanden ist, aber dafür oft sehr kompetent und berufserfahren. Interessierten Unternehmen bietet er an: „Ich komme zu Ihnen. Sie sagen mir Ihren Profilbedarf, ich finde die geeignete Person.“
Übrigens kann der Jobcoach in Östringen Unterstützung gebrauchen: Er ist so nachgefragt, dass er an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Wer sich für das Ehrenamt interessiert, wendet sich am besten an das Integrationsbüro der Stadt Östringen (d.blech-straub@oestringen.de) oder direkt an Frau Lichter (amt33.arbeitsmarktintegration@landratsamt-karlsruhe.de).
dbs