In Mössingen, Auf der Lehr 31, befindet sich eine unscheinbare Tür, hinter der sich etwas Besonderes verbirgt: die Kleiderkammer der Diakonie-Sozialstation Mössingen-Bodelshausen-Ofterdingen. Drei Tage in der Woche ist sie geöffnet, ein Ort des Gebens und Nehmens, der Menschlichkeit und nachhaltigen Handelns. Und mittendrin: Gudrun Steinmann. Seit 15 Jahren organisiert und leitet sie die Kleiderkammer, eine Aufgabe, die sie mit Leidenschaft und einem unvergleichlichen Blick fürs Detail erfüllt.
Wer frühmorgens an der Kleiderkammer vorbeikommt, sieht sie oft schon bei der Arbeit: Umräumen, reparieren, dekorieren. Die gelernte Schneiderin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kleidung nicht nur weiterzugeben, sondern ihr neues Leben einzuhauchen. „Aus Alt mach Neu“ ist ihr Motto, und das spürt man, sobald man die Kleiderkammer betritt. Jedes Kleidungsstück ist sorgfältig gefaltet oder aufgehängt, die Bügel alle in eine Richtung ausgerichtet – alles wirkt einladend und durchdacht.
„Gudrun Steinmann ist die Seele der Kleiderkammer“, sagte Werner Baur, Vorstandsvorsitzender der Zieglerschen, der vergangene Woche zu einem besonderen Anlass vorbeikam: Gudrun Steinmann feierte ihren 80. Geburtstag. Mit Freunden, Bekannten und Wegbegleitern wurde gefeiert, natürlich in der Kleiderkammer, ihrem Herzensprojekt. „Ihr Herz schlägt sichtbar für die Kleiderkammer“, betonte Baur in seiner Rede. „Sie schafft es, aus Dingen, die wertlos erscheinen, wieder Wertvolles zu machen. Genau das macht sie so unersetzlich.“
Doch das Engagement der agilen Seniorin geht weit über die Kleiderkammer hinaus. Auch in der Vesperkirche bringt sie sich ein. Und wenn sie nicht ehrenamtlich aktiv ist, genießt sie ihre zweite große Leidenschaft: das Radfahren. Gemeinsame Ausflüge mit einem 23-jährigen Freund, der im Rollstuhl sitzt, organisiert sie mit Akribie. Jede Route wird auf Barrierefreiheit geprüft, damit die Touren unvergessliche Erlebnisse werden.
Gudrun Steinmann zeigt, dass Ehrenamt mehr ist als eine Aufgabe – es ist eine Haltung. Sie lebt vor, wie aus kleinen Taten Großes werden kann und schenkt mit ihrer Arbeit nicht nur Kleidung, sondern auch Hoffnung und Wertschätzung.