Es ist immer wieder eine Freude zu erleben, wie die Kulturbeauftragte Gerti Grupp die Gäste begrüßt. In ihrer authentischen, herzlichen Art freute sie sich über treue Besucher, die schon zu Freunden geworden sind. Sie zeigte auf die Bilder, die noch ausgestellt waren und demnächst ausgewechselt werden sollten und vergaß auch nicht, einem Besucher zum Geburtstag zu gratulieren.
Die nun angekündigten Künstler wurden vom Publikum beinahe ungeduldig erwartet. Die drei hochkarätigen Musiker, Gunilde Cramer und Martin Pillwein am Flügel sowie Bernhard Pillwein-Rose mit der Violine, waren den meisten Anwesenden schon vertraut, sind sie doch seit langem mit Lichtenwald verbunden.
Mit der Bach-Sonate für Klavier und Violine c-Moll eröffneten die Brüder Martin Pillwein und Bernhard Pillwein-Rose das Konzert. Wie immer sprach Martin Pillwein einige erläuternde Worte zu diesem Werk. Es handelte sich um eine der ersten Violinsonaten der Musikgeschichte, in denen das Klavier die Rolle der Begleitung im Basso continuo verließ und als gleichberechtigter Partner der Violine gegenübertrat. Das Zusammenspiel der Instrumente beschrieb einen großen Bogen von melancholischer Tiefe zu spannungsvollen Rhythmen. So ergänzten sich beide Musiker auf wundervolle Weise.
Auch für Gunilde Cramer ist der biografische Hintergrund des Komponisten von großer Bedeutung. Bevor sie das Podium betrat, ließ sie das Publikum wissen, dass die Sonate in Es-Dur von Ludwig van Beethoven zu jener Zeit komponiert wurde, als Napoleons Soldaten in Wien einmarschierten. Erzherzog Rudolf, ein Freund und Gönner Beethovens, verließ Wien, kehrte jedoch später wieder zurück. Die Sonate hat den Beinamen Lebewohlsonate und Beethoven war nicht glücklich über den Titel „Les Adieux“, den der Verleger vorgeschlagen hatte. „Lebewohl“ beziehe sich auf eine Person, der man herzlich verbunden sei, der französische Ausdruck jedoch wäre zu allgemein.
Meisterhaft interpretierte Gunilde Cramer die Sätze „Lebewohl“, „Abwesenheit“ und „Wiedersehen“. Aufmerksame Zuhörer nahmen anfangs einen Posthornklang wahr, das Abschiedsmotiv. Im zweiten Satz dominierte eine trauernde, fragende Stimmung, während das Wiedersehen in überbordender Freude ausgelebt wurde. Die Pianistin, in Lichtenwald wohlbekannt, überraschte wieder mit ihrer Virtuosität und Brillanz, aber auch mit inniger Zartheit des Spiels.
Im zweiten Teil des Konzertabends erfüllte Martin Pillwein den Wunsch vieler Besucher, als Solist zu spielen. Er wählte den LiebestraumNr. 3 As-Dur von Franz Liszt. Diesem Stück liegt ein Gedicht von Ferdinand Freiligrath zugrunde, welches vom sensiblen Gehalt der Beziehungen handelt: „O lieb, solang du lieben kannst …“. Martin Pillwein verstand es hervorragend, die ruhigen und verträumten Eindrücke, aber auch die gefühlsgeladenen Dynamikänderungen mitzuteilen. Als das neue Motiv im dritten Teil ertönte, ließ es an eine Stimme der Hoffnung – vielleicht aus dem Jenseits? – denken.
Wieder erklomm Gunilde Cramer das Podium und wieder staunten die Besucher über die locker und federleicht fliegenden Hände. Die Fantasie op. 17 von Robert Schumann entstand zu der Zeit, als der Komponist seine Ehefrau Clara für sich verloren glaubte. Die Verzweiflung und schwärmerische Zuneigung, aber auch die leidenschaftliche Klage brachte Gunilde Cramer in ihrem hingebungsvollen Spiel deutlich zum Ausdruck.
Mit der Sonate für Klavier und Violine A-Dur op.100 von Johannes Brahms beendeten Martin Pillwein und Bernhard Pillwein-Rose das Konzert. Es war ein Genuss zu hören, wie sich die beiden Themen ineinander verwoben, sich die Instrumente gegenseitig austauschten. Der weiche und warme Ton der Violine vereinigte sich beziehungsvoll mit dem Klavier. Ein triumphaler Schluss beendete diesen wundervollen Abend.
Der Applaus war überwältigend, es waren Bravo-Rufe zu hören und mit herzlichem Dank verabschiedete Gerti Grupp die Künstler.
Waltraud Langer
Einladung: Ausstellung „VariART“
Im Bürgerzentrum von Lichtenwald zeigen ab 24.11.2024 13 Lichtenwalder Künstler ihre Werke:
groß – klein, bunt – schwarz/weiß, fotografiert – gemalt,
gegenständlich – abstrakt, bearbeitet – unbearbeitet.
„VariART“ ist eine Variation von unterschiedlichsten Bildern in einem schönen Ausstellungsort.
Die Vernissage findet am 24.11.2024, 11:15 – 14 Uhr statt und wird musikalisch umrahmt vom Männerensemble „Tochtore Conjast“, Leitung Constanze Seitz.
Eintritt frei.
Vorankündigung:
Matinee zum Jahreswechsel
Sonntag, 08.12.2024, 11:15 Uhr
Matthias Kick lädt feierlich mit seiner Trompete vom Balkon des Bürgerzentrums kurz nach 11 Uhr zur Matinee zum Jahreswechsel ein.
Um 11:15 Uhr beginnt dann das Konzert: Musikstücke von Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi, Max Reger, Gabriel Fauré, Hugo Distler, Georg Kreisler, Michael Rayher und Weihnachtslieder aus Finnland, Island, Syrien, Schweden und Frankreich.
Sopran: Karolin Trübenbach,
Am Flügel: Michael Rayher und Inge Hartmann
Lesung: Karin Heuberg
Trompete: Matthias Kick
Es grüßen herzlich
Die Kulturbeauftragten von Lichtenwald
Gerti und Walter Grupp