Ich hatte es geahnt. Als die Meldung kam, Kick la Luna sei für das erste Gartenkonzert im „30 Jahre Jubiläumsjahr“ 2014 gebucht worden, habe ich mich an meinen Computer gesetzt, und bei YouTube nachgefragt: Kick la wer bitte? Als Erstes bekomme ich ein professionell produziertes Video angeboten, „Time to change“ heißt das Stück. Eine eingängige Melodie, die einen sofort einnimmt, fünf Frauen, die offensichtlich mit ihren Instrumenten umgehen können, ein Text mit klarer Botschaft: Wer gibt uns Menschen das Recht, unseren Planeten zu zerstörten, und damit allen anderen Lebewesen ebenso die Grundlage ihrer Existenz zu entziehen? Oha! Dann als Nächstes: „Nicht ohne uns“. Ein Song, den die Band allen Frauen dieser Welt widmet. „Wandel ist weiblich, hörst Du unseren Gesang? Es geht nicht ohne uns, ohne unsre Kraft!“ Ich höre einen sehr sicheren mehrstimmigen Gesang, sehe Freude, Spaß und Leidenschaft. Das könnte was' werden …
Und das wurde 'was. Es wurde das „beste Gartenkonzert bisher, ein magischer Moment“, so brachte es Vorstandsmitglied Rolf Weiler, der selbst letztes Jahr mit seiner Band „Loners United“ ein grandioses Konzert am gleichen Ort abgeliefert hatte, sichtlich beeindruckt nach der letzten Zugabe der Ladys auf den Punkt.
Ein Konzert beginnt für die Mitglieder des Vereins Stunden vorher. Bänke und Tische aufbauen, Essen vorbereiten, Getränke am Tresen bereitstellen, Zustand der Toiletten checken (ja, das gehört auch dazu), Bühne vorbereiten usw. Die Band trifft ein, die Musikerinnen wuchten ihr Equipment und ihre Instrumente auf die Bühne und bereiten sich auf den Soundcheck vor. Dass hier gelassene Routine am Werk ist, kann man nicht übersehen. Seit 32 Jahren spiele man grundsätzlich zusammen, mit nur geringen personellen Veränderungen. Ich versuche gerade mit meinem Freund Norbert die Preise für die Getränke auswendig zu lernen. Tom weist uns ein, wo der Nachschub kühlt, dass der eine Kühlschrank immer einen sanften Tritt links unten braucht, sonst schließt er nicht richtig. In dem Moment schiebt die Bassistin ihr Kabel in ihren wunderbaren Five String Music Man (der heißt tatsächlich so) und spielt die ersten Töne. Ich unterbreche entgeistert meine Bemühungen und renne zur Bühne – was für einen Hammersound fabriziert die denn da? Zurück an meinem Arbeitsplatz (Frühschicht 18:00-20:00) höre ich die anderen Instrumente, Gitarre, Cajón, Keyboard, höre erste Stimmen, und meine Vorfreude wächst …
Trotz nicht ganz sicherer Wetterlage und einem uns gegenüber respektlos angesetzten Termin für das DFB-Pokalfinale treffen viele Leute ein, der Garten füllt sich. Das Konzert beginnt ziemlich pünktlich, und es entwickelt sich ein wundervoller Abend. Wir hören, sehen und bestaunen eine perfekt eingespielte und trotzdem spontan spielende Band mit einer faszinierenden Verbindung aus Lebenslust, Hingabe an die Musik, aber auch klaren und unmissverständlichen Botschaften in Ihren Texten. Sie spielen fast ausnahmslos Eigenkompositionen, und wenn nicht, handelt es sich um Lieder, die sie von anderen Musikern*innen auf Konzerten gelehrt bekommen haben, oder die ihnen auf ihren Auftritten bei Festivals, auch im Ausland, begegnet sind. Sie singen in vielen Sprachen, Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, und sie beeindrucken an ihren Instrumenten. Uli Pfeifers Bass knurrt und fließt herrlich, Elke Voltz’ akustische Gitarre perlt durch den Abend, Anne Breick klopft uns an Bass-Cajón und Wooddrum die letzten trüben Gedanken einfach weg, Keyboarderin Christiane Sattler kann offensichtlich alles, und die Dame würde ich gerne mal an einem Flügel erleben. Drummerin Angela Frontera war leider nicht dabei, so wie sie auf den Videos spielt, wäre das vielleicht schon fast zu viel des sehr guten gewesen?
Der Garten hinter dem Haus der Musik tanzt und ist glücklich, singt, klatscht, fordert die obligatorische, hier aber dringend gebotene Zu-ga-be. Es gibt zwei davon.
Vor der Pause taucht ein satter Regenbogen über dem Haus der Musik auf, nein: gleich zwei. Kick la Luna ist begeistert, ob wir das organisiert hätten, das sei ja wohl die Krönung. Klar haben wir das, meint Rolf Weiler, war teuer, aber ihr seid es wert!
Am nächsten Morgen erfahre ich von Freunden aus Heidelberg, es habe „geschüttet“, wie es denn beim Konzert war. Wir hatten 5 Tropfen. Bedarf es noch eines weiteren Beweises zur Magie der Musik von Kick la Luna?
Wie vor dem Konzert mit Kick la Luna angekündigt wurde, stehen unsere Konzerte dieses Jahr ganz unter dem Motto „30 Jahre Verein zur Pflege der Livemusik“, alles wird ein bisschen „heftiger“ als sonst. So soll es auch wieder sein, wenn am 8. Juni die Weinheimer Band „The Paraberries“ in den Garten kommen. Anfang zwanzig sind die vier, man glaubt es nicht, denn ihre Musik schickt uns auf eine Zeitreise, wir schlagen Ende der 60er wieder auf. Purer und schnörkelloser Rock mit Gitarre, Bass, Drums, Gesang und Bluesharp (!). Dresscode Jeans + T-Shirt, Bier ist kaltgestellt. Start 19:30, Einlass 18:30. Bringt Eure Kids mit, die glauben Euch das sonst nicht …
(nolze)