Redaktion NUSSBAUM
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Eindrücke vom Maifeiertag

„Die Weiße Frau vom Turmberg“ berichtet über den 1. Mai Von Susanne Hilz-Wagner Von meinem Hohen Turm auf den Turmberg habe ich mich schon...

„Die Weiße Frau vom Turmberg“ berichtet über den 1. Mai

Von Susanne Hilz-Wagner

Von meinem Hohen Turm auf den Turmberg habe ich mich schon seit langer Zeit auf den 1. Mai gefreut. An diesem Tag erhalte ich traditionsgemäß immer viel Besuch rings um meinen Turm, weil der Turmberg dann ein beliebtes Ausflugsziel ist. Viele Gäste genießen die schöne Aussicht und die vielen Wandermöglichkeiten hier oben. Dabei interessieren mich besonders einige Bräuche an diesem Tag, von denen ich euch heute berichte.

Ursprünglich kam die Bewegung, den 1. Mai als „Tag der Arbeit“ zu feiern, aus den USA. Am 1. Mai 1886 streikten damals hunderttausende Arbeiter in zahlreichen Städten, weil sie den einen Acht-Stundentag forderten. In Chicago kam es in den weiteren Maitagen sogar zu gewalttätigen Übergriffen, bei denen sowohl Polizisten als auch Demonstranten umkamen. Dies führte dazu, dass anschließend acht Streik-Organisatoren angeklagt und hingerichtet wurden. Danach entwickelte sich der 1. Mai zum Sinnbild der Arbeiterbewegung schlechthin und schon im nächsten Jahr fanden an diesem Tag auch in Deutschland zahlreiche Demonstrationen und sogenannte Maispaziergänge statt. Im Oktober 1890 entschloss sich die SPD, den 1. Mai zum Tag der Arbeiterbewegung einzurichten. Aussperrungen, Entlassungen und andere Reglementierungen seitens der Arbeitgeber waren die Folge. Der 1. Mai hatte sich bereits symbolhaft zum Tag des Klassenkampfes entwickelt. Die Mitglieder der Weimarer Nationalversammlung entschlossen sich gegen den Widerstand einiger, den 1. Mai 1919 dem Gedanken des Weltfriedens, des Völkerbundes und des internationalen Arbeiterschutzes zu widmen und verabschiedeten ein entsprechendes Gesetz. Das war kein Zufall, denn schon seit ca. 1890 galt dieser Tag als ein „Kampftag der Arbeiterbewegung“. Aber es war zunächst ein einmalig angesetzter Feiertag, da bürgerliche und konservative Bereiche dagegen protestierten. Kurz nach der Machtübernahme führten die Nationalsozialisten 1933 den 1. Mai als Feiertag wieder ein, allerdings war es der Versuch, diesen kämpferischen Tag für die eigene Propaganda zu nutzen und die Arbeiterschaft auf ihre Seite zu ziehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigten die Alliierten im April 1946 diesen Tag als Feiertag, an dem Schulen und Betriebe schließen. Weiterhin wurde der Tag in Ost und West, hier vor allem von den Gewerkschaften auch weiterhin für politische Kundgebungen und kulturelle Ereignisse bis heute, genutzt.

Bräuche am 1. Mai: Der Maibaum

Nicht eindeutig scheint der Ursprung des Maibaumaufstellens bekannt zu sein, aber schon die Kelten verehrten den Lebensbaum. Bäume haben in vielen Kulturen auch spirituelle Bedeutung. Die Linde bildete im Mittelalter das Zentrum des Dorflebens. So wurde die Vornacht des 1. Mais, die Walpurgisnacht, nach Volksglauben genutzt, um böse Geister zu vertreiben. Sie war früher auch mit Opferritualen an Bäumen verbunden. Schriftliche Urkunden sollen den Maibaum bereits seit dem 13. Jahrhundert belegen, was aber getrennt von der späteren Arbeiterbewegung zum 1. Mai gesehen wird. Am Maibaum wird traditionell ein Kranz um die Spitze angebracht, die für Fruchtbarkeit steht. Die Vereine bringen ihre Vereinsschilder an den Baum. Früher waren es Zunftschilder oder es sind einfach Fähnchen oder kleine Wappen in badischen Farben.

Aktivitäten zum 1. Mai in Durlach und Grötzingen

In Durlach gab es auch in diesem Jahr am 30. April ein traditionelles Maibaumaufstellen auf dem Saumarkt hinter dem Rathaus. Die Feuerwehr richtete den Baum, schmückte ihn in ihrem Feuerwehrhaus und trug ihn zum Saumarkt. Dort wartete ein Kran, der aus Sicherheitsgründen half, die Spitze hochzuziehen. Die Bewirtung übernahmen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zusammen mit der Karnevalsgesellschaft 1. GROKAGE 08 Durlach e. V. Der Musikverein Berghausen hat das Geschehen musikalisch unterstützt. Das beliebte Ereignis konnte dank diesem ehrenamtlichen Engagement eine große Besucherschar anziehen. In Grötzingen gibt es traditionell eigentlich drei Maibäume. Einer wird üblicherweise beim Feuerwehrhaus aufgestellt, das in diesem Jahr durch eine Baustelle leider nicht möglich war. Die beiden weiteren werden jeweils bei der Wohnstätte der Ortsvorsteherin und beim Feuerwehrkommandanten aufgestellt. Die Naturfreunde Ortsgruppe Grötzingen e. V. boten mit großem ehrenamtlichem Engagement ihre traditionelle ganztägige 1. Mai-Bewirtung rund um ihr Vereinshaus am Knittelberg an. Dort begeisterte die Band Louisiana V-Kings die Gäste mit einer Reise durch den Blues, Swing, Zydeco, Country, Rock´n Roll oder EasyListening. Nach eigenen Angaben spielt die Band „Handmade music“ für jedermann, also Musik zum Mitmachen, zum Mitsingen oder einfach nur zum Zuhören und Genießen. Mit diesem großartigen Auftakt zum 1. Mai wünsche ich euch einen wunderbaren Wonnemonat mit viel Genuss und Lebensfreude. Herzlichst, eure „Weiße Frau vom Turmberg“.

Erscheinung
Grötzingen Aktuell
Ausgabe 19/2024

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Karlsruhe
von Redaktion Nussbaum
10.05.2024
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