Katholischer Kirchenchor St. Cäcilia - Mühlhausen
69242 Mühlhausen
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Eine bunt gemischte, rüstige Rentner-WG sorgt für Turbulenzen undviel Spaß

Zwei Theaterabende des Kirchenchors vor ausverkauftem Haus / Komödie „Rentner-WG“ von Christof Martin Ist diese Rentner-WG wirklich ein Wohnmodell...

Zwei Theaterabende des Kirchenchors vor ausverkauftem Haus / Komödie „Rentner-WG“ von Christof Martin
Ist diese Rentner-WG wirklich ein Wohnmodell für die Zukunft? So fragen sich die Theaterfreunde aus Mühlhausen und Umgebung, die mit viel Spaß und Szenenapplaus das Treiben der rüstigen, aber durchaus skurrilen Rentner-Gang auf der Bühne der Bernhardushalle verfolgten. „Ein Modell mit Zukunft“, das ist jedenfalls die Meinung von Hermine (Christiane Lachemann), als sie den Vorschlag der pensionierten Operettensängerin Charlotte (Carla Kaucher) hört, eine Senioren-WG zu gründen. Die Idee zu dieser Komödie stammt aus der Feder von Christof Martin, dessen erdachte Figuren die Laienspielschar des Kirchenchors St. Cäcilia mit viel Witz, Temperament und
Spielfreude und perfektem Outfit unter der Regie von Erhard Becker gleich zweimal auf die Bühne brachte.
Hermine, die bereits eine Pflegestation geleitet hat, ist resolut und führt in der WG das Regiment. Das erkennt man bereits an ihrem „Kampfanzug“ und der Trillerpfeife. Als sich der Vorhang öffnet, trällert Charlotte ein fröhliches, extrem hohes und schiefes Operettenlied. Das Lied aus der Operette „Fledermaus“ von Johann Strauß erklingt
mehrfach in der Rentner-WG, mal mehr und mal weniger zur Freude ihrer neuen Mitbewohner, die sich beim Rentner-Casting durchsetzen und einen WG-Platz erhalten konnten. Der Anzeige, eine Senioren-WG zu gründen, stieß auf eine überwältigende Resonanz. Man verspricht sich einen „selbstbestimmten Lebensabend“, gekennzeichnet durch „Respekt und Hilfsbereitschaft“. Dass in einer solchen Gemeinschaft auch ein großes Konfliktpotential steckt, ist den Beteiligten nicht ganz klar.
So ziehen sie also zusammen: Der ehemalige Handlungsreisende Walter (Steffen Becker), der von so vielen Freundinnen wie verkauften Staubsaugern zu erzählen weiß. Auch heute noch kann er seine Finger nicht von den Damen lassen. Seine Hände finden sich oft dort, wo sie nicht hingehören. „Die Katze lässt das Mausen nicht“ – dieses Sprichwort passt perfekt zu ihm. Dazu gesellt sich der pensionierte Arzt und Sprichwortfreund Konstantin (Klaus Robbecke), der zu jedem passenden und unpassenden Anlass ein Sprichwort oder geflügeltes Wort parat hat. Von ihm verspricht man sich im Ernstfall medizinischen Beistand. Die pensionierte Lehrerin Sophie (Christine Heckmann) will ihm in Sachen Bildung in Nichts nachstehen und erweitert die Sprichwortsammlung ordentlich.
Schließlich zieht noch der Rock-Opa Frank (Erhard Becker) ein, lange Haare, Sonnenbrille, Stirnband, Lederjacke, immer einen heißen Song auf den Lippen. Sein Motto singt er mehrmals durch den Saal: „Mit 66 fängt das Leben an“. Sein Beruf als Rockmusiker hat allerdings dazu geführt, dass er schlecht hört, vieles nicht und manches
falsch versteht. Was ihn für die WG qualifiziert: Qualitäten als Hausmann, kochen, waschen, bügeln musste er immer selbst, dafür waren seine Techniker nicht zuständig.
Weil „das Leben kein Wunschkonzert ist“, führt man für das ganze „Team“ eine Probezeit ein, um im Ernstfall die „Notbremse“ zu ziehen. Damit die Senioren mit ihren verschiedenen Macken unbeschadet durch den Tag und die
Nacht kommen, darum kümmern sich Jonas (Noah Wittmaier) und die Praktikantin Ina (Alexandra Becker). Ihr Auftreten erzeugt bei Jonas ein heftiges Herzklopfen und beim Publikum viel Heiterkeit. Aber ist Ina immer ganz ehrlich oder trägt sie ein Geheimnis mit sich herum? Beide versuchen, die Bewohner auf Trab zu halten. Wie wäre es mit einem Backkurs oder einer schweißtreibenden Sportstunde? Zunächst ist es eine wahre Freude, den Backkurs der WG-Familie zu beobachten, die gemeinsam leckere Kürbiskernbrötchen backt . Dann ist es aber mit der Gemütlichkeit vorbei. Damit die Gelenke beweglich bleiben, läuft auf der Bühne eine herzerfrischende Sportstunde ab, die alle ins Schwitzen bringt. Im Sportdress demonstrieren sie: Wir gehören noch lange
nicht zum alten Eisen. Aber auch das Publikum wird nicht verschont und darf ordentlich Arme und Beine schwingen.
Wenn nicht gerade Sport auf dem Stundenplan der Rentner steht, könnte es in der WG recht beschaulich und gemütlich zugehen, wenn, ja wenn nicht Diebe im Haus ihr Unwesen treiben würden, Rasierer und Zahnbürsten verschwinden, die Zahnprothesen vertauscht würden und die WG zum Tatort werden lassen. Doch „verwertbare Spuren“ lassen sich trotz intensiver Fahndung nirgends finden. Zusätzlich verursachen nächtliche Liebesabenteuer, die bei Menschen in diesem Alter unangenehme Folgen haben können, ernsthafte Verwicklungen, die den Blutdruck bei den Senioren steigen lassen wie auch die Stimmung im Publikum.
Doch worin besteht das Geheimnis der Praktikantin Ina? Was ist der eigentliche Grund ihrer Bewerbung? Wohnt in dieser WG möglicherweise ihr Vater, den sie nicht kennt und schon lange sucht? Plötzlich bewerben sich um die „Vaterschaft“ drei WGBewohner: der Musiker Frank, der Handelsreisende Walter und der Arzt Konstantin. Als
Vater bleibt schließlich der Arzt übrig. Inas Suche hatte also Erfolg. In der Zukunft hat sie einen Vater und zwei Freunde. Klar – wie bei jeder Komödie – trotz aller Turbulenzen findet sich am Schluss das zusammen, was zusammengehört. So schließt sich nach dem dritten Akt der Vorhang gemäß dem bekannten Sprichwort: Ende gut,
alles gut. Lang anhaltender Beifall belohnt eine außergewöhnliche, schauspielerische Leistung.
Damit die ganze Aufführung reibungslos klappte, waren natürlich noch „Heinzelmännchen“ im Hintergrund tätig: Maria Wittmaier (Sufleuse), Claudia Frank (Sufleuse und Maske), Heidrun Becker (Mädchen für alles), Stefan Maier (Mann für alle Fälle), Heinz Engler, Joachim Geiß, Klaus Robbecke, Erhard Becker (Kulissen), Phil Klein (Ton und Beleuchtung), Sabine Becker (Kartenvorverkauf).

Erscheinung
Gemeinderundschau Mühlhausen
NUSSBAUM+
Ausgabe 03/2025

Orte

Mühlhausen

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Kultur
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