Mit Muskelkraft ein Kino betreiben? Public Viewing auf dem Velo? Das geht künftig beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), wie Mitglieder und Interessierte am vergangenen Donnerstag bei der Hauptversammlung des ADFC Schwetzingen und Umgebung erfahren konnten.
Denn zur ersten Hauptversammlung der ADFC-Ortsgruppe hatten die Ortsgruppensprecher Florian Reck und Georg Ramsch neben den Mitgliedern auch den Kreisgeschäftsführer des Fahrradclubs Michael Fröhlich, der unter anderem über dieses Projekt berichtete, sowie die Ketscher Klimaschutzmanagerin Julia Berberig, die die Pläne für einen Radaktionstag in Ketsch am 15. Juni darlegte, eingeladen.
Zunächst eröffnete Georg Ramsch die Versammlung und kündigte an, dass er derzeit Sicherheitstrainings auf dem Schulhof der Schimper Gemeinschaftsschule plane. Danach berichtete Michael Fröhlich zunächst über die verkehrspädagogischen Projekte des Fahrradclubs, etwa über das Projekt „Rollermobil“, bei dem Schulklassen einen Klassensatz Tretroller zur Verfügung gestellt bekommen, um damit das Verhalten im Straßenverkehr spielerisch zu erlernen und zu üben, und über die Beleuchtungsaktion, bei der im vergangenen Jahr schon einige Ehrenamtliche aus Oftersheim und Schwetzingen unterstützt hatten. Bei dem Projekt arbeiten die Verkehrspädagogen mit einem Dunkeltunnel, in dem zwei Puppen, eine hell bekleidet und eine dunkel bekleidet, platziert werden. „Die Kinder sehen meistens nur eine der beiden und dann kommt man ins Diskutieren, woran das liegt. Manchmal glauben die Kinder es gar nicht, wenn man sagt, dass dort noch ein zweiter ‚Radfahrer‘ drin war“, erklärte Fröhlich dazu. „Das hat richtig viel Spaß gemacht, vor allem, weil die Kinder in der Kurt-Waibel-Schule so großartig mitgemacht haben,“ wusste dazu zum Beispiel Uwe Reichert zu berichten.
„Es war Klasse, bei den Kindern so einen Aha-Effekt zu sehen“, ergänzt Florian Reck, der im November gemeinsam mit Tilo Löffler an der Oftersheimer Theodor-Heuss-Schule geholfen hatte. Reck meint weiter: „Das Dunkeltunnel-Projekt ist wichtig, weil es von Kindheit zur Sensibilität für die Perspektive anderer Verkehrsteilnehmer anregt. Mal durch die Brille ‚der Anderen‘ zu blicken, trägt – nicht nur im Straßenverkehr – dazu bei, dass wir uns besser ineinander hineinversetzen und verstehen können.“ Als Nächstes stellte Fröhlich das neue Projekt 'Fahrradkino' vor. Mithilfe von acht Ökotrainern und dem eigenen Fahrrad wird dabei elektrische Energie zum Betrieb eines Projektors erzeugt, sodass man nicht nur einen Blockbuster, die Sendung mit der Maus oder das EM-Finale schauen kann, sondern dabei auch noch Bewegung bekommt. „Außerdem wollen wir das Kino in Schulen oder in der Zusammenarbeit mit Vereinen einsetzen, damit Kinder und Jugendliche selbst erfahren können, wie viel Energie eigentlich zur Vorführung eines Films gebraucht wird“, so der Verkehrspädagoge.
Übrigens suche der Fahrradclub immer noch Sponsoren für das Projekt, deren Logo dann zum Beispiel in einem Werbespot vor dem Hauptfilm gezeigt würde. Gemeinden, Schulen und auch Unternehmen sollen das Fahrradkino zur weiteren Refinanzierung für ihre Projekte und Events mieten können. „In Oftersheim gäbe es ja mit dem Museumsinnenhof, dem Gemeindepark, dem Lessingplatz und der Grillhütte gleich vier Standorte, an denen sich das Kino gut machen würde“, schlug dazu Florian Reck vor. „Uns würde es natürlich sehr freuen, wenn sich ein hiesiger Gewerbetreibender findet, der die Anlage mit sponsern würde, sodass wir demnächst auch ein Public Viewing auf dem Lessingplatz anbieten können.“ Für weitere Informationen zum Fahrradkino – und Sponsoring – können sich Interessierte per E-Mail an die ADFC-Ortsgruppe unter schwetzingen@adfc-bw.de wenden.
Zuletzt lud Michael Fröhlich noch zur Teilnahme an der großen Sternfahrt des ADFC mit Fahrraddemo zum Start des Stadtradelns im Rhein-Neckar-Kreis am 23.06. ein. Hierbei solle auch der Staffelstab von Heidelberg und Mannheim, wo die Stadtradeln-Aktion dieses Jahr früher stattfindet als im Rhein-Neckar-Kreis, an den Kreis übergeben werden. Danach berichtete Julia Berberig, Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Ketsch, dass die Enderlegemeinde das Radfahren stärker fördern wolle. Unter anderem sei dazu ein Radaktionstag am 15. Juni geplant. Beabsichtigt sei, dort einen Fahrradflohmarkt, einen Radcheck, Infostände und weitere Aktionen zum Thema Fahrradfahren anzubieten. „Auch das Fahrradkino wäre eine Idee!“, so Berberig, die den Berichten von Michael Fröhlich vorher interessiert verfolgt hatte. Der ADFC beteiligt sich an dem Aktionstag mit einer Fahrrad-Codieraktion zum Diebstahlschutz, mit einem Infostand und mit einzelnen Übungen zur Verkehrssicherheit.
Auf die Beiträge der beiden Gäste folgte dann der offizielle Aktivitätenbericht, den Florian Reck anhand von Bildern aus dem ersten Jahr des Bestehens der Ortsgruppe vortrug. Neben Fahrradtouren, Info- und Serviceaktionen, Unterstützung der Verkehrspädagogik, und Vernetzung mit den Verantwortlichen in den Gemeinden hob Reck die Bedeutung der Vernetzung mit anderen Vereinen und Initiativen wie dem NABU, dem Asylkreis oder der ehrenamtlichen Fahrradwerkstatt in Brühl hervor. Ihr seht: „Wir haben viel gemacht und wir haben noch mehr vor!“, beendete Reck seinen Bericht. Gleichzeitig wäre es aber auch gut, die Arbeit auf noch mehr Schultern zu verteilen. „Zum Beispiel hatte ich mit Klaus Triebskorn von der ehrenamtlichen Fahrradwerkstatt ausgemacht, dass wir mal einen Technik-Kurs dort machen, bisher sind wir aber nicht dazu gekommen, das zu planen. Wenn wir mehr Leute werden, die zumindest ein paar Aktionen mitgestalten, könnten wir noch mehr voranbringen.“
Es folgte der Bericht von Kassenwart Uwe Reichert, der sehr kurz ausfiel. „Weil es noch keine Kasse gibt“, so Reichert. Bürokratische Hürden hätten die Konteneröffnung deutlich herausgezögert und die Ortsgruppe sei bisher nur arbeitsfähig gewesen, weil Mitglieder mit Zuwendungen und Vorschüssen dafür gesorgt hätten. „Das ist jetzt aber endlich geklärt.“
So konnte der Vorstand ohne Gegenstimmen bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder entlastet werden, ehe die Versammlung in einen organisatorischen Teil überging. (pm/red)