Redaktion NUSSBAUM
76356 Weingarten (Baden)
Umgestürzte Esche

Familie Reis pflegt und bewirtschaftet ihren Baumbestand

Anfang des Jahres stürzte eine kräftige Esche im Gewann „Pfadberg“ zu Boden. Famile Reis aus Weingarten kümmert sich nun um die Aufräumarbeiten.
Das hochwertige Buchenholz ist ein begehrtes Brennmaterial, es muss aber schnell aufbereitet werden.
Das hochwertige Buchenholz ist ein begehrtes Brennmaterial, es muss aber schnell aufbereitet werden.Foto: Matthias Görner

Genau betrachtet ist es Anfang Mai fast zu spät für die Arbeit im Wald. Man hat schließlich auch im Haus und Garten genügend anderes zu tun. In den ersten Wochen des Jahres stürzte jedoch eine kräftige Esche im Gewann „Pfadberg“ zu Boden und riss einige junge Buchen und anderes schwaches Gehölz mit sich.

Das weit abgelegene Gewirr aus Stämmen und Ästen war für die Gemeindeförsterin Elena Motschilnig wirtschaftlich uninteressant, und daher bot sie es dem Eigentümer des direkt angrenzenden Privatwaldes zum Kauf an. Gerhard Reis sagte zu. Das begehrte Buchenholz darf jedoch nicht lange Zeit im Wald liegen. Wird es nicht umgehend aufbereitet, so „stockt es“ und verliert damit einen Großteil seines Brennwerts.

Äste unter Spannung

Also geht es auch nach der eigentlichen Saison noch einmal mit dem Schwiegersohn an die Arbeit. Routiniert zerteilt Heiko Baumgartner mit der Motorsäge die mikadoartig ineinander geworfenen Baumkronen. Die Äste stehen unter Spannung. Jeder Schnitt muss daher wohl überlegt werden. Verklemmt sich nur die Säge, ist dies das kleinere Übel. Schnellende Äste sind die eigentliche Gefahr. Nach und nach lichtet sich das Gewirr, nun kommen die bereits vorab markierten Stämme an die Reihe. Die genau einen Meter langen Abschnitte werden sogleich mit Hilfe einer hydraulischen Spaltmaschine der Länge nach zerteilt. Zügig wächst der Haufen aufbereitetes Holz in die Höhe und in die Breite. Auch ein Pkw-Anhänger ist schon beladen und steht zur Abfuhr bereit.

Gefährliche und kräftezehrende Arbeit

Trotz des Maschineneinsatzes ist die Brennholzaufbereitung immer noch eine gefährliche und kräftezehrende Arbeit. Gerhard Reis erinnert sich an die Zeit, als es mit seinem Großvater und Vater „in den Wald ging“. Erst Mitte der siebziger Jahre wurde eine Motorsäge beschafft – bis dahin erfolgten der Einschlag, das Sägen und das Spalten mit einfachen Handwerkzeugen. Noch in den frühen Nachkriegsjahren wurde das Holz mit Ochsengespannen abtransportiert. Den schweren Fahrzeugen mit den schmalen eisenbeschlagenen Rädern war es untersagt, die leichter befahrbaren Wald- und Feldwege der Nachbargemeinde Untergrombach zu benutzen, um dort keine Spurrillen zu hinterlassen, und die Bauern mussten ihre Zugtiere über das teils steile Weingartener Gelände plagen. Eine zusätzliche Einnahmequelle in der kalten Jahreszeit war das Ausgraben und Aufbereiten der im Boden verbliebenen Baumstümpfe – eine fast unmenschliche Kraftanstrengung. Es konnten teils zwei oder drei Tage vergehen, bis eine Baumwurzel freigegraben und mit Hilfe der Zugtiere aus dem Boden gezerrt und verladen war. Da wundert es nicht, dass die Wohnzimmer nur an Weihnachten oder für besondere Anlässe beheizt wurden und dass die Dorfwirtschaften abends die Funktion von Wärmestuben für die von harter Arbeit gezeichneten Männer erfüllten.

70 Hektar Wald in privater Hand

Lediglich 70 der rund tausend Hektar Weingartener Forst befinden sich in privater Hand. Für Familie Reis ist die Pflege des kleinen Waldstücks am Pfadberg ein Stück Tradition mit praktischem Nutzen. So verbringt man auch gerne mal das Jahr über einige Stunden auf eigenem Grund und Boden in der Natur, um das wuchernde Efeu von den Stämmen zu entfernen. Die Kletterpflanze ist zwar kein Parasit, doch sie reduziert den Lichteinfall am Boden. Die Eschen-, Buchen- und Ahornbäume bedanken sich für die intensive Zuwendung mit einer üppigen Naturverjüngung und mit einem Holzzuwachs von rund vier Festmetern pro Jahr. Dieser wärmt nach der Aufbereitung und zweijährigen Trocknung das eigene Zuhause. So schließt sich der Kreis. (gö)

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13.05.2025
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